Kniphausens kurze Rolle im Welthandel

Von Rainer Beckershaus

Wilhelmshaven– Die Herrlichkeit Kniphausen mit der bekannten Burg, mit Varel und den Häfen Hooksiel, Inhausersiel und Kniphausersiel (Rüstersiel) war zur Zeit Napoleon I. ein bedeutender Teilnehmer im Seehandel. Darauf hat Fregattenkapitän a.D. Jürgen Miesler von der Deutschen Gesellschaft für Schiffahrts- und Marinegeschichte in einem Vortrag vor dem Nautischen Verein Wilhelmshaven hingewiesen und schlug damit ein regionales Kapitel Schifffahrtsgeschichte auf.

Beim Entstehen dieses Zwergstaates, der teilweise auf dem Gebiet der heutigen Stadt Wilhelmshaven, teilweise im heutigen Landkreis Friesland lag, spielte Wilhelm Gustav Friedrich von Bentinck eine besondere Rolle, dessen Familie aus den Niederlanden stammte und 1738 in den Besitz von Kniphausen gelangte.

Frankreich wie England, wegen des napoleonischen Hegemonialanspruchs gegeneinander im Krieg, hatten die Neutralität Kniphausens anerkannt, was Wilhelm von Bentinck geschäftlich zu nutzen verstand. Er stellte ausländischen Reedern Flagge und Schiffspapiere zur Verfügung und förderte damit besonders während der ab 1806 gegen England gerichteten Kontinentalsperre einen blühenden Seehandel mit Schmuggelware.

Bis zu 500 Schiffe fuhren unter von Bentincks blau-weiß-blauer Flagge, doch konnte dieser Handel nicht unentdeckt bleiben und französische Truppen besetzten 1810 den als „Mücke“ auf der Landkarte bezeichneten Kleinstaat. In diesem Zusammenhang ist auch der Auftrag einer exakten Vermessung des Jadereviers zu sehen, wie sie mit der in Wilhelmshaven gut bekannten Seekarte des Hydrologen Beautemps-Beaupré 1812 unternommen wurde. Jürgen Miesler sieht Wilhelm von Bentinck als einen Initiator für diese moderne Jadevermessung. Auf jeden Fall gab sein Vortrag einmal mehr Motivation für einen Ausflug zur Burg Kniphausen.

7. Dezember 2011

Hinterlasse einen Kommentar