„So Gott will, werde ich nächstes Jahr wieder mitfeiern können“

Vor hundert Jahren schrieb ein Soldat an seine Freunde in Jever

Von Helmut Burlager

Püttbier, das Traditionsfest der Brunnengemeinschaften in Jever am Montag nach Heilige Drei Könige, stand vor hundert Jahren  ganz im Zeichen des wenige Monate zuvor ausgebrochenen Weltkrieges. Die große Kriegsbegeisterung, mit der deutsche Soldaten, umjubelt von der Bevölkerung, in die Schlacht gezogen waren – längst verflogen. Das zeigt auch ein Brief eines Jeveraners an seine Püttgenossen. Vor hundert Jahren traf er beim damaligen Püttmeister Max Jung ein, der in der Kleinen Wasserpfortstraße 1 wohnte. Ihn und seine Püttbrüder, die wenige Wochen vorher gemeinsam Püttbier gefeiert hatten, wird der Brief sehr berührt haben.
PüttDer  vergilbte, mit Tinte in deutscher Kurrentschrift geschriebene Brief findet sich im alten Püttbuch der Püttacht Mönchwarf. Wiederentdeckt wurde er jetzt vom Schriftführer der Püttgemeinschaft, Gerd Paurat, der ihn auch „übersetzte“. Verfasser des Briefes ist  Walter Hildebrand, der damals in der Wasserpfortstraße 14 lebte und das Schreiben am 26. Januar 1915 als Dankeschön für ein Geschenk seiner Freunde geschickt hat.
„Lieber Herr Püttmeister, liebe Mitbürger“, schrieb Walter Hildebrand. „Gestern bekam ich ein Paket von meinem lieben Nachbarn Jung und dachte im stillen, getreue Nachbarn und dem Gedenken meiner auch noch im Feindesland. Wie ich jedoch den Karton öffne, war ich überrascht von unserer lieben alten Püttacht beschenkt zu werden. Ich habe mich sehr dazu gefreut und danke ihnen Allen ganz lieb dafür.
Es ist schön von Ihnen, dass ihr auch in Kriegszeiten, dieser alten schönen Sitte der Zusammenkunft beibehalten habt. So Gott will werde ich nächstes Jahr wieder mitfeiern können. Hoffentlich haben wir dieses Jahr die Rechnungen nicht zu groß gemacht und wird nicht so lange dauern. 
Mir geht es hier im Feindesland gut, anfangs waren die Strapazen und Entbehrungen sehr groß, besonders anfangs in Belgien bekamen wir wenig Schlaf und tagsüber kaum trockenes Brot und Wasser, manchmal tagelang nicht zu genießen, hatte bis 25 Pfund abgenommen. In St. Loup wurde die Verpflegung besser und haben seitdem unser regelmäßiges Leben.
Hoffentlich ist der unglückselige Krieg bald zu Ende damit ich Ihnen persönlich meinen Dank abstatten kann.
Auf baldiges Wiedersehn in der Heimat und Grüße an Alle
Ihr Walter Hildebrand
PS. Ich bitte sie alle auch Ihre lieben Familien zu grüßen“
Walter Hildebrand hat den Ersten Weltkrieg überlebt. Er wurde 1878 in Jever geboren und ist 1942 in Wilhelmshaven gestorben. Er  war 1911 in die Püttacht eingetreten, wurde 1917 und 1936 Püttmeister. Bis 1938 taucht sein Name im Püttbuch auf.
Mehr über das Püttbier: Das Fest des sauberen Trinkwassers

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