Ostfriesland zwischen Buchdeckeln

Das Grüne Jahrbuch: 100. Ausgabe des Traditionskalenders aus Norden ist auf dem Markt

Irgendwie gehört er zu Ostfriesland dazu, der „Grüne Kalender“. Und das schon seit 1913. Damals erschien zum Jahresende, wenige Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, die Erstausgabe von „Ostfreesland“, dem damals neuen „Kalender für Ostfriesland“ auf das Jahr 1914. Mit grüner Titelseite (an dieser Hausfarbe sollte sich bis zur Gegenwart nichts ändern) und mit der Titelzeichnung des Dornumer Malers und Grafikers Ludwig Kittel. Das Motiv – ein Torfkahn auf einem Kanal vor Windmühlen, Brücken und Viehweide – mag heute etwas altbacken wirken, der Wiedererkennungswert ist enorm. Vor wenigen Tagen ist der Jubiläumsband herausgekommen, die 100. Ausgabe des „Ostfreesland“-Jahrbuchs.

Ostfreesland 2017.jpgGegründet in einer Zeit, als solche Kalendarien Hochkonjunktur hatten, und als Nachfolgepublikation eines Jahrbuchs mit dem etwas sonderbaren Namen „Christophorus der Stelzfuß“, wurde „Ostfreesland“ in den ersten acht Jahren von Pastor Bernhard Leemhuis aus Hatshausen redigiert, der mit einer Mischung aus ostfriesischer Geschichte und Heimatkunde, hoch- und plattdeutschn Erzählungen, Anekdoten, Rätseln und umfangreichen kalendarischen Daten und Adressverzeichnissen offenbar den Geschmack des Publikums traf. Unter seiner Federführung hat sich der Kalender in Ostfriesland und weit darüber hinaus etabliert – die Auflage stieg auf bis zu 20.000 Exemplare – und blieb es bis heute. An der redaktionellen Rezeptur hat sich nicht viel geändert, auch wenn das Jahrbuch heute viel frischer und moderner daherkommt, sei es in den Schriften, in der Grafik, im Layout, sei es in der Fotografie. Zur hundertsten Ausgabe erhielt der Kalender mal wieder eine ordentliche optische Auffrischung. Die patriotische Tendenz, die den Kalender in den ersten kriegerischen Jahren seiner Existenz umweht hatte, wich ohnehin schon längst einer Haltung der besonderen Heimatliebe und Heimatverbundenheit, die auch heute noch aus jedem Beitrag spricht.

Themen des Jahrbuchs 2017 sind neben einem umfangreichen Sonderteil aus Anlass des 100. Jubiläums unter anderem das Reformationsjubiläum in Emden, die ewige Frage, ob Friesland singt oder nicht, eine Fotoreportage über Ostfrieslands Moore und ein weiteres Jubiläum: Der „Ostfriesische Kurier“, der wie „Ostfreesland“ im Soltau-Verlag erscheint, wird 2017 das 150-jährige Bestehen feiern.

Sollte sich jemand fragen, warum die 100. Ausgabe erst 104 Jahre nach der Gründung erscheint – hier ist die Antwort: Wegen Papierknappheit konnten in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs mehrere Jahrgänge nicht gedruckt werden.

Ostfreesland 2017. Kalender für Ostfriesland. 256 Seiten, 10,95 Euro, Verlag Soltau-Kurier Norden

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Tag 325 | Heimat

Ein Almanach (mittelniederl. almanag aus mittellatein. almanachus = (astronomisches) Jahrbuch von der arabischen Wurzel منح manaḥa) ist eine periodische, meist einmal im Jahr erscheinende Schrift zu einem thematisch abgegrenzten Fachbereich. Der Duden unterscheidet zwischen einem (früheren) Gebrauch mit einem Kalender verbundene bebilderte Sammlung von Texten aus verschiedenen Sachgebieten wie der Belletristik, Theater, Mode, Reisen und ähnlichem sowie einem aus besonderem Anlass oder aus Werbegründen veröffentlichter Querschnitt aus der Jahresproduktion eines Verlages.

rectangle_heimatkalenderDas war Wikipedia. Ostfriesisches Almanach nennt sich im Untertitel der Harlinger Heimatkalender, und aus der Wikipedia-Definition darf man sich in diesem Fall herausgreifen, dass es sich um eine „mit einem Kalender verbundene bebilderte Sammlung von Texten aus verschiedenen Sachgebieten“ handelt. Im 66. Jahrgang erscheint das Kalendarium aus dem Brune-Mettcker-Verlag in Wittmund inzwischen. Und neben kalendarischen Informationen, die man nicht überall findet, zum Beispiel dass der 15. Oktober der Gedenktag der Hedwig von Schlesien ist, bietet der Heimatkalender wieder eine Vielzahl historischer Informationen. Karl-Heinz de Wall hat „Historische Notizen“ aus der Gemeinde Friedeburg beigesteuert, Gerd Rokahr schribt über Sinti und Roma in Esens, Ude Hangen über 250 Jahre Friedrichsgroden und Friedrichsschleuse. Ein kleines Porträt des ostfriesischen Politikers Jann Berghaus verfasste Martin Stolzenau. Axel Heinz erinnert an untergegangene Marschendöfer im Watt vor Bensersiel. Einen Kunstschatz in der Burg Edenserloog, nämlich einen Fayence-Kachelofen, beschreibt Ulrich Cramer. Rainer Hinrichs stellt das Neudorfer Grashaus bei Buttforde vor und Rolf Adert erzählt, wo das „Alte Tief“ durch Wittmund verlief. Detlef Kiesé, der den Kalender auch redigiert,hat über die fast vergessene Industrie der Muschelkalkwerke in Ostfriesland geforscht und beschreibt das Muschelkalkwerk in Esens. Der Erste Weltkrieg, der vor hundert Jahren den Kontinent erschütterte, hatte seine Auswirkungen bis in die einsamsten ostfriesischen Dörfer. Davon berichtet Rainer Hinrichs.

Ein besonderes Nachschlagwerk beschließt den Kalender. Von Landkreis, Städten und Gemeinden über Schulen, Kirchen und Gerichten bis zu Vereinen und Verbände im Harlingerland und darüber hinaus sind Namen, Anschriften, Telefonnummern und etliche weitere Informationen über die wichtigsten Institutionen der Region aufgelistet. Das erspart manche schwierige Suche in Telefonbuch, Adressbuch oder im Internet. Dass der Heimatkalender traditionell mit dem Trächtigkeitskalender endet, unterstreicht seine Bedeutung für eine sehr ländliche Region.

Der Kalender kostet 5,95 Euro, bestellen kann man ihn hier (zuzüglich 4  Euro Versandkosten). Es gibt ihn auch in den Geschäftsstellen des Anzeiger für Harlingerland und des Jeverschen Wochenblatts sowie im regionalen Buchhandel.

Tag 237 | Weitblick

S1Q_DGzRS_15.inddPlanen mit dem sprichwörtlichen „nautischen Weitblick“, das ermöglicht der Viermonatskalender der Seenotretter auch für das Jubiläumsjahr 2015. Erneut kooperiert die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mit dem Bremer Unternehmen „terminic“, einem der führenden Kalenderhersteller Europas. Dank dessen großzügiger Unterstützung liegt der Spendenanteil bei rund 80 Prozent. Der Erlös kommt direkt dem Seenotrettungsdienst an unseren Küsten zugute.

Im kommenden Jahr wird die DGzRS 150 Jahre alt. Der Viermonatskalender 2015 der Seenotretter trägt deshalb ein ganz besonderes Motiv: Das historische Ruderrettungsboot „August Grassow“ des Vereins Historische Seenotrettung in Horumersiel und der moderne Seenotkreuzer  „Vormann Steffens“sind gemeinsam zu sehen, symbolisch für die technische Entwicklung im Seenotrettungsdienst. Das Jahr 2015 steht für die Seenotretter ganz im Zeichen ihres Jubiläums. Mit einer „Woche der Seenotretter“ vom 29. Mai bis 4. Juni 2015 in Bremen und Bremerhaven begeht die DGzRS ihr 150-jähriges Bestehen. Gemeinsames Ziel von DGzRS und „terminic“ ist es, möglichst viele Unternehmen zu gewinnen, anstelle herkömmlicher Betriebskalender auf den speziellen Seenotretter-Kalender zurückzugreifen.

Die gesamte Arbeit der Seenotretter wird ausschließlich durch freiwillige Beiträge und Zuwendungen finanziert. Der Viermonatskalender kostet pro Stück 6,50 Euro zzgl.  Versandkosten, ab 100 Stück fünf Euro. Zu beziehen ist er im Seenotretter-Shop im Internet. http://seenotretter-shop.de/viermonatskalender-2015.html

Mehr zum DGzRS-Jubiläum:  www.150-jahre-seenotretter.de