Von Klaus Homola
Carolinensiel – Der Fachsprache der Küstenfischer in Ostfriesland hat sich der Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Siewert (Neuharlingersiel/Groß Holum und Münster) verschrieben. Unter Mitarbeit von Wilko Theessen aus Dornum, vielen befragten Fischern und Gewährsleuten entstand ein umfangreiches Informations- und Nachschlagewerk mit dem Titel „Von Kamerunern, Pilgrims und Tobiaswaden“. „Mit diesem Buch soll zumindest der Sprachschatz bewahrt und Interesse geweckt werden für die faszinierende Welt der Küstenfischerei, verbunden mit der Hoffnung, dass diese besondere Sprache der Fischer auch künftig auf den Kuttern zu hören sein wird“, erläuterte Siewert seine Zielsetzung bei der Vorstellung des Buches im Kapitänshaus des Deutschen Schifffahrtsmuseums Carolinensiel.
Foto: Sponsoren, Interviewpartner, Fischer und Gewährsleute sorgten für die Erstellung eines Buches des Sprachwissenschaftlers Prof. Klaus Siewert (5. v. rechts). Mit von der Partie Museumsleiter Manfred Sell (3. v. r.). Bild: Klaus Homola
Und was hat es mit dem Titel auf sich? Kameruner ist eine untermaßige Seezunge und Pilgrims wird von der Gewaltlosigkeit der Pilgrim father abgeleitet und auf einen Hummer übertragen, der beim Fang seine Scheren verloren hat und nun wehrlos ist. Tobiaswade schließlich verbindet die alttestamentliche Geschichte des Tobias („Oh Herr, er will mich fressen“) mit einem vom Strand aus zu bedienenden Netz zum Fang von Tobiasaalen, als Köderfische genutzte kleine Aale.
Im Vergleich mit anderen Fachsprachen vermeide die Sprache der Fischer komplizierte Begriffe und sei kurz und knapp, so der Sprachforscher. Als Beispiel nannte er das Wort „Kaiserscholle“, die als gewöhnliche Flunder durch den Namen aufgewertet werde.
Auch wenn das Buch abgeschlossen sei, gehe der Prozess des Sammelns mit Ergänzungen und Korrekturen weiter, sagte Siewert. Das Buch beschreibt die Geschichte der Küstenfischerei in Ostfriesland, bietet ein alphabetisch gegliedertes Wörterbuch der Fachsprache, erläutert die sprachwissenschaftlichen Ergebnisse und fasst schließlich die wesentlichen Ergebnisse in komprimierter Form zusammen. Viele Fotos und Zeichnungen vervollständigen die Ausführungen.
Auf 202 Seiten wurde mit der jetzt vorliegenden Vorauflage zu Forschungszwecken ein erster Schritt zur vollständigen Dokumentation und Erforschung der Sprache der Küstenfischer in Ostfriesland getan. Das Buch wurde von der Sparkassenstiftung Harlingerland und der EWE Stiftung gefördert.