Tag 89 | Landflucht

„Wie groß muss die Not sein, dass Menschen alles hinter sich lassen und sich in die Hand von Schlepperbanden geben?“, fragt Stefan Knüppel, Vorstand der Entwicklungsorganisation Opportunity International Deutschland. Im neuen Newsletter von OID geht es darum, wie die Landflucht aus Dürregebieten und Krisenregionen vermieden werden kann. Flucht ist keine Lösung!

Tag 88 | Kunst

Vater und Sohn – das kann ein spannungsgeladenes Verhältnis sein. Der eine will dies, der andere will das. So spannungsgeladen wie die Kunstwerke von Andreas Reiberg und Stephan Schmidt, die inzwischen an drei Standorten in Jever zu sehen sind, ist auch die Diskussion um diese Kunstwerke. Die einen finden sie schön, die anderen hässlich. Was will der Künstler mehr, als dass die Menschen sich mit ihren Arbeiten auseinandersetzen, statt achtlos vorbeizugehen? Das neue Werk des Grafiker-Bildhauer-Duos steht am Elisabethufer, direkt gegenüber der Brauerei.

Vater und Sohn. Skulptur von Andreas Reiberg und Stephan Schmidt. Jever, Elisabethufer, März 2014. Foto: Helmut Burlager
Vater und Sohn. Skulptur von Andreas Reiberg und Stephan Schmidt. Jever, Elisabethufer, März 2014.
Foto: Helmut Burlager

Tag 87 | Dienst ist Dienst

Fall jemanden interessiert, was ich den ganzen Tag so treibe. Musik hören zum Beispiel …

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Appell zur Neuausrichtung des Objektschutzregiments der Luftwaffe „Friesland“ am 28. März 2014 in Upjever.

Tag 87 | Radiotipp

Franz Radziwill (1895-1983) präsentierte die Natur und das Meer als geheimnisvolle Idylle, engagierte sich aber auch für den Schutz der Natur. Das Franz-Radziwill-Haus in Dangast und das Schlossmuseum in Jever würdigen den Maler und sein Lebenswerk vom 6. April bis 31. August in dem Ausstellungsprojekt „Die Halbinsel der Seligen – Franz Radziwill in der Natur“. Damit befasst sich am Dienstag, 1. April, in der Stunde ab 19 Uhr der „Kulturspiegel“ auf NDR 1 Niedersachsen. Livestream

Tag 86 | Emissionen

Früher war auch nicht alles besser. Wenn man sich die Gemälde alter Meister anschaut, erkennt man sehr genau die Folgen von Umweltverschmutzung und Zerstörung. DRadio Wissen hat darüber jetzt einen interessanten Beitrag veröffentlicht: „Alte Meister malen Umweltverschmutzung“. Klimaforscher haben Bilder  der letzten 500 Jahre analysiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass mancher schöne Sonnenuntergang aus dem beginnenden industriellen Zeitalter nur dank der vielen Staubpartikel zustande gekommen ist, die den Himmel verdüsterten. Unter dem Aspekt könnte man sich auch mal die alten Kinderlieder vornehmen. Was ist die Volksweise „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp-klapp. Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach, klipp-klapp“ denn anderes als eine Klage schlafloser Betroffener über Lärmemissionen?

Tag 85 | Gedenksekunde

Homebanking ist ja keine sentimentale Angelegenheit, es sei denn, es fällt einem besonders schwer, sich von seinem Geld zu trennen. Ansonsten ist es ein nüchterner Vorgang, je nach Sicherheitsverfahren über mehrere Schritte verlaufend vom Aufrufen der Internetseite, Eingabe des Nutzers und des Passwortes über das Ausfüllen des Formulars bis hin zum Generieren der Transaktionsnummer – und weg damit. Beim Online-Banking eines Kreditkartenunternehmens mit englischem Namen und Sitz in Hamburg ist es allerdings ein wenig anders und rührt mich jedesmal an. Denn um ins Allerheiligste, zu den Kontoauszügen, zu gelangen, muss der Kunde hier nicht nur sein „Alias“ und sein Passwort eingeben, sondern wird in einem weiteren Sicherheitsschritt mit einer Frage konfrontiert, die in den meisten Fällen wohl tatsächlich nur der Kontoinhaber aus dem Stand beantworten kann. „Wie lautet der Mädchenname Ihrer Mutter?“, „Wo ist Ihr Vater geboren?“ und „In welchem Jahr wurde ihre Mutter geboren?“. Kein Problem, das schnell auszufüllen. Und jedesmal blitzt für einen Moment eine kleine Erinnerung an die längst verstorbenen Eltern auf. Bei einer Alltagshandlung, die profaner nicht sein könnte. Chapeau für die, die sich das ausgedacht haben.

Tag 84 | Haltung

Rauchen ist ja eine Frage der Haltung. Die Rauchenden tun es wahlweise mit Stolz oder eher verschämt. Die Nichtrauchenden sind mal tolerant, mal militant. Eine Meinung zum Rauchen hat jeder. In meiner Firma haben die Nichtraucher die Raucher jahrelang mit allerdings nachlassender Geduld ertragen. Als Jungredakteur habe ich in einem Sechs-Mann-Kleinraumbüro gearbeitet, in dem ich der einzige Nichtraucher war. Über das Rauchverbot wurde später nicht groß gestritten, die verbliebenen Süchtigen rotten sich seit Jahren an einem ungemütlichen Ort vor dem Damenklo zusammen, bei gutem Wetter wird eine Seiteneingangstür geöffnet, bei schlechtem zieht der Qualm durchs Gebäude. Oft wurde ihr Reservat dort in Frage gestellt, lange konnten sie es verteidigen, doch nun ist Schluss. Der Hausmeister baut ihnen draußen gerade ein Gartenhäuschen aus dem Baumarkt auf, dort sollen sie bald weitab von Arbeitsplätzen ihrem Laster frönen, ein letzter Rückzugsort für diese armen Menschen. Der Verschlag misst zweimal zwei Meter, viel höher ist er auch nicht, die Tür hat jemand konstruiert, der früher für Pygmäen in Afrika baute. Ein wenig mitleidig schauen die Nichtraucher jetzt auf die Raucher, die da demnächst in bußfertig gebeugter Haltung hineinschlüpfen müssen, und fragen sich: Ist das eigentlich artgerecht?

Tag 83 | Erinnerung

JudenMehr als 300 Jahre lang haben Juden in Ostfriesland friedlich Tür an Tür mit ihren christlichen Nachbarn gewohnt. Die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Einwohner in den dreißiger und vierziger Jahren des vergangene Jahrhunderts hat nicht nur eine ganze Bevölkerungsgruppe ausradiert, auch die Erinnerung an diese Menschen scheint ausgelöscht zu sein. Nur selten wird noch über die Familien gesprochen, die einst hier lebten, und wer Spuren jüdischen Lebens im Nordwesten entdecken will, muss schon sehr genau hinschauen. Das hat der Autor und Buchverleger Theo Schuster aus Leer getan und vor drei Jahren das Buch „Weet ji wall, wor Löbje wohnt… Spuren jüdischen Lebens in Sprache und Literatur“ herausgegeben. Er trug darin viel Material zusammen, zahlreiche Texte, deren Protagonisten Juden waren. Nach Erscheinen des Buches erhielt Schuster so viele weitere Hinweise, dass er jüngst die Fortsetzung herausgebracht hat. „Aber die Juden sind fort…“ heißt der Band, indem der Autor weitere Spuren jüdischen Llebens in Sprache und Literatur in und um Ostfriesland offenlegt.

Anekdoten und Geschichten, Volkskundliches, Literaturbeispiele aus Lyrik und Prosa hat Schuster zusammengetragen, darunter bemerkenswerte Lesefunde wie das Gedicht eines Juden aus Bunde, der 1933 seine fast hellseherische Klage darüber in Reime fasste, warum Deutschland, dem er Treue und Liebe versprochen habe, ihn ächte und meide. „Ich habe keine Heimat mehr“, schreibt er, „und dennoch lieb ich dieses Land, in dem schon meine Wiege stand.“ Das Buch dokumentiert Vorurteile und Aberglauben im Zusammenhang mit Juden, die zunehmenden Vorbehalte ihnen gegenüber ebenso wie die Verzweiflung mancher Nichtjuden darüber, was ihren Nachbarn in der Nazizeit angetan wurde. Ein faszinierendes Mosaik literarischer „Stolpersteine“, die die Erinnerung an das einst so friedliche und selbstverständliche Miteinander von Christen und Juden lebendig halten soll.

Illustriert ist das neue Buch mit 14 Radierungen von Gerd Rokahr aus Esens, die einzelne Kapitel des Bandes und das jüdische Leben in Ostfriesland veranschaulichen.

Theo Schuster (Hrsg.): Aber die Juden sind fort… 122 Seiten, 14 Illustrationen, gebunden, 19,90 Euro. Verlag Schuster, Leer, ISBN 978-3-7963-0394-4 | Buchbestellung

Tag 82 | Alptraum

Michael Konken. Foto: Anja Cord/DJV
Michael Konken. Foto: Anja Cord/DJV

„Die Vorstellung, dass die Kommunikation von Journalisten abgehört, mitgelesen, gespeichert und ausgewertet wird, ist ein Alptraum für die ganze Gesellschaft“ – sagt der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, Michael Konken (Wilhelmshaven). Der DJV hat die Mitglieder des Bundestags-Untersuchungsausschusses zur Aufklärung der NSA-Affäre aufgefordert, intensiv möglichen Verletzungen der Pressefreiheit und des Informantenschutzes nachzugehen.  Konken: „Wo die Freiheit der Medien eingeschränkt wird, ist es um die Freiheit der Gesellschaft schlecht bestellt.“

Tag 81 | Antiquarisch

Schatz im Bücherregal. Bloß nicht verkaufen. Foto (c): Helmut Burlager
Schatz im Bücherregal. Bloß nicht verkaufen. Foto (c): Helmut Burlager

Das Ding ist ja längst vergriffen, im eigenen Bücherregal verstauben noch einige wenige Exemplare so vor sich hin. Aus den Augen, aus dem Sinn, und plötzlich wird einem das eigene Buch zum Verkauf angeboten. Hat leichte Gebrauchsspuren, wie der Herausgeber inzwischen auch. Nicht schlecht: Der Wert hat sich in 14 Jahren jedenfalls ungefähr verdreifacht. Grund genug, vom Altbestand nichts mehr rauszurücken. Immerhin, „100 Jahre Jeverland“ gibt’s wieder, und zwar hier!