Licht gegen das Analphabetentum
Jeveraner will afrikanische Schulen mit Strom versorgen. Für 7000 Euro lässt sich eine Solaranlage mit Batteriespeicher installieren.
Von Helmut Burlager

Jever – Antoine Adeyika Bankoley würde gerne dafür sorgen, dass 240 Kindern in einem Dorf im westafrikanischen Togo ein Licht aufgeht. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn die rund 5000 Einwohner zählende Gemeinde Wli-Centre in der Präfektur Zio hat keine Stromversorgung. Was zur Folge hat, dass ab 18 Uhr, wenn in dem Land nah am Äquator die Sonne untergeht und es sehr schnell stockfinster wird, Kinder wie auch Erwachsene nur noch im flackernden Schein von Petroleumlampen lesen können. Was weder für die Umwelt noch für die Augen gut ist.
Und es schadet den Bemühungen um die Alphabetisierung auch der erwachsenen Bevölkerung, von der mehr als die Hälfte nicht richtig lesen und schreiben kann. Antoine Bankoley, der seit vielen Jahren in Friesland lebt, hat sich entschieden, sich in seinem Heimatland sozial zu engagieren. Eine Dorfschule in Adabadji-Kope verfügt dank der Initiative des Jeveraners und der Unterstützung der Serviceclubs der Soroptimisten „Stadt Luxemburg“ und „Lome I – Togo“ bereits über eine Solaranlage, die tagsüber das Sonnenlicht in Energie umwandelt. Der Strom, in Batterien gespeichert, bringt dann abends Energiesparlampen im Klassenraum und auf der Veranda zum Leuchten. Das Projekt lief so erfolgreich, dass jetzt Spenden für die Ausrüstung einer zweiten Schule gesammelt werden. Antoine Bankoley hofft dabei auch auf Unterstützung aus Friesland.
Die Idee ist relativ simpel und kostet auch nicht allzu viel Geld. Beim aktuellen Projekt sind es 7000 Euro, die Antoine Bankoley mit Hilfe weiterer Spender aufbringen möchte. Erste Teilbeiträge von Freunden unter anderem aus den Freimaurerlogen „Wilhelm zum silbernen Anker“ in Wilhelmshaven und „Blücher“ in Jever sowie von den Französisch-Schülern eines Gymnasiums in Berlin sind bereits eingegangen. Ziel ist, eine auf Standard-Solarmodulen basierende Elektroinstallation auf die Grundschule von Wli-Centre zu bauen, durch die alle sieben Schulklassen mit Licht ausgestattet werden können. An der Grundschule finden im Rahmen der nationalen Alphabetisierungskampagne Abendkurse für die erwachsene Bevölkerung statt. Das ist aber wegen der fehlenden Beleuchtung nur sehr eingeschränkt möglich. Elektrisches Licht auf Solarbasis würde dieses Problem lösen. Auch könnten Schüler dann noch in den Abendstunden für die Schule üben und sich auf Prüfungen vorzubereiten.
Benötigt werden für die Installation in zwei Gebäuden mit je drei und vier Schulklassen vier Solarmodule, ein Wechselrichter, ein Laderegler, vier 12-Volt-Batterien und 36 Leuchten mit Energiesparlampen sowie Kleinmaterial. Das würde 7000 Euro kosten. Wenn das Geld zusammen ist und das Material vor Ort, würde wie schon beim ersten Projekt der Sohn von Antoine und Waltraud Bankoley, Alexander, auf eigene Kosten nach Togo reisen und die Anlage aufbauen. Alexander Bankoley ist Elektroingenieur, er lebt in Saarbrücken.
Spenden für das Projekt laufen über das Konto des Vereins Afrikahilfe der Fresenia-Loge; er stellt auch Spendenbescheinigungen aus. Gern informiert Antoine Bankoley auch im persönlichen Gespräch oder hält Vorträge über die Arbeit in Togo, wo er und seine Frau mit Hilfe des Vereins Afrikahilfe und der Loge WzsA auch schon eine Krankenstation in Lomé unterstützen.
Ein Pendler zwischen zwei Welten
Antoine Adeyika Bankoley ist 71 Jahre alt, er stammt aus Lomé in Togo. Nach dem Abitur kam er auf Einladung der Carl-Duisberg-Gesellschaft 1964 nach Deutschland, war zunächst an der Deula-Schule Sinzig bei Bonn und schloss einen Lehrgang in Landmaschinentechnik und Landbau ab. Seine weitere Ausbildung absolvierte er an der Raiffeisen-Genossenschaftsschule in Sindelfingen und bei der Raiffeisenbank in Wesel, bevor er 1966 zur Gießerei Sande kam. Er absolvierte anschließend sein Studium an der Fachhochschule Wilhelmshaven als Diplom-Kaufmann. Er hatte beschlossen, zunächst in Deutschland zu bleiben, fand Arbeit bei Olympia in Roffhausen, wo er in der betriebswirtschaftlichen Auswertung arbeitete, bevor die Holsten-Brauerei in Hamburg ihn für ihre Braustätte in Lomé anheuerte. Aus dem halben Jahr, das er als Trainee in Hamburg verbringen sollte, wurden dann fünf, allerdings mit regelmäßigen Reisen nach Togo.
1973 war es soweit. Antoine Bankoley, mit einer Wilhelmshavenerin verheiratet, nahm das Angebot an, als kaufmännischer Direktor ins Management der Brauerei in Lomé einzusteigen und zog mit seiner jungen Familie – zwei von drei Söhnen waren schon geboren – in seine Heimatstadt. Deutschland blieb zweites Standbein, und nachdem 1980 der dritte Sohn geboren worden war und für die beiden älteren die schulische Laufbahn in Lomé an Grenzen stieß, ging zunächst Waltraud Bankoley 1988 zurück und zog in das zwei Jahre zuvor gebaute Haus in Neustadtgödens. 1993 brach im Zuge einer politischen Krise in Togo auch Antoine seine Zelte dort ab, ließ sich von der Holsten-Brauerei frühpensionieren und gründete später eine eigene Handelsfirma. In Lomé haben sie weiter ein zweites Zuhause und verbringen dort jedes Jahr ein paar Wochen, während sie in Friesland inzwischen in Rahrdum zu Hause sind. Die Söhne Alexander, Marc und Florian sind längst aus dem Haus und haben beruflich erfolgreich ihren Weg gemacht, worauf Antoine Bankoley besonders stolz ist. „Das Wichtigste ist, seinen Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen.“ Das haben seine Eltern einst für ihn getan, das taten er und seine Frau für die Söhne, und deshalb engagiert er sich auch für Bildungsprojekte in Togo.
Ein Kommentar zu „Antoine Adeyika Bankoley“