An Telefonzellen (jüngere Leser wissen mit dem Begriff etwas anzufangen) stand früher (mein Gott, ich werde alt) der Hinweis „Fasse Dich kurz!“ Das war vor allem denen sympatisch, die in der Schlange darauf warteten, dass sie endlich an die Reihe kommen. In Zeiten des Mobiltelefons und der Flatrates labert jeder so lange und so viel er will. Für Schreiber gilt die Aufforderung „Fasse dich kurz“ ja im Grunde auch, wenngleich eher diejenigen berühmt geworden sind, die sich nicht daran gehalten haben, was jeder erinnert, der die „Glocke“ auswendig lernen oder die Buddenbrooks lesen musste. Journalisten aber plagen sich tagtäglich mit mangelndem Platz herum und müssen deshalb schon aus Eigeninteresse einen Weg finden, die Wörterdiarrhoe aufzuhalten. Eine Kollegin einer befreundeten Zeitung hat’s darin inzwischen zu wahrer Meisterschaft gebracht, sie schreibt – wenn auch privat und nicht für die Zeitung – seit einiger Zeit Haikus. Japanisches Versmaß. Drei Zeilen, siebzehn Silben. Konzentrierte Botschaft, alles drin. Vielleicht sollte ich sie abwerben. Würde ja mordsmäßig Honorar sparen, wenn man sie losschickte: „Berichte doch bitte für uns über die Ausstellungseröffnung im Schloss. Ach, übrigens, ein Haiku reicht!“
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