Das Wattenmeer mit allen Sinnen

Wolfgang Half aus Dangast schrieb ein Buch über das Jahr im Watt

Von Dirk von Polenz

Seekajak auf dem Jadebusen. Foto (c): Dirk von Polenz

Dangast – Das Wattenmeer – unendliche Weite, umspielt von Ebbe und Flut. Jetzt mit Beginn der Tourismussaison rückt diese außergewöhnliche Landschaftsform wieder ins Interesse der Reiselustigen und Naturfreunde. Wattwanderungen und Führungen durch die Salzwiesen erfreuen die Gäste genauso wie Krabben pulen und Muscheln sammeln. Doch das Watt liegt nicht nur jetzt an unserer Küste, sondern das ganze Jahr und stellt sich außerhalb der Urlaubszeit oft ganz anders dar.

Wolfgang Half aus Dangast hat ein Buch über das Jahr im Wattenmeer geschrieben.

Diesen „Gezeitenwechsel im Jahreswechsel“, zwischen Eisgang im Winter und Sturmfluten im Herbst erläutert Wolfgang Half aus Dangast in seinem neuen Buch „KIJAUU – zwölf Monate Wattenmeer“.

Der zweite Teil des Titels ist das Leitmotiv des Buches, den Wechsel der Natur im Laufe der Jahreszeiten. Das Schlagwort „Kijauu“ soll den am häufigsten gebrauchten Laut der Möwe in unterschiedlichen Dehnungen wiedergeben. „Laut gesprochen, dabei gedehnt und in einer hohen Tonlage, fühlt man sich gleichsam und unmittelbar ins Watt entführt, den Wind und Geruch der Landschaft spürend, der Unendlichkeit nahe…“, erläutert der Autor in der Einführung.

Das Buchcover.

Diese Erläuterung des Titels ist eine Aufforderung: Man muss sich auf das Wattenmeer mit allen Sinnen einlassen, man muss und darf dem Gefühl Platz einräumen. Wolfgang Half hat dies auf unzähligen Erkundungen getan, die meisten davon auf eigenem Kiel. Alleine oder zu zweit, ist er mit Seekajak oder Faltboot aufs Watt, in die Priele und auf die Sandbänke hinausgefahren. Sich ruhig verhaltend und bewegend hat er seine Beobachtungen gemacht, viele auch auf eindrucksvollen Fotos festgehalten. Dabei beschreibt Half oftmals eigentlich bekannte Phänomene wie das Einsetzen der Flut oder das Aufziehen eines Gewitters. Seine Schilderung ist jedoch so detailreich und mitreißend, dass man die Präsenz des Wattenmeers spürt. An anderen Stellen erfährt der Leser viele Einzelheiten aus der Tierwelt, insbesondere die Aufzucht der Säbelschnäblerküken wird spannend dargestellt.

Doch Half beschreibt nicht die heile Welt des Wattenmeers. Er spart auch dunkle Seiten nicht aus. Das sind natürliche Phänomene wie die soeben geschilderten Küken, die auf der nächsten Seite einer Silbermöwe zum Opfer fallen, als auch menschengemachte Probleme, wie der Todeskampf in einer Fischreuse. Auch die Problematik der Meeresverschmutzung wird im Nachwort, „kein Nachruf!“, wie der Autor betont, deutlich angemahnt. Natürlich ist auch der Mensch verwundbar. Die Episode „Schiffbruch“ im Kapitel „Oktober“ zeigt dies auf bewegende Art.

Das Buch will kein wissenschaftliches Werk und auch keine Anklageschrift sein, obwohl es von beidem etwas hat. In erster Linie ist es eine gefühlvoll geschriebene Schilderung des einzigartigen Lebensraums Wattenmeer. Ein Buch, das Lust macht auf Meer.

Wolfgang Half: KIJAUU – zwölf Monate Wattenmeer. Erschienen bei BoD-Verlag, Norderstedt, ISBN 978-3-8423-2779-5

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