Murten in der Schweiz

Mittelalter zum Anfassen

Von Brigitte Meiners

Murten – Es ist eine Stadt wie aus dem Bilderbuch: Vom Wehrgang der begehbaren Ringmauer, die die Stadt umgibt, erkennt man: Hier hat die Zeit nicht viel verändert, hier ist alles beim Alten geblieben, hier ist alles überschaubar.

DSCI0041 Die drei Längsgassen werden durch eine Quergasse verbunden, das war’s auch schon. Fachwerkhaus reiht sich an Fachwerkhaus, und in den Laubengängen der Hauptgasse lässt es sich wunderbar flanieren.

Murten oder Morat, wie es auf Französisch heißt, ist ein sehenswertes Kleinod im Westschweizer Kanton Fribourg, auf einer Anhöhe direkt am Murtensee gelegen, ein „Stedtli“, in dem die Zeit still zu stehen scheint.

Es ist ein Ort, wunderbar geeignet für Tagträume, in denen Edelmänner und –frauen am Ende der Gasse auftauchen oder barfuß laufende Kinder hinter einem Reif herlaufen. In Murten ist die Vergangenheit zum Greifen nahe, Mittelalter zum Anfassen.

DSC07660 Und doch lebt und pulsiert das kleine Schweizer Städtchen, das mit attraktiven Lädchen in den Arkadengängen aufwartet, das, sobald das Wetter es erlaubt, ein Straßencafé neben dem nächsten mit Leben füllt, sodass die Hauptgasse zu einem einzigen farbenfrohen Klecks verschmilzt, begrenzt vom Berntor.

In Murten kann man ungestört bummeln, Mittelalter atmen und auf der Ringmauer sich vorstellen, wie es war, als Herzog Karl der Kühne von Burgund im Jahr 1476 die von den Zähringern gegründete Stadt belagerte. Seine Versuche, sich das Städtchen einzuverleiben, schlugen fehl, die Eidgenossen trugen den Sieg davon. Als „Schlacht bei Murten“ ging das Ganze in die Geschichte ein.

Auch das Schloss zeugt von längst vergangenen Zeiten, hoch reckt es sich über dem Murtensee und schützt das Städtchen. Die Außenmauern des Schlosses sind Teil der Befestigungsanlage der Stadt.

DSCI0025 Rathaus und Hotel deVille: So steht es an dem Bau aus dem Jahr 1447. Murten liegt direkt auf der Sprachgrenze zwischen französisch- und deutschsprachiger Schweiz, und die malerische Kleinstadt mit nur etwa 6000 Einwohnern präsentiert sich heute zweisprachig, wenngleich der deutsche Anteil überwiegt. „Grüessech“ oder „Bonjour“: Die Murtner beherrschen meist beides, und für das deutsche Ohr ist sowohl das eine wie das andere Fremdsprache. Denn das Schwiizerdütsch ist nur etwas für Eingeweihte. Doch in Murten ist man auf Tourismus eingestellt: Sobald der Gast signalisiert, dass er nichts versteht, geht’s auf Hochdeutsch weiter.

DSCI0034 Apropos Tourismus: Nicht nur der Städtetourist kommt hier auf seine Kosten, ein Besuch des Museums lohnt ebenso wie eine informative Stadtführung. Nur wenige hundert Meter von der Innenstadt liegt der Murtensee, von einer Promenade gesäumt, die fast mediterrane Atmosphäre verströmt. Über den See hinweg, vis à vis der Stadt, der Mont-Vully, wo das vielleicht kleinste Weinanbaugebiet der Schweiz liegt. Dieses Gebiet lässt sich auf verschiedenen Themenwegen erkunden, und wer sich sportlich auf zwei Rädern betätigen will, ist im Murtner Umland bestens aufgehoben. 170 Kilometer Radwege und 90 Kilometer Pisten für Inline-Skater – was will man mehr? Wassersport in Variationen ist auf dem Murtensee ebenso möglich wie eine ganz gemütliche Fahrt mit dem Ausflugsschiff. Murtensee, Bieler See und Neuenburger See: Eine Drei-Seen-Fahrt lohnt sich unbedingt.

 

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Egal, ob man es nun sportlich aktiv oder lieber geruhsam angehen will. Die Fribourg Region bietet viel – auch kulinarisch. Käsefondue zu jeder Jahreszeit, der frische Barsch aus dem See kommt als Eglifilet auf den Tisch, und nicht zu vergessen, der Nidelkuchen. Rahm in Schichten auf Hefeteig unter süßer Karamellkruste. Die Schweizer haben nicht nur „Ricola“ erfunden, sondern auch das süße Leben.

 

 

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