Der Jaspersche Garten in Jever

Der Jaspersche Garten an der Sophienstraße in Jever. Die Anlage ist denkmalgeschützt.
Foto (c): Helmut Burlager

Jever– Die Stadt Jever verfügt, ganz versteckt und selbst den Jeveranern kaum bekannt, über ein Kleinod der Gartenkunst. Das sogenannte Schulersche Haus an der Lindenallee, das 1911 von dem Architekten Theodor Eilers für Auktionator Hajo Jürgens erbaut und 1924 von dem Arzt Dr. Otto Schuler erworben wurde, verfügt über einen bemerkenswerten Obst- und Patriziergarten mit einem langen, aus Apfelbäumen gebildeten Laubengang, von Buchsbaum umsäumten Rabatten, wertvollen alten Bäumen, einem historischen Teepavillon und einem großen Teich. Früher wurde der Hausgarten auch als Jasperscher Garten bezeichnet, weil er auf dem weitläufigen Gelände angelegt wurde, das früher zum Anwesen der Familie Jaspers am Schlosserplatz gehörte. Aus ihr ist der berühmte Philosoph Karl Jaspers hervorgegangen. Er streifte als Kind in der Gegend dort herum und dürfte auch den Garten hinterm Schulerschen Haus gekannt haben.

Der Gartenhistoriker Dr. Eberhard Pühl hat die versteckte Anlage schon vor fast 20 Jahren in seinen Gartenführer „Parks und Gärten zwischen Weser und Ems“ (Isensee Verlag, ISBN 978-3-89995-716-7) aufgenommen. Er schreibt zu den Parks und Gärten in der Stadt Jever: „Der wertvollste Bürgerhausgarten befindet sich in der Lindenallee. Vom Haus führt ein etwa 50 Meter langer Apfellaubengang zu einem Teehaus. Der Weg wird von schmalen Rabatten mit Buchsbaumbordüren begleitet. Ein Goldfischteich bildet den Gartenabschluss. Der Vorgarten zeichner sich durch markante Laubbäume aus. Selbst in der Stadt Oldenburg ist ein Garten dieser Qualität nicht erhalten.“

Das wurde im Jahr 2008 vorübergehend angezweifelt, zumindest von der Denkmalpflege, die auf Nachfrage beschied, weder Gartenanlage noch Gartenhaus seien es wert, ins Denkmalverzeichnis aufgenommen zu werden. Die Denkmalpfleger begründeten dies unter anderem damit, dass der Garten und das Haus keine gestalterische Einheit bildeten und die Anlage „ohne jeden Gestaltungsanspruch“ angefügt worden sei. Auch seien der Garten und das Teehäuschen historisch nicht recht einzuordnen. „Vollkommener Quatsch“, urteilte darauf Gartenfachmann Dr. Pühl. Hintergrund war, dass die Eigentümer des Hauses und Gartengrundstücks erwogen hatten, das Grundstück teilen zu lassen, so dass eine Parzellierung gedroht hätte. Zum Glück gaben die Neffen des einst dort wohnenden Dr. Schuler die Absicht wieder auf. Bericht im Jeverschen Wochenblatt

Nach Einschätzung Pühls ist der „Jaspersche Garten“ auf jeden Fall ein Garten- und Kulturdenkmal, ein schönes Beispiel für frühere jeversche Gärten. Haus und Garten bildeten durchaus eine Einheit, genauso seien Oldenburger Gärten früher angelegt
worden, mit einem Wäscheplatz zwischen Haus und Garten und eher schlicht in der Anbindung zum Gebäude. Um den Denkmalpfleger zu widerlegen, hatte Pühl zusammen mit dem Vorsitzenden des Jeverländischen Altertums- und Heimatvereins, Volker Landig, dann weiter geforscht und herausbekommen, dass der Garten wohl schon im 19. Jahrhundert, also deutlich vor dem Bau der Villa, angelegt worden ist, als ein großes zusammenhängendes Grundstück zwischen dem Schlosserplatz, an dem das historische Jaspers-Haus steht, und der heutigen Sophienstraße parzelliert wurde.

Wertvollster Baum in der Anlage ist dieser uralte Walnussbaum. Foto (c): Helmut Burlager

In einem Aufsatz für den Historien-Kalender auf das Jahr 1977 hat der damals schon betagte Autor Georg Schmidt über die „herrschaftlichen Gärten“ um die Jahrhundertwende in Jever geschrieben. „Geborgen hin­ter dichtem Weißdorn ist der frühere Jaspersche Garten an der Sophienstra­ße dank der Naturliebe des 1972 ver­storbenen Arztes Dr. med. Otto Schu­ler immer noch eine Stätte der Erbau­ung. An dem vor fast einhundert Jahren angelegten Spalier, das noch alljährlich Früchte trägt, erkennt man, mit wel­cher Liebe diese Anlage einst geplant und bis heute gepflegt wurde. Durch das Spalier gelangt man zu dem alten Gar­tenhaus, das noch in seiner damaligen Gestaltung erhalten ist. Meine Eltern haben uns Kinder oft zum Sonntagsbe­such beim damaligen Pächter A. D. Köster mitgenommen (…) Auf einer  Spiritusflamme wur­de der Tee zubereitet.

Kaum zugänglich: Der Teich in der hintersten Ecke des Gartens, am Philosophenweg gelegen.
Foto(c): Helmut Burlager

Man unterhielt sich familiär, geprägt vom Stolz auf die Werke der Vorfahren. Am Teichufer hinter dem Gartenhaus ließen wir Kin­der einen Bindfaden ohne Haken an einem Angelstock ins Wasser und taten so, als ob Fische anbeißen würden. Eberesche und Kastanie rahmten diese Idylle ein und spiegeln sich noch heute im klaren Wasser des kleinen Gold­fischteichs. Der ehemalige Jaspersche Garten sollte der Stadt Jever als Hei­matdenkmal erhalten bleiben!”

Verwunschen: Gartenhaus im denkmalgeschützten Garten an der Sophienstraße.
Foto (c): Helmut Burlager

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