Von Helmut Burlager
Es ist zwei Jahre her, da stand ich mit dem jungen Kleinbauern Ibrahim Adams auf einem ausgedörrten Acker in Bulengha im nördlichen Ghana, und er zeigte stolz sein abgeerntetes Hirsefeld. Die Ernte war gut gewesen.
Ob Ibrahim seinen Acker noch hat? Vermutlich schon, aber in Afrika greift ein Phänomen
um sich, das sich „Land Grabbing“ nennt, es ist Landraub nicht mit Gewalt, sondern mit Hilfe von Geld. Spekulanten aus Industrieländern kaufen riesige Flächen, um darauf Früchte anzubauen, von denen die Menschen in Afrika nicht satt werden, weil sie für den Export und im Zweifel für deutsche Benzintanks bestimmt sind. Die örtlichen Kleinbauern verlieren ihre Existenzgrundlage, werden im günstigeren Fall zu Arbeitern auf dem Land, das sie seit Generationen beackert haben, im ungünstigeren Fall werden sie arbeitslos.
Land Grabbing, bei uns undenkbar? Das Landwirtschaftsministerium hat im September 2012 Alarm geschlagen, weil Investoren immer mehr Flächen in Niedersachsen aufkaufen, um daraus Profit zu schlagen. Die Kauf- und Pachtpreise für die Landwirte steigen. An den Flächen, die zur Erzeugung von Nahrungsmitteln benötigt werden, knabbern aber auch die Baulandentwicklung der Gemeinden, die Ausweisung neuer Industrie- und Gewerbegebiete, der Bedarf an Ausgleichsflächen für große Bauprojekte, die zunehmende Nutzung für Maisanbau zur Biogaserzeugung. Für kleinere Betriebe wird’s eng, Bauer Janssen kämpft wie Bauer Adams um die Existenz. In den Tagen rund um das Erntedankfest darf man ruhig einmal würdigen, dass wir sie auch in Zukunft brauchen, damit wir satt werden.
(Der Beitrag erschien am 29. September 2012 im Jeverschen Wochenblatt)