Die Schlagzeile war ja zu erwarten. „Nach tödlichen Schüssen in Finanzamt Debatte über Sicherheit“ heißt es heute in den dpa-Nachrichten, nachdem in Rendsburg ein Steuerberater einen Finanzbeamten getötet hat. Die Überschrift passt immer, wenn einer einen erschießt, wo es nicht zu erwarten gewesen wäre. Man kann Finanzamt durch Schule, Arbeitsamt, Gericht, Jobcenter, Arztpraxis, Flughafen, Gefängnis, Spielplatz, Oktoberfest ersetzen und noch durch viele weitere Orte, an denen man gewohnheitsmäßig nicht erschossen wurde, bis es irgendwann doch passierte. Nun also wieder eine „Debatte über Sicherheit“. So wie damals, als die Justizbehörden beschlossen, in jedem Amtsgericht einen Metalldetektor aufzustellen, um Besucher kontrollieren zu können. Das passiert auch, wenn es Prozesse gibt, zu denen ein Publikum mit erhöhtem Aggressionspotenzial erwartet wird. An anderen Tagen staubt das Ding so vor sich hin, die Leute gehen dran vorbei. Bis einer kommt, vielleicht nur ein harmloser Steuerberater, dran vorbeigeht und jemanden erschießt. Dann wir es wieder eine „Debatte über Sicherheit“ geben.
„Seien wir ehrlich“, hat Erich Kästner gesagt. „Leben ist immer lebensgefährlich.“