Aus unheilvoller Zeit

Zweiter Weltkrieg und Nationalsozialismus in Friesland sind gut erforscht

Friesland – Das „tausendjährige Reich“ der Nationalsozialisten währte nur zwölf Jahre, eine Zeit, die danach mancher am liebsten aus dem individuellen wie aus dem kollektiven Gedächtnis gestrichen hätte. Doch die Zeit des Hitler-Faschismus, die Entwicklung dahin und der Zweite Weltkrieg im Landkreis Friesland sind gut erforscht und umfangreich dokumentiert.

Zwar sind gerade in den letzten Wochen der braunen Herrschaft zahlreiche Dokumente, die schuldhafte Verstrickungen von Staats- und Parteidienern hätten beweisen können, planmäßig vernichtet worden. Doch die verbliebenen, umfangreichen Quellen reichen aus, den Weg vom Aufkommen des Nationalsozialismus in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts über Hitlers Machtergreifung, die Zerstörung der Demokratie, Judenverfolgung und Kriegsvorbereitung, Eroberungskrieg und planmäßiger Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Mittel- und Osteuropa bis hin zur militärischen Niederlage und bedingungslosen Kapitulation Deutschlands nachzuverfolgen.

Um die Erforschung der NS-Zeit und der Judenverfolgung im Jeverland haben sich in den 80er Jahren besonders Schüler des Mariengymnasiums Jever unter dem engagierten Lehrer Hartmut Peters verdient gemacht. Den Zweiten Weltkrieg und seine Auswirkungen auf die Küstenregion hat wie kein anderer der Wangerooger Hans-Jürgen Jürgens erforscht und dokumentiert. Sein Buch „Zeugnisse aus unheilvoller Zeit, ein über 700 Seiten starkes, kiloschweres und mit historischen Details und Augenzeugenberichten randvoll gestopftes Kriegstagebuch, ist seit Jahren ein Bestseller.

Der Vareler Holger Frerichs, der in Jever geboren wurde und eben jener jungen Forschergeneration am Mariengymnasium entstammt, die als erste mit dem Tabu brach, an der NS-Zeit zu rühren, hat die jüngere Zeitgeschichte zu seinem Hobby und Lebensinhalt gemacht. Er hat inzwischen mehrere fundierte Bücher über den „Marsch ins Dritte Reich“, den „Bombenkrieg in Friesland“ und das „Kriegsende 1945 in Varel“ geschrieben und veröffentlicht.

Wer sich für die militärischen Strukturen in der Region Wilhelmshaven-Friesland im Zweiten Weltkrieg interessiert, für den ist das Buch von Friedrich August Greve das Richtige. Er verfasste eine umfangreiche Dokumentation über die Luftverteidigung im Abschnitt Wilhelmshaven von 1939 bis 1945.

Dass man sich dem Thema auch anders nähern kann, beweist der gebürtige Wangerooger Wolfgang Sander, der mit „Warum jetzt noch? Warum“ einen kleinen Roman über das Ende des Krieges auf Wangerooge verfasst hat. Er schildert die Schrecken des Bombenangriffs aus einer ganz persönlichen Sicht.

Hans-Jürgen Jürgens: Zeugnisse aus unheilvoller Zeit. Ein Kriegstagebuch über die Ereignisse 1939-1945 im Bereich Wangerooge-Spiekeroog-Langeoog. ……………….

Holger Frerichs: Der Bombenkrieg in Friesland 1939 bis 1945. Eine Dokumentation der Schäden und Opfer im Gebiet des Landkreises Friesland. Jever 1997, in dritter Auflage erschienen im Verlag Hermann Lüers, Jever. ISBN 3-00-002189-2.

Holger Frerichs: Das Kriegsende 1945 in Varel. Das Ende des Zweiten Weltkrieges und der Beginn der alliierten Besatzungszeit im südlichen Landkreis Friesland 1945/46. Jever 2004. Verlag Hermann Lüers, ISBN 3-980 9226 -1 – 8.

Holger Frerichs: Der Marsch ins Dritte Reich. Dokumentation zur Geschichte der NSDAP im Gebiet Varel, Friesische Wehde und Jade/Schweiburg bis zur Machtübernahme 1933. Jever 2003. Verlag Hermann Lüers, Jever, ISBN 3-9806885 – 7 – 7.

Friedrich August Greve: Die Luftverteidigung im Abschnitt Wilhelmshaven. 2. Marineflakbrigade. Jever 1999. Verlag Hermann Lüers, Jever. ISBN 3-980 6885-0-X

Wolfgang Sander: Warum jetzt noch? Warum? Erschienen 2002 im Eigenverlag, erhältlich im örtlichen Buchhandel.

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