„Ebb un Flood“ – experimenteller Dokumentarfilm über die Nordsee

Kommentieren "Ebb un Flood" - zwei Dithmarscher am Deich. Foto (c): Olaf Döring
Kommentieren „Ebb un Flood“ – zwei Dithmarscher am Deich. Foto (c): Olaf Döring

Jever – Das Film-Service-Center in der Bahnhofstraße zeigt am Mittwoch, 20. März, um 20 Uhr erstmals in Jever den Film „Ebb un Flood“. Es  ist ein experimenteller Film dokumentarischen Charakters, und zeigt durch Zeitrafferaufnahmen die Funktionsweise des Wattenmeeres, unterbrochen von Szenen in Echtzeit.

In dem zeitlichen Ablauf eines Tages – von null bis vierundzwanzig Uhr – wird der immer wiederkehrende Rhythmus der Nordseeküste deutlich gemacht. Die hohe Geschwindigkeit führt die Veränderungen der Gezeiten, der Meeresströmungen und die Wandlung des Wetters an der Küste, vor Augen. Auf Erklärungen und Beschreibungen wird größtenteils verzichtet, bis auf kurze plattdeutsch gesprochene Statements zweier auf dem Deich sitzender Dithmarscher Rentner, die dadurch das maritime norddeutsche Flair verstärken.

Landschaft in stetiger Veränderung: das Wattenmeer. Mit unzähligen Aufnahmen dokumentiert Olaf Döring  den Wandel. Foto (c): Olaf Döring
Landschaft in stetiger Veränderung: das Wattenmeer. Mit unzähligen Aufnahmen dokumentiert Olaf Döring den Wandel. Foto (c): Olaf Döring

Längere Zeitrafferpassagen werden durch Echtzeitsequenzen, wie die Deichszenen, eine Wattführung und ein Fangfahrt mit einem Krabbenkutter, aufgelöst. Dadurch wird der Betrachter wieder in die gewohnte realistische Betrachtungswelt geführt und der Spannungsbogen wird so erhalten oder neu aufgebaut. Ziel des Films ist der Aufruf zu mehr Respekt und Achtung vor der Natur. Er zeigt wie bedrohlich die Natur sein kann, wie beinahe bedeutungslos der Mensch dagegen ist (obwohl er die wohl größte Bedrohung für sie darstellt), aber auch wie alles miteinander harmoniert, ebenso die atemberaubende Schönheit des Wattenmeeres mit surreal anmutenden Lichtspielen, bevor der Film mit einem in die blaue Nacht fahrenden Kutter endet, was eine Fahrt in eine ungewisse Zukunft symbolisiert. Eine Einladung, unsere Natur zu beobachten.

Autor von „Ebb un Flood“ ist der gebürtige Dresdener, Jahrgang 1967, der in Düsseldorf. Der PR- und Pressefotograf liebte von Kindheit an die Bilder, ob bewegt oder nicht. Mit elf Jahren gewann er mit einem Foto, das seinen kleinen Bruder zeigte, wie er sich am Portal der Frauenkirche nach der Türklinke reckte, den ersten Platz bei einem Schweizer Fotowettbewerb. Als DDR-Bürger konnte er die Auszeichnung aber nicht entgegennehmen. Mit 22, sechs Tage vor dem Mauerfall, flüchtete Döring in den Westen, arbeitete im Ruhrgebiet, in Hamburg und schließlich in Düsseldorf.

Der Filmemacher Olaf Döring. Foto (c): Rainer Hotz, Hilden
Der Filmemacher Olaf Döring. Foto (c): Rainer Hotz, Hilden

Die Nordsee hat 1989 sein Herz erobert, als er zum ersten Mal hier zu Besuch war. Drei Jahre arbeitete er an seinem Film, schoss dafür neben den Bewegtbildern auch 155.007 Fotos mit seiner Spiegelreflexkameras. Den Film sieht er als sein Lebenswerk.

Das Wattenmeer mit allen Sinnen

Wolfgang Half aus Dangast schrieb ein Buch über das Jahr im Watt

Von Dirk von Polenz

Seekajak auf dem Jadebusen. Foto (c): Dirk von Polenz

Dangast – Das Wattenmeer – unendliche Weite, umspielt von Ebbe und Flut. Jetzt mit Beginn der Tourismussaison rückt diese außergewöhnliche Landschaftsform wieder ins Interesse der Reiselustigen und Naturfreunde. Wattwanderungen und Führungen durch die Salzwiesen erfreuen die Gäste genauso wie Krabben pulen und Muscheln sammeln. Doch das Watt liegt nicht nur jetzt an unserer Küste, sondern das ganze Jahr und stellt sich außerhalb der Urlaubszeit oft ganz anders dar.

Wolfgang Half aus Dangast hat ein Buch über das Jahr im Wattenmeer geschrieben.

Diesen „Gezeitenwechsel im Jahreswechsel“, zwischen Eisgang im Winter und Sturmfluten im Herbst erläutert Wolfgang Half aus Dangast in seinem neuen Buch „KIJAUU – zwölf Monate Wattenmeer“.

Der zweite Teil des Titels ist das Leitmotiv des Buches, den Wechsel der Natur im Laufe der Jahreszeiten. Das Schlagwort „Kijauu“ soll den am häufigsten gebrauchten Laut der Möwe in unterschiedlichen Dehnungen wiedergeben. „Laut gesprochen, dabei gedehnt und in einer hohen Tonlage, fühlt man sich gleichsam und unmittelbar ins Watt entführt, den Wind und Geruch der Landschaft spürend, der Unendlichkeit nahe…“, erläutert der Autor in der Einführung.

Das Buchcover.

Diese Erläuterung des Titels ist eine Aufforderung: Man muss sich auf das Wattenmeer mit allen Sinnen einlassen, man muss und darf dem Gefühl Platz einräumen. Wolfgang Half hat dies auf unzähligen Erkundungen getan, die meisten davon auf eigenem Kiel. Alleine oder zu zweit, ist er mit Seekajak oder Faltboot aufs Watt, in die Priele und auf die Sandbänke hinausgefahren. Sich ruhig verhaltend und bewegend hat er seine Beobachtungen gemacht, viele auch auf eindrucksvollen Fotos festgehalten. Dabei beschreibt Half oftmals eigentlich bekannte Phänomene wie das Einsetzen der Flut oder das Aufziehen eines Gewitters. Seine Schilderung ist jedoch so detailreich und mitreißend, dass man die Präsenz des Wattenmeers spürt. An anderen Stellen erfährt der Leser viele Einzelheiten aus der Tierwelt, insbesondere die Aufzucht der Säbelschnäblerküken wird spannend dargestellt.

Doch Half beschreibt nicht die heile Welt des Wattenmeers. Er spart auch dunkle Seiten nicht aus. Das sind natürliche Phänomene wie die soeben geschilderten Küken, die auf der nächsten Seite einer Silbermöwe zum Opfer fallen, als auch menschengemachte Probleme, wie der Todeskampf in einer Fischreuse. Auch die Problematik der Meeresverschmutzung wird im Nachwort, „kein Nachruf!“, wie der Autor betont, deutlich angemahnt. Natürlich ist auch der Mensch verwundbar. Die Episode „Schiffbruch“ im Kapitel „Oktober“ zeigt dies auf bewegende Art.

Das Buch will kein wissenschaftliches Werk und auch keine Anklageschrift sein, obwohl es von beidem etwas hat. In erster Linie ist es eine gefühlvoll geschriebene Schilderung des einzigartigen Lebensraums Wattenmeer. Ein Buch, das Lust macht auf Meer.

Wolfgang Half: KIJAUU – zwölf Monate Wattenmeer. Erschienen bei BoD-Verlag, Norderstedt, ISBN 978-3-8423-2779-5

Jevers fünfte Jahreszeit: das Püttbier

Am Montag nach Heilige Drei Könige feiert Jever ein besonderes Fest, das Püttbier. Ein Nachbarschaftsfest mit besonderer Tradition, geht es doch auf eine Art Lebensmittelverordnung zurück: Es dreht sich um sauberes Wasser.

Wangerpütt

Auf dieser historischen Aufnahme ist die Püttacht Wangerstraße zu sehen, eine von mehr als einem Dutzend historischer Püttgemeinschaften, die bis auf den heutigen Tag einmal im Jahr zusammenkommen, um die Rechnungslegung der Pütt (des Gemeinschaftsbrunnens) zu beschließen und einen neuen Püttmeister zu küren – und um kräftig zu feiern.

Mehr über das Püttbier in einem Artikel, der weitgehend auf Recherchen und einem vor fünf Jahren verfassten Text von Jevers früherem Stadtdirektor Ingo Hashagen fußt, hier: Zum Beitrag

Naturschutzverbände gegen neuen Torfabbau

Gemeinsame Pressemitteilung BUND und NABU:

Die Naturschutzverbände BUND, NABU und Naturschutzgemeinschaft Ammerland sind beunruhigt über die erneute Ausweisung zahlreicher Torfabbauflächen im Landkreis Ammerland in der Neuauflage des Landesraumordnungsprogramms (LROP). Von der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbemerkt, will die niedersächsische Landesregierung große Vorranggebiete für Torf im Landkreis bestätigen, erklärten jetzt die Vorsitzenden der drei Verbände. So werde am Beispiel der Geestrandmoore im Osten von Rastede die Dimension dieser Planung deutlich. Mit 726 ha im Hankhauser Moor (nördlich der B 211) und mit 587 ha im Loyer Moor (südlich der B 211) sollen weiterhin große zusammenhängende Grünlandflächen als Vorranggebiete für den Torfabbau vorgesehen werden. Der Landkreis Ammerland hatte erfolglos vorgeschlagen, die Ausweisung für das Loyer Moor zu streichen. Die Verbände bedauern, dass die niedersächsische Landesregierung dem Vorschlag nicht gefolgt ist. Lediglich für das Hankhauser Moor konnte eine Reduzierung der Abbaufläche um 154 ha erreicht werden.
Die Naturschutzverbände des Ammerlandes fordern den Erhalt dieser großen zusammenhängenden Moorlandschaften aus ökologischen und klimarelevanten Gründen. Zum einen sind die Flächen wegen der hohen Grundwasserstände von bis zu 80 cm nicht für einen Torfabbau geeignet. Eine fachgerechte Hochmoorregeneration wäre unter diesen Bedingungen nicht möglich. Außerdem würde durch die entstehende Seenlandschaft das Landschaftsbild vollkommen verändert. Zum anderen haben die fast ausschließlich extensiv bewirtschafteten Dauergrünlandflächen gegenwärtig eine hohe Bedeutung für vom Aussterben bedrohte Wiesenvögel, wie z. B. Neuntöter, Feldlerche, Wiesenpieper, Kiebitz, Wachtelkönig, Braun- und Schwarzkehlchen. Durch einen Torfabbau ginge dieser wertvolle Lebensraum verloren.
95 Prozent der ehemaligen Hochmoorflächen des einstigen Moorlandes Niedersachsen sind bereits zerstört. Vor diesem Hintergrund und aufgrund früherer Moorschutzprogramme schien Einigkeit darüber zu bestehen, dass die letzten Reste zum Erhalt der einmaligen Fauna und Flora der Moore unter Schutz gestellt werden müssen. Die Verbände bezeichnen die Ausweisung von Hoch- und Niedermoorflächen als Torf-Vorranggebiete als Rückfall in die 70’er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Nicht nur aus Gründen des Natur- und Artenschutzes, sondern auch aus der Verantwortung gegenüber dem Schutz des Klimas sei es unvertretbar, die eigentlich als CO2-Senken fungierenden Moore abzutorfen und damit riesige Mengen von CO2 in die Atmosphäre ab- zugeben. Eine 15 Zentimeter hohe Torfschicht speichert auf der gleichen Fläche in etwa ebensoviel CO2 wie ein 100-jähriger Wald. Das Land Niedersachsen wird mit der Bestätigung der Torfvorranggebiete seiner hohen Verantwortung im Moor- und Klimaschutz nicht gerecht.
Die Ammerländer Naturschutzverbände bitten die Bevölkerung und die betroffenen Kommunen, sich gegen die Pläne zur Wehr zu setzen und mit den örtlichen Landtagsabgeordneten zu sprechen. Noch gäbe es eine Chance auf Nachbesserung der Pläne. Eingesehen werden können die Pläne im Internet unter www.lrop-online.de.

Quelle / verantwortlich: Bernd Ziesmer, NABU Oldenburg, Schlosswall 15, 26122 Oldenburg