Von Helmut Burlager, 24. Juli 2010
Wenn die großen Ferien begonnen haben und unter den daheimgebliebenen Politikern die große Langeweile ausbricht, fängt die „Ich-will-Zeit“ an. Gestern war wieder so ein Tag, an dem Agenturen meldeten, David McAllister „will“ niedersächsische Politiker in der CDU-Spitze haben, der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus „will“ neue Ausrüstung für die Soldaten, Norbert Röttgen „will“ die Ölbohrungen in der Nordsee stoppen.
Es sind vernünftige Ansätze darunter, also Sachen, die im Grunde jeder will, und weniger vernünftige Forderungen, die keiner will. Vorgestern meldete die Deutsche Presseagentur, dass Walter Mixa (das ist dieser Bischof, den niemand mehr will) in ein Frauenkloster einziehen und dort seinen Ruhestand verbringen will. Gestern meldete dieselbe Agentur, dass die Nonnen in dem Kloster das auf keinen Fall wollen.
Ebenso bizarr ist, dass Ministerin Özkan den Journalisten vorschreiben will, wie sie über das Thema Migration und Integration zu berichten haben. Das läuft wahrscheinlich darauf hinaus, dass man über Problemtürken nicht mehr schreiben darf, wohl aber über Karrieretürken. Wobei Letztere leicht zu Ersteren werden können, wie der Fall Özkan zeigt. Den tollsten Ich-will-Vorschlag aber machte ein FDP-Politiker namens Erwin Lotter, den man bislang nicht kannte, der aber gestern über dpa dadurch von sich reden machte, dass er eine besonders nette Idee zum Jugendschutz einbrachte. Nein, er will keine Insel-Jugendheime schließen und auch nicht Gewalt- und Pornovideos verbieten lassen. Er forderte schlicht ein Verbot von Fast Food für junge Leute unter 16. Weil Pommes, Bic Macs, Cheeseburger und derlei Sachen ungesund seien und man den Eltern nicht zutrauen könne, dass sie sich eigenverantwortlich um eine gesunde Ernährung ihrer Kinder kümmern,müsse der Gesetzgeber aktiv werden.
Ich will, lautet mein verzweifelter eigener Beitrag zur Stopfung des Sommerlochs durch unsinnige Forderungen, ich will, dass solche Politiker keine Interviews mehr geben dürfen…
Ein älterer Betrag,aber sehr Aktuell. Ich möchte Ihre Story gern weiter verbreiten, Grüsse aus Hamburg sendet Pat
Aber gerne doch …