Von Helmut Wilbers
Sich für die Geschichte des Standortes Schortens und des Fliegerhorstes Jever zu interessieren ist ein überaus nobles Unterfangen des Kommandeurs des Objektschutzregiments in Upjever, Hans Peter Dorfmüller. Wer sich des Vergangenen nicht erinnert, ist bekanntlich dazu verdammt, alles noch einmal zu erleben (so G. Santayana).
Die Geschichte begann damit, dass die Militärplaner in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen massiven Holzeinschlag in den seinerzeit zweitältesten Forst des Deutschen Reiches veranlassten, um hier einen Flugplatz zur Vorbereitung auf den kurz bevorstehenden Angriffskrieg einzurichten. Nach dem verlorenen Kriege wurden durch die Landesforstverwaltung zur Schadensbegrenzung sogleich Aufforstungsarbeiten durchgeführt. Sie wurden aber bereits kurze Zeit später zunichte gemacht, da die Alliierten in Gestalt der Royal Air Force weitere Waldbestände durch Betonierung und Erweiterung der Startbahn zerstörten. Der Upjeversche Forst als einstmals zusammenhängendes Gebiet wurde nun in ganzer Länge geteilt und seiner alten wertvollen Biotope vollends beraubt. Hier sei besonders an den einzigartigen Reiherhorst erinnert, an den sich sicher noch viele Jeverländer erinnern. Auch gehörte der direkte historische Weg zwischen Jever und dem Forsthaus Upjever über die sog. „Jeversche Allee“ in Verlängerung des Moorlandweges seither der Vergangenheit an.
Die Zeiten des Krieges sind vorbei, und auch der kalte Krieg mit seinem Rüstungswahnsinn gehört hoffentlich für immer der Vergangenheit an. Im Zuge dieser Entwicklung und der aktuellen militärischen Strukturreformen wurde im letzten September die Entwidmung des Standortes als Fliegerhorst beantragt. Gleichzeitig wird der Standort als neue Heimat für die „Obj’s“ aufgewertet und mit umfangreichen Investitionen modernisiert. Die Arbeitsplätze bleiben erhalten und werden sogar noch erweitert, der lästige Fluglärm ist verklungen, die Kerosinwolken über Schortens sind verflogen. Insgesamt doch eine positive Entwicklung, mit der man zufrieden sein kann.
Doch was wird aus dem Torso des Forstes Upjever? Jetzt und heute bietet sich die Chance, der Natur zu ihrem Recht zu verhelfen und einen zusammenhängenden überregionalen Grünzug wieder herzustellen. Die bis 1951 bestehende Grenze des Fliegerhorstes, eben die Jeversche Allee, und das sich östlich anschließende Gebiet muss zu diesem Zwecke wieder hergestellt, bewaldet und mit seinen Feuchtbiotopen (Mittelalterliche Teichanlagen des Klosters Oestringfelde) renaturiert werden. Die Bundeswehr hätte bei diesem Vorgehen noch genügend „großflächiges Übungsareal fürs Regiment“ einschl. einer Landebahn für Bergungsübungen zur Verfügung, und dann gibt es ja auch noch das Sennelager, wo gemeinsam mit den britischen Waffenbrüdern geübt werden soll.
Die überparteiliche Initiative „UPJEVER-LIEB-ICH!“ hat mit Unterstützung der Grünen den genannten Vorschlag formuliert und im September an das Niedersächsische Agrarministerium als Dienstherr der Landesforsten herangetragen, um konsensfähige Verhandlungen mit dem Bundesverteidigungsministerium über eine Rückübertragung bzw. Kauf des genannten Gebietes einzuleiten.
Eine konstruktive Begleitung und Unterstützung dieser Initiative durch Herrn Dorfmüller wird sehr gern angenommen. Dies dürfte dem Image der Bundeswehr auch zuträglicher sein als die noch vor fünf Jahren verordneten Abholzungsmaßnahmen in den Einflugschneisen, die durch öffentlichen Protest glücklicherweise verhindert werden konnten.
Helmut Wilbers ist Sprecher der Aktion „UPJEVER-LIEB-ICH!“
Ein Kommentar zu „Schwerter zu Pflugscharen? Startbahn zu Wald machen!“