Der in Jever geborene Berufspilot flog 60 verschiedene Flugzeuge und wirkte sogar in Kinofilmen mit
Von Helmut Burlager
Upjever – In Friesland ist der Name vielleicht in Vergessenheit geraten, weltweit dagegen ist er in Fliegerkreisen ein Begriff: Im Alter von 88 Jahren ist am 25. Mai 2025 der Pilot Walter Eichhorn gestorben, eine Fliegerlegende.

Sein bewegtes Leben begann 1936 in Jever. Walter Eichhorn wuchs in unmittelbarer Nähe des Fliegerhorstes Upjever auf, der nur wenige Wochen vor seiner Geburt eingeweiht worden war, und erlebte während seiner Kindheit und Jugend den Aufschwung und die Dramen der Militärfliegerei hautnah mit.
War das der Grund für seine eigene Leidenschaft für die Luftfahrt? Erst einmal absolvierte Eichhorn nach der Schulzeit aber eine Lehre als Kraftfahrzeugmechaniker, und mit 19 wanderte er mit seinen Eltern nach Kanada aus. Man hätte in Jever vielleicht nie wieder von ihm gehört, wäre er im Kfz-Beruf geblieben. Aber er machte den Pilotenschein, kaufte sich ein erstes eigenes Flugzeug, wurde 1963 vom Hobby- zum Berufspiloten. Als er trotz inzwischen erworbener kanadischer Staatsbürgerschaft keine Anstellung als Verkehrsflugzeugführer fand, ging er mit seiner ebenfalls deutschstämmigen Frau nach Deutschland zurück, ließ sich bei der Lufthansa weiterbilden und begann eine 30 Jahre währende Pilotenkarriere bei der größten deutschen Fluggesellschaft.
Aber das war nicht alles, er wurde auch erfolgreicher Fallschirmspringer, flog ab 1986 privat das berühmte deutsche Jagdflugzeug Messerschmidt Bf 109 aus dem Zweiten Weltkrieg, wirkte damit in Fernsehserien und Kinofilmen mit, unter anderem in „Operation Walküre“ mit Tom Cruise in der Hauptrolle. Eichhorn erwarb die Kunstfluglizenz, wurde Deutscher Meister in der Flugakrobatik. Seine Maschine, eine North American T-6, war nur sechs Jahre jünger als er selbst, er flog sie 44 Jahre lang. Er besaß und flog außerdem weitere Flugzeuge, von der berühmten „Tante Ju“ von Junkers bis zum Ostblock-Strahlflugzeug Aero L-29 Delfin. Insgesamt hat er 60 verschiedene Flugzeugmuster geflogen, bis hin zum Jumbo-Jet, kam auf eine Gesamtflugzeit von mehr als 20.000 Flugstunden und auf 2000 Fallschirmsprünge.
Walter Eichhorn, der in Bad Camberg lebte und zusammen mit seinem Sohn Toni ein Flugunternehmen betrieb, war bis zu seinem Tod vor wenigen Tagen fliegerisch aktiv. Er ist für seine Leistungen vielfach geehrt worden. 2018 nahmen ihn die „Living Legends of Aviation“ als Mitglied auf, ein exklusiver Kreis von 103 Stars der Weltluftfahrt. Auf dem Flughafen Siegerland ist vor einiger Zeit sogar eine Flugzeughalle nach ihm benannt worden. Vielleicht wird man in Jever oder Upjever eines Tages auch mit einer Straße oder einem Platz an ihn erinnern.