Sie schauen noch?

Ausstellungsprojekt des Schlossmuseums Jever zum Thema Einzelhandel im alten Jever

Dr. Maren Siems und Nina Bormann suchen noch Bilder, Dokumente und Ausstellungsstücke

Von Helmut Burlager

Jever –  Wer in das Eisenwarengeschäft von Bernd Oetken kommt und beispielsweise nach  einer Rohrschelle sucht, mit dem wird der Kaufmann in den engen Gängen des Ladens verschwinden und ganz hinten aus einem Schrank mit vielen Schubladen so ein kleines Metallteil herausfischen, wie es der Kunde braucht.

Oetken

Fast 150 Jahre alt ist das Eisen- und Haushaltswarengeschäft, das Bernd Oetken in der Neuen Straße führt. Bei ihm kann man noch Metallwaren „en détail“ kaufen. Die Schubladen des alten Kleinteile-Schrankes bergen wahre Schätze. Foto: Helmut Burlager

Es gibt dort auch Schrauben, Muttern, Haken, Griffe, Knöpfe, Scharniere, Vorhangschlösser und tausend andere Sachen, und weder muss man es gleich im Dutzend kaufen noch ist es aufwendig in Blisterpackungen eingeschweißt. Es ist halt ein Eisenwarenladen, wie es sie früher in jeder Stadt gab, neben Gardinengeschäften,   Miederwarenläden, Hutmachern, Farbengeschäften und vielen anderen Handelsunternehmen mehr, die Dinge verkauften, welche man heute fast nur noch im Baumarkt oder in Einkaufszentren findet.

Wie bei Bernd Oetken und   den anderen Händlern in Jever, die als Inhaber noch selbst hinterm Ladentresen stehen, wurde man früher  überall persönlich bedient – wenn nicht vom Chef, dann wenigstens von geschultem Personal.

„Sie schauen noch?“ war ein geflügeltes Wort, und genau so soll auch eine Ausstellung heißen, die das Schlossmuseum Jever gerade vorbereitet und die am 30. Oktober im Schloss eröffnet werden soll. Das Projekt wird von den beiden Mitarbeiterinnen Dr. Maren Siems und Nina Bormann vorbereitet, und neben vielen Ideen haben sie auch schon eine Menge Material zusammengetragen: Exponate aus früheren jeverschen Läden, Bilder, Dokumente, Zeitungsberichte und -annoncen. Der Zeitraum, auf den sich die Ausstellung über die alte „Koopstadt Jever“ beziehen wird, erstreckt sich vom mittelalterlichen Marktplatz bis zu den achtziger Jahren, als Jever recht spät die ersten Fußgängerzonen ausbaute.

DettmersHutschachtel aus dem alteingesessenen Modehaus Dettmers in Jever. Foto: Helmut Burlager

Besonders interessant wird die Beschäftigung mit früheren Einzelhandelsgeschäften und alteingesessenen Kaufmannsdynastien sein, denn Namen wie Oetken, Dettmers, Reese, Hanenkamp, Pekol, van Lengen, Wessels, Krüger, Wille und andere sind ja weiter in der Geschäftswelt präsent und stehen für gut geführte Familienunternehmen. Auch andere Namen von Unternehmen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht weitergeführt wurden wie C.F. Onken, Mally, Sjuts, Spielwaren Müller, Kleinsteuber, Rocker, „Zickzack“ Neumann, der Textilhändler Mendelssohn oder die Weinhandlung Drost & Willms, um nur Beispiele zu nennen, sind noch vielen Jeveranern präsent.

FolckersDas Modegeschäft Folckers, von dem diese Hutschachtel stammt, war in der Schlachtstraße ansässig. Foto: Helmut Burlager

Das Schlossmuseum Jever ist nun sehr daran interessiert, eventuell noch in den Familien der Inhaber, ehemaliger Verkäuferinnen und Verkäufer oder anderer Jeveraner  vorhandene Fotos, Dokumente und Exponate zu finden. Vieles findet sich bereits im Schlossmuseum, etwa alte Hutschachteln, historische Miederwaren oder andere Produkte, die einst in Jever gehandelt wurden, aber auch Teile von Ladeneinrichtungen und viele Fotos. Wer aber noch etwas beisteuern kann, gern auch als Leihgabe, sollte sich bei den Mitarbeiterinnen des Schlossmuseums Jever melden. Maren Siems ist unter 04461/744427, Nina Bormann unter 04461/744426 zu erreichen.

www.schlossmuseum.de

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