Die Besten kommen zum Schluss

Soldaten

Als Flieger rückten sie gestern in die Kaserne in Upjever ein: Jakob Schäfer aus Schortens, Dennis Kroo aus Bremen, Kevin Steinbrück aus Bassum und Hasan Osta aus Bremen (von links). Keiner von ihnen hat ein Problem damit, zur Bundeswehr eingezogen worden zu sein.

Von Helmut Burlager

Upjever, 10. März 2011 – Jakob Schäfer (22) hatte ganz andere Pläne. Bei einer Firma im Emsland hatte er Straßenbauer gelernt, jetzt wollte er gerade in seine Heimatstadt Schortens zurückziehen, um hier am großen Straßenbauprojekt B 210 mitzuwirken. Doch am 8. Dezember warf ein Brief alles über den Haufen: Im Postkasten lag der Einberufungsbescheid.

Kaum vier Wochen später, am 3. Januar, stand Jakob Schäfer als Rekrut in der Otto-Lilienthal-Kaserne im fränkischen Roth stramm. An diesem Tag rückte er mit dem „letzten Jahrgang“ an Wehrpflichtigen vor der Abschaffung der Wehrpflicht ein. Seit Anfang dieser Woche tut er nun Dienst in Upjever, mit zwölf anderen Wehrpflichtigen und einigen Freiwilligen wurde er gestern auf dem Fliegerhorst begrüßt

„Es hat mich ein wenig aus der Planung herausgerissen“, sagt Jakob Schäfer. „Ich hatte natürlich mitgekriegt, dass es mit der Wehrpflicht zu Ende geht und gehofft, dass ich drum herum komme. Aber ich finde es jetzt ganz in Ordnung.“ In seinem Beruf werde er auch danach wieder Fuß fassen können. Immerhin wohnt er jetzt wieder in Schortens, ist „Heimschläfer“.

Auch Dennis Kroo hatte anderes vor. Eigentlich hatte der 20-Jährige aus Bremen sich zwar schon mal beim „Bund“ beworben, wollte in die Pionierlaufbahn, war dann aber nicht genommen worden. So machte er eine Ausbildung zum Maler und Lackierer. Im März hätte er nun seine Meisterausbildung beginnen wollen, doch dann kam der Einberufungsbescheid. Für Dennis ist es in Ordnung. „Es gefällt mir gut, ich überlege jetzt, mich noch einmal zu bewerben, um dann beim Bund das Abi nachzuholen und vielleicht studieren zu können.“

Hasan Osta (22) aus Bremen sieht in seiner Einberufung ebenfalls eine Chance. Nach der Schule hatte er nur Jobs bei einer Zeitarbeitsfirma bekommen, jetzt überlegt er, sich länger zu verpflichten, um die Möglichkeiten der Aus- und Fortbildung zu nutzen. Die Bundeswehr fand er sowieso „cool“, wie er sagt, und außerdem hätte er eh zum Militär gemusst. Wäre er nicht zum „Bund“ gegangen, hätte ihn die türkische Armee eingezogen, denn Hasan hat die doppelte Staatsbürgerschaft. Da habe er sich für die deutsche Wehrpflicht entschieden, die auch kürzer sei.

Kevin Steinbrück (19) aus Bassum hatte auch gejobbt, als Straßenbauer in der Schweiz. Er hatte von vornherein Interesse an der Bundeswehr gehabt, die Grundausbildung machte ihm Spaß, nun ist er als Freiwilliger eingerückt und möchte Soldat auf Zeit werden. Im Mai 2012 geht’s für ihn nach Afghanistan – das unterscheidet ihn von den Wehrpflichtigen, mit denen er zusammen angefangen hat. Sie alle freuen sich auf eine gute Zeit in Upjever und sind sogar ein bisschen stolz, dass sie „die Letzten“ sind. Ein wenig verschmitzt sagt Jakob Schäfer: „Das Beste kommt zum Schluss.“  Und meint: die Besten.

Der Beitrag erschien am 10. März 2011 im Jeverschen Wochenblatt

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