Es gibt nur wenige Regionen, die der NSDAP so früh und so massiv folgten wie das Jeverland. 1924 gaben ihr hier 22,6 Prozent (Deutsches Reich 6,6 %) der Wähler die Stimme, 1933 waren es dann 62,8 % (Reich 43,9 %). Aber damit nicht genug. Bei den Niedersächsischen Landtagswahlen 1951 machten 22,1 % der Wähler die Sozialistische Reichspartei zur zweitstärksten politischen Kraft des Jeverlands. Kurz danach wurde die NS-Nachfolgepartei vom Bundesverfassungsgericht verboten.
Das Gröschlerhaus Jever veranstaltet am Donnerstag, 29. August 2024, um 19 Uhr einen Vortragsabend mit dem Historiker Hartmut Peters über das Thema „Extremismus in der Mitte. Der Sufstieg der NSDAP im Jeverland bis zur Machtübefnahme 1933“. Der Eintritt ist frei.
Hartmut Peters sieht den Schlüssel zur Erklärung der frühen Effolg er deff tv Nationalsozialisten im Jeverland nicht allein in den Rahmenbedingungen Weimars und in der begünstigenden Sozialstruktur des Jeverlands, sondern bei namhaften Exponenten der eingesessenen bürgerlichen Eliten: „Der Aufstieg war hausgemacht, getragen von Studienräten des Mariengymnasiums, leitenden Verwaltungsbeamten, dem Jeverschen Wochenblatt, Kaufleuten, Wortführern des Landvolks und den evangelischen Pastoren. Das möchte ich an Biografien und Dokumenten aufzeigen.“ Als verbindenden Kitt sieht Peters Judenhass und Ablehnung von Demokratie und kultureller Moderne quer durch beinahe alle etablierten politischen Lager. Laut Peters wurde bisher aber fast manisch nur auf die NSDAP gestarrt, während die im historischen Schatten der offenen Verbrecher operierenden Eliten der „Mitte“ ungeschoren davon kamen. Obwohl sie dieselben extremistischen Grundüberzeugungen besaßen .
Am Ende Vortrags stehen offensichtliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten der politischen Zeiten damals und heute zur Diskussion. Der langjährige Lehrer am Mariengymnasium Jever Hartmut Peters hat die NS-Geschichte des Jeverlands und der Juden der Region erforscht und seit 1984 darüber publiziert. Seine Aufsätze sind auch über die Webseite groeschlerhaus.eu zugänglich.
Quelle: Pressemitteilung Gröschlerhaus Jever

