Tag 291 | Braun

Manchmal hat man ja so ein Gefühl…

Wenn einmal im Jahr die Einladung zur „Sonnenwendfeier“ in Conneforde in der Redaktion eintrudelt, schmeiße ich sie in den Papierkorb. Nicht weil der Text, den ein Heimatverein schickt, wirklich anstößig wäre oder ich die Leute kennen würde, die so etwas veranstalten. Aber die Anmutung des Flugblatts – das Logo, die Frakturschrift, das Programm, die Heimattümelei, die Berufung auf die überlieferten Bräuche der Germanen und Kelten – ist: irgendwie braun, irgendwie völkisch, irgendwie nazi. Vielleicht tue ich den Veranstaltern damit unrecht, ich war noch nie zur Sonnenwende in Conneforde.

In Conneforde gibt es auch einen Friedhof, eine sogenannte Ahnenstätte. Und die lässt ahnen, dass der Ort im nördlichen Ammerland, hart an der Kreisgrenze zu Friesland, eine beträchtliche Anziehungskraft auf Leute ausübt, deren Kirchenferne und Atheismus aus einer Zeit rührt, die am Ende doch nicht ganz tausend Jahre gedauert hat. Über die „Letzte Ruhe für alte Nazis“ berichtete jetzt Radio Bremen. Dem Image des Dorfes ist es nicht wirklich zuträglich.

Ich glaub‘, ich schmeiß die Einladungen zu den Sonnenwendfeiern auch in Zukunft weg. Und mögen die Heimatfreunde dort noch so harmlos Volkslieder singen und Feuerräder rollen…

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