Die Bilder, die es in dieser Woche aus Ayn al Arab in Syrien in unsere Fernsehnachrichten geschafft haben, müssen vielen Deutschen schon deshalb an die Nieren gegangen sein, weil sie so viel Ähnlichkeit haben mit den historischen Aufnahmen, die wir aus unseren eigenen Geschichtsbüchern kennen: Zehntausende von Menschen in langen Kolonnen unterwegs auf der Flucht vor Gewalt und Gefangenschaft, auf der Suche nach einem sicheren Platz, wo das Leben nicht mehr in Gefahr ist.
Die Umstände mögen andere gewesen sein, die Verzweiflung und Panik ist die gleiche, egal ob Flüchtlinge sich aus Ostpreußen oder Schlesien in langen Trecks auf den Weg machten oder ob Jesiden, Christen oder nicht-sunnitische Muslime in Syrien oder im Irak ihre Dörfer verlassen, weil sie mit dem Tod bedroht werden.
Deshalb ist befremdlich, mit wie wenig Empathie manche Menschen bei uns dem Leid der Flüchtlinge dort begegnen. So lange sie in Lagern nahe der Grenze zu ihrer Heimat eingepfercht sind, mag ja noch Mitgefühl für die Bürgerkriegsopfer da sein, aber sobald sie als Asylbewerber in Deutschland angekommen sind, ändert sich schlagartig die Einstellung. Die möchten doch bitteschön woanders bleiben, aber nicht auf unsere Kosten bei uns leben wollen, es ist ja eng genug hier, und uns schenkt auch keiner was und überhaupt, sie sehen anders aus und passen nicht zu uns …
So ähnlich war übrigens auch die Willkommenskultur gegenüber den Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten, als sie auf der Flucht vor den Russen nach Westdeutschland kamen. Man kann das in vielen Flüchtlingsbiografien nachlesen.
Der Städte- und Gemeindebund Friesland hat sich in dieser Woche für die Schaffung einer zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge im Landkreis ausgesprochen, weil die Wohnungen für Asylbewerber knapp werden. Machen wir uns nichts vor: Da kommen Diskussionen und sicher auch neue Probleme auf uns zu. Vielleicht sollten wir uns dann ab und zu vor Augen halten, dass Flucht und Verfolgung auch deutsches Schicksal war und ist.
Hat dies auf ickemich rebloggt und kommentierte:
„Vielleicht sollten wir uns dann ab und zu vor Augen halten, dass Flucht und Verfolgung auch deutsches Schicksal war und ist.“ ist ein, nach meinem Empfinden, sehr kluger Schlußsatz.
Die Empathie für die Menschen, die „… in Lagern nahe der Grenze zu ihrer Heimat eingepferch sind…“ sehe ich allerdings bei vielen Mitmenschen hier und heute ‚bei uns‘ auch nur sehr selten.
Leider!