Nix lever as Jever

Vielleicht geht es Ihnen genauso wir mir. Vorausgesetzt, Sie wohnen auch in Jever. Bin ich auf Reisen und lerne jemanden kennen, dem ich sage, woher ich komme, dann antwortet er regelmäßig mit der etwas erstaunten Rückfrage „Jefer?“ „Ja“, antworte ich dann. „Jever, so wie das Bier.“ „Aaah“, sagt mein Gegenüber dann: „Aus Jeewer!“ Und ein Lächeln huscht über sein Gesicht.

Gewiss, der hohe Bekanntheitsgrad unserer lieben, kleinen Stadt rührt vom Produkt her, das hier hergestellt wird und dank ausgezeichneter Marketingstrategien, die nicht allein in Jever ausgetüftelt wurden, im gesamten deutschsprachigen Raum einen exzellenten Namen hat, – wenn auch falsch gesprochen. Einiges vom Glanz der Marke strahlt auf die Stadt ab und auf die Menschen hier, die auf diesen Zusammenhang nicht eben ungern aufmerksam machen. Aber das ist beileibe nicht alles. Ein Jeveraner, sei er eingeboren oder zugezogen – so große Unterschiede macht man da in Jever glücklicherweise nicht – ist in aller Regel stolz darauf, ein Jeveraner zu sein. Das unterscheidet ihn vielleicht ein bisschen von den Bewohnern von Nachbarstädten, die der Erklärung, woher sie kommen, gerne den Halbsatz „da gibt’s auch schöne Ecken“ anfügen und dass ihre Stadt unterschätzt würde.

Das kann man von Jever nicht sagen, der „Perle Frieslands“, wie sie sich früher in einem Werbeslogan selbstbewusst nannte. Ja, zugegeben, vielleicht muss man gegenüber skeptisch dreinblickenden Großstädtern vielleicht mal hervorheben, dass das kulturelle Leben hier gar nicht so provinziell ist und dass ein Hamburger oder Berliner ja auch nicht unbedingt jeden Abend ins Theater oder ins Konzert rennt, und dass es nach Bremen ja im Übrigen nicht so weit sei. Aber im Großen und Ganzen müssen wir uns nicht verstecken: In dieser Stadt kann man wunderbar leben und arbeiten. Familien finden gute Kindergärten, tolle Schulen und lebendige Vereine. Das Kulturleben ist reich und von einer Qualität, die Außenstehende nicht unbedingt vermuten. Unser Schloss ist eben kein „Heimatmuseum“, sondern ein hoch professionell geführtes Haus der Kultur und Wissenschaft, unsere Bräuche wie das Püttbier und der Getreuen-Kommers lassen sich nicht kopieren, die Zeitung ist eine der ältesten in Deutschland, die Jugendherberge eine der schönsten, die Altstadt für norddeutsche Verhältnisse außergewöhnlich reizvoll, die Gastronomie vielseitig, die vielen Sagen und Geschichten so spannend und amüsant, dass wir sie auch auswärts gern zum Besten geben. Mit anderen Worten: „Nix lever as Jever!“

Der Beitrag erschien am 9. März 2011 in einer Sonderbeilage des Jeverschen Wochenblatts aus Anlass des 475-jährigen Stadtjubiläums von Jever

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