
Jever – Das Film-Service-Center in der Bahnhofstraße zeigt am Mittwoch, 20. März, um 20 Uhr erstmals in Jever den Film „Ebb un Flood“. Es ist ein experimenteller Film dokumentarischen Charakters, und zeigt durch Zeitrafferaufnahmen die Funktionsweise des Wattenmeeres, unterbrochen von Szenen in Echtzeit.
In dem zeitlichen Ablauf eines Tages – von null bis vierundzwanzig Uhr – wird der immer wiederkehrende Rhythmus der Nordseeküste deutlich gemacht. Die hohe Geschwindigkeit führt die Veränderungen der Gezeiten, der Meeresströmungen und die Wandlung des Wetters an der Küste, vor Augen. Auf Erklärungen und Beschreibungen wird größtenteils verzichtet, bis auf kurze plattdeutsch gesprochene Statements zweier auf dem Deich sitzender Dithmarscher Rentner, die dadurch das maritime norddeutsche Flair verstärken.

Längere Zeitrafferpassagen werden durch Echtzeitsequenzen, wie die Deichszenen, eine Wattführung und ein Fangfahrt mit einem Krabbenkutter, aufgelöst. Dadurch wird der Betrachter wieder in die gewohnte realistische Betrachtungswelt geführt und der Spannungsbogen wird so erhalten oder neu aufgebaut. Ziel des Films ist der Aufruf zu mehr Respekt und Achtung vor der Natur. Er zeigt wie bedrohlich die Natur sein kann, wie beinahe bedeutungslos der Mensch dagegen ist (obwohl er die wohl größte Bedrohung für sie darstellt), aber auch wie alles miteinander harmoniert, ebenso die atemberaubende Schönheit des Wattenmeeres mit surreal anmutenden Lichtspielen, bevor der Film mit einem in die blaue Nacht fahrenden Kutter endet, was eine Fahrt in eine ungewisse Zukunft symbolisiert. Eine Einladung, unsere Natur zu beobachten.
Autor von „Ebb un Flood“ ist der gebürtige Dresdener, Jahrgang 1967, der in Düsseldorf. Der PR- und Pressefotograf liebte von Kindheit an die Bilder, ob bewegt oder nicht. Mit elf Jahren gewann er mit einem Foto, das seinen kleinen Bruder zeigte, wie er sich am Portal der Frauenkirche nach der Türklinke reckte, den ersten Platz bei einem Schweizer Fotowettbewerb. Als DDR-Bürger konnte er die Auszeichnung aber nicht entgegennehmen. Mit 22, sechs Tage vor dem Mauerfall, flüchtete Döring in den Westen, arbeitete im Ruhrgebiet, in Hamburg und schließlich in Düsseldorf.

Die Nordsee hat 1989 sein Herz erobert, als er zum ersten Mal hier zu Besuch war. Drei Jahre arbeitete er an seinem Film, schoss dafür neben den Bewegtbildern auch 155.007 Fotos mit seiner Spiegelreflexkameras. Den Film sieht er als sein Lebenswerk.