Unser koloniales Erbe

Das Erbe des Kolonialismus – eine gesellschaftliche Herausforderung auch für unsere Region. Zu einer Vortragsveranstaltung unter diesem Thema mit Dr. Sebastian-Manès Sprute (Berlin) und Wilma Nyari (Wilhelmshaven) lädt das Zeitgeschichtszentrum Gröschler-Haus in Jever am Donnerstag, 27. Oktober 2022, um 19 Uhr ein. Der Eintritt ist frei.

Dr. Sebastian-Manès Sprute (Berlin) und Wilma Nyari (Wilhelmshaven) Bilder: privat

„Wir stellen uns – endlich, muss man sagen – unserer Kolonialgeschichte,“ sagte im Juli dieses Jahres Außenministerin Anna-Lena Baerbock. Anlass war der Staatsakt zur Rückgabe der Eigentumsrechte an den während der Kolonialzeit nach Deutschland gekommenen Benin-Bronzen an Nigeria. Die lange und  erbittert geführte Debatte über die weltberühmten Kunstwerke, jetzt zu einem Ergebnis gekommen,  stellt nur das bekannteste Beispiel eines tiefgehenden Bewusstseinswandels dar, der die herkömmliche Sicht des Kolonialismus und seiner gesellschaftlichen und sozialen Folgen auf den Prüfstand stellt. Dieser Prozess wird als „Dekolonisierung“ bezeichnet, er ist längst nicht abgeschlossen.

Dabei geht es nicht nur um vor vielen Jahren geraubte Museumsstücke, sondern vor allem auch um  in Deutschland lebende Menschen, die afrikanische und asiatische Wurzeln haben. Ihre Geschichte ist der sogenannten weißen Mehrheitsgesellschaft weitgehend unbekannt und ihre Gegenwart häufig durch Ignoranz, Missachtung und Rassismus gekennzeichnet. Ihre Beteiligung an der Dekolonisierung kann sie gesamtgesellschaftlich sichtbarer machen.

Der Wissenschaftler Dr. phil. Sebastian-Manès Sprute (Technische Universität Berlin) und die zivilgesellschaftlich arbeitende Wilma Nyari (Runder Tisch Dekolonisierung Wilhelmshaven) geben bei der Vortragsveranstaltung „Das Erbe des Kolonialismus – eine gesellschaftliche Herausforderung auch für unsere Region“ im GröschlerHaus Jever eine Einführung in  die skizzierten Problemstellungen. Besonderheiten von Friesland-Wilhelmshaven werden berücksichtigt, soweit sie bisher erforscht wurden.  

Sprute – in Wilhelmshaven aufgewachsen – analysierte in seiner Dissertation die Durchsetzung kolonialer Zeitstrukturen im Senegal. Jüngst hat in einem von der Bosch-Stiftung geförderten Projekt alle in Frage kommenden Museen in Deutschland hinsichtlich ihrer Sammlungsherkunft aus der früheren deutschen Kolonie Kamerun durchleuchtet, darunter auch das Wilhelmshavener Küstenmuseum. Diese postkoloniale Provenienzforschung brachte erstaunliche Ergebnisse zu Tage. Die durch brutale Kolonialkriege und menschenverachtendes Trägerleid gekennzeichneten Bedingungen der Objektbeschaffung vor Ort in Kamerun hat Sprute ebenfalls erforscht. Die sammelwütigen Kolonialherren waren immer auf der „Jagd nach der größtmöglichen Trommel“, wie er schreibt.

Die in Frankfurt/Main geborene Wilma Nyari bezeichnet sich selbst als Schwarze Deutsche. Sie trat zunächst mit Ausstellungen ihrer Fotografien (u.a. im Senckenberg Naturmuseum) hervor. 2021 gründete sie den „Runden Tisch Dekolonisierung Wilhelmshaven“, an dem die Museen in Wilhelmshaven, Repräsentanten kommunaler Einrichtungen, von Schulen und aus der Zivilgesellschaft teilnehmen, der bisher verschiedene Veranstaltungen angeregt hat und weitere plant. Sie ist Mitgründerin des Netzwerks „deKol Bremen, Oldenburg und Wilhelmshaven“, in dem sich Menschen, die Rassismus erfahren, aus der Region zusammengeschlossen haben, und wirkt in der Afrika Union Wilhelmshaven/Friesland mit.

Ein Forum, kein Pranger

Was dürfen Leserbriefschreiber? Eine neue Kolumne auf meiner Ombudsmann-Seite. Gerne auch abonnieren!

Ombuds-News

Über die Frage, was in Leserbriefen erlaubt ist

Der kritische Blick auf Missstände gehört zu den Aufgaben der freien Presse. Fehlentwicklungen zu benennen, ist im demokratischen Staat nicht nur das Recht, sondern geradezu die Pflicht von Journalisten, die ihren Beruf ernst nehmen. Bevor eine Redaktion etwas anprangert, muss sie den Sachverhalt sorgfältig ermitteln. Stimmen die Fakten? Sind alle Argumente bekannt? Hat man alle Seiten gehört? Je härter ein Vorwurf, desto wichtiger die gründliche Recherche.

Aber gilt das auch für Leserbriefe? Darüber diskutierte ich vor einigen Wochen mit einer Leserin. Sie hatte einen aus meiner Sicht berechtigten Vorwurf erhoben. In einem Leserbrief war eine vereinsinterne Angelegenheit in die Öffentlichkeit gebracht worden. Die Verfasserin hatte einen nicht ganz glücklich abgelaufenen Disput während einer Übungsstunde geschildert und sich über den Übungsleiter beschwert. Der hatte keine Gelegenheit bekommen, seine Version des Vorfalls zu erzählen. Der Abdruck des Leserbriefs führte zu einem Zerwürfnis innerhalb des…

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Alles nur gekauft?

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft … ?
Eine neue Kolumne vom Ombudsmann.

Ombuds-News

Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen, deshalb vorweg der Hinweis: Ich habe zweimal an der Spargelfahrt des Seeheimer Kreises der SPD-Bundestagsfraktion teilgenommen, Bier getrunken und mich am Büffet bedient, ohne dafür zu bezahlen. Eine von drei Sprechern der Seeheimer ist Siemtje Möller aus Friesland. Mich hat damals die Abgeordnete Karin Evers-Meyer eingeladen.

Dieses Bekenntnis ist notwendig, um unbefangen über ein Thema schreiben zu können, das die Bild-Zeitung und danach die Zeitschrift „The Pioneer“ aufgegriffen hat. Es ging um das Sponsoring, mit dem die Parlamentarier alljährlich die luxuriöse Wannsee-Schiffstour finanzieren. „The Pioneer“ nannte etliche Namen aus der langen Spenderliste. Die reicht vom Rüstungsunternehmen Rheinmetall bis zum Bundesverband der Zigarrenindustrie, von der Veltins-Brauerei bis zu Union Investment.

5000 Euro, hieß es in dem Artikel, müssten Verbände und Firmen mindestens hinlegen, um mit ihrem Logo auf einer diskret angebrachten Werbewand auf dem Schiff vertreten zu sein. Vor allem aber, um…

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Staatsknete für die Zeitungen?

Staatsknete für Verlagshäuser? Die Diskussion ist nicht neu, aber sie gewinnt an Aktualität und Brisanz. Meine Ombudsmann-Kolumnen findet Ihr bei Ombuds-News. Den Blog dürft Ihr natürlich gerne auch abonnieren.

Ombuds-News

Der eine Satz klingt harmlos. Der andere auch, aber nur auf den ersten Blick. „Freie und unabhängige Medien sind in einer Demokratie unverzichtbar“, lautet der erste. Der zweite: „Wir wollen die flächendeckende Versorgung mit periodischen Presseerzeugnissen gewährleisten und prüfen, welche Fördermöglichkeiten dazu geeignet sind.“ So steht es im Koalitionsvertrag, den SPD, Grüne und FDP 2021 unterschrieben haben.

Bedrucktes Papier, ist das noch die Zukunft der Zeitungen?
Foto: Helmut Burlager

Warum auch nicht, es wird ja alles Mögliche gefördert, weshalb nicht die Zeitungen? Weil die Freiheit und Unabhängigkeit der Presse sich nicht mit einer Subventionierung durch den Staat verträgt, sagen Kritiker. Sie fürchten Einflussnahme der Regierenden auf die Medien, nach dem Motto „Wer zahlt, bestimmt die Musik“.

Dass es überhaupt zu der Diskussion gekommen ist, liegt daran, dass ein erfolgreiches Geschäftsmodell in Schwierigkeiten geraten ist. Zeitungsverleger, sagten Spötter früher, hätten die Lizenz zum Gelddrucken. Abo-Erlöse sprudelten so kräftig wie die Einnahmen…

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Fritz Levy – Viehlosoph und Vielschreiber

Von Helmut Burlager

Über Fritz Levy ist alles gesagt. Die Lebensgeschichte des letzten Juden von Jever ist verfilmt worden, sie füllte Zeitungsseiten vom Jeverschen Wochenblatt bis zur New York Times, wurde in Sachbüchern und Romanen beschrieben, in Vorträgen und Konzertabenden ausgebreitet. Sie kommt Passanten in den Sinn, die an seinen früheren Häusern an der Schlosserstraße und Bismarckstraße vorbeigehen. Und sie erfährt bis heute immer weitere Ausschmückungen, wenn Menschen zusammensitzen und ins Erzählen geraten, die Levy noch gekannt haben. Was wäre also noch über Levy zu schreiben? Vielleicht seine Geschichte als Autor. Als Autor?

Dieser Beitrag erschien zuerst am 3. Dezember 2020 im Jeverschen Wochenblatt

Eckhard Harjes mit der Reiseschreibmaschine von Fritz Levy. Foto: Jan Ole Harjes

Auch wenn der einstige Viehhändler, der im Exil in Shanghai und San Francisco als Kraftfahrer gearbeitet hatte, nie ein Buch geschrieben hat und vermutlich keine Zeitung seine Texte druckte, war Levy doch ein Vielschreiber. Ob in schwungvoller Handschrift auf ausgerissenen Heftseiten oder in akkurater Maschinenschrift auf schmalen Schnipseln, unermüdlich brachte er seine mal klaren, mal konfusen Gedanken zu Papier und anschließend hektographiert unters Volk.

Seine Pamphlete, die er bei seinen Touren durch die Stadt jedem in die Hand drückte, der keinen großen Bogen um ihn machte, liegen bis heute in vielen Schubladen. Und Berge von beschriebenem Papier fanden sich, als nach Levys Freitod im Jahr 1982 seine Häuser leergeräumt wurden.

Vor zwei Jahren tauchte die Schreibmaschine wieder auf, mit der Levy zeitlebens viele seiner Flugblätter getippt hatte. Eine in Chemnitz produzierte „Wanderer Continental“ mit amerikanischer Tastatur und einigen chinesischen Schriftzeichen. Levy hatte von 1939  bis 1949 im Exil in Shanghai gelebt, danach zwei Jahre in San Francisco, bis er 1951 nach Jever zurückkehrte. Die Schreibmaschine hat ihm noch viele weitere Jahre gedient. Vor seinem Tod brachte er sie irgendwann zur Reparatur in die Schreibwaren- und Büromaschinenhandlung von Herbert Grundei in der Großen Wasserpfortstraße. Die war ausgerechnet in jenem Geschäftshaus ansässig, das anstelle der 1939 von den Nazis zerstörten Synagoge errichtet worden war. Heute beherbergt es das Dokumentationszentrum Gröschler-Haus. Levy hat seine Schreibmaschine nie mehr abgeholt, so blieb sie unbeachtet in der Ecke stehen, bis die Familie Grundei sie 2018 wiederfand und dem Gröschler-Haus zur Verfügung stellte.

Hier beginnt nun die Geschichte eines neuen literarischen Projekts. Der Songwriter und Autor Eckhard Harjes aus Leer arbeitet zurzeit an seinem zweiten Buch über Fritz Levy; es soll  im Frühjahr 2021  unter dem Titel „Fritz‘ Typewriter“ erscheinen. Es geht also um die Schreibmaschine von Fritz Levy  und was auf ihr geschrieben wurde. Aber nicht nur. „Anders als mein erstes Buch, Das Haus in der Schlosserstraße, wird es keine lineare Geschichte. Sie ist halb fiktional und hat mehrere Handlungsebenen“, erzählt Harjes, der als Schüler zu den jugendlichen Freunden Levys zählte und viel Zeit mit dem betagten Mann verbrachte.

Harjes ging nach dem Abitur zum Studium nach Oldenburg und lebt seit vielen Jahren in Leer, wo er bei einem Bildungswerk sein Geld verdient. Fritz Levy ist ihm nie wieder aus dem Kopf gegangen, und in seinem zweiten Leben als Musiker und Songwriter hat er dem Alten, der wahlweise als Genie oder als Clown angesehen wurde, als Spinner oder als Provokateur,  schon mehrfach ein Denkmal gesetzt. Ob in dem bereits erwähnten Buch oder mit seinem Liederalbum und Konzertprogramm „Lieder von Fritz“. 

Er besorgte sich also die alte Schreibmaschine und lud sich den Wagen voll mit dem enormen Nachlass an Schriftstücken, die nach Levys Tod gefunden worden waren. Pastoren der evangelischen Kirchengemeinde hatten sie damals geborgen und zunächst im Kirchturm verstaut. Als sie dort zu arg unter den schlechten klimatischen Bedingungen litten, nahm der Historiker Hartmut Peters sie irgendwann in seine Obhut.

Zwischen den zahlreichen Manuskripten, die Eckhard Harjes sichtete, fand er auch diese Kuriosität: ein Zigarrenmundstück der Firma Handelsgold. Fritz Levy hatte man selten ohne einen Zigarrenstumpen im Mund oder zwischen den Fingern gesehen. Bild: Eckhard Harjes

Das übernahm jetzt Eckhard Harjes. „Ich habe alles abfotografiert und vieles verarbeitet“, berichtet er. „Ich gehe da allerdings nicht wissenschaftlich ran, eher literarisch. Ich erzähle.“ Wie schon bei seinem ersten, 2018 erschienenen Buch, das subjektives Erleben und objektive Fakten schildert. „Die Erzählung musste einfach raus. Das ist mir jahrelang im Kopf herumgegangen“, sagt Harjes.

Nun muss wieder etwas raus. „Fritz‘ Typewriter“ soll im Frühjahr erscheinen. Der Bremer Fuego-Verlag, ein Independent Musik- und Buch-Verlag, wird auch dieses Buch herausbringen. Wer sich nicht bis dahin gedulden mag, kann sich ja schon mal „Das Haus in der Schlosserstraße“ oder „Lieder von Fritz“ vornehmen. Sie sind weiter im Buchhandel erhältlich.

Über Fritz Levy

Fritz Levy, der letzte Jude von Jever. Bild: Helmut Burlager

1901 als Sohn einer jüdischen Viehhändlerfamilie geboren, besuchte Fritz Levy das Mariengymnasium in Jever bis zur Obersekunda und anschließend eine Veterinärfachschule in Berlin. Die Ausbildung musste er abbrechen, nachdem sein Vater ums Leben gekommen  war. Er übernahm den Betrieb. Früh legte Leva sich mit den Nazis an, im Juni 1938 wurde er verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Im Dezember – mittlerweile war die jeversche Synagoge bei der Pogromnacht vom 9. November zerstört worden – wurde Levy freigelassen. Er beschloss auszuwandern und reiste mit dem Frachtdampfer „Oder“ nach Shanghai, wo er als Fahrradkurier, später als Kraftfahrer arbeitete. 1949 zog er nach San Fancisco weiter, wo er bleiben wollte. Doch sein Heimweh ließ ihn 1951 nach Jever zurückkehren. Dort war er nicht willkommen. Levy kämpfte um sein Eigentum, eckte an, entwickelte sich zum Sonderling, verfiel in Aggression und Depression. Zu einer bundesweit bekannten Persönlichkeit wurde Levy, nachdem er sich mit Jugendlichen in der Jugendzentrumsbewegung engagiert hatte und 1981 mit deren Unterstützung in den Stadtrat von Jever gewählt worden war. Der Trubel um ihn wurde ihm letztlich zu viel. 1982 setzte Levy seinem Leben ein Ende. Er ist auf dem jüdischen Friedhof in Schenum begraben.

Levys Leben wurde von Elke Baur verfilmt („Fritz lebt – Geheimtäter und Viehlosoph“) und Thema eines Romans von Peter Faecke („Ankunft eines Schüchternen im Himmel“). Darüber hinaus gibt es zahlreiche Publikationen zum Leben des letzten Juden von Jever, unter anderem von Eckhard Harjes:

„Das Haus in der Schlosserstraße“ –  Erzählung. Fuego-Verlag Bremen. ISBN 978-3-86287-974-8. Hier kaufen…

„Lieder von Fritz“ – Album. Fuego-Verlag Bremen. Hier kaufen…

155 Jahre Seenotretter auf Nord- und Ostsee


DGzRS verlegt Tag der Seenotretter 2020 corona-bedingt ins Internet

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) blickt am Freitag, 29. Mai 2020, auf ihre Gründung vor 155 Jahren zurück. Das Jubiläum der Seenotretter vor fünf Jahren mit zwei Schiffstaufen und einer Parade von rund 60 Rettungseinheiten aus dem In- und Ausland ist vielen Menschen an Nord- und Ostsee in bester Erinnerung. In diesem Jahr plant die DGzRS einen ungewöhnlichen Tag der Seenotretter: Coronavirus-bedingt wird ihr traditioneller Aktionstag Ende Juli ausschließlich im Internet stattfinden.

Der neue Seenotrettungskreuzer SK 40, die noch ungetaufte künftige HAMBURG, ist die jüngste Rettungseinheit der DGzRS. Auch er wird am Tag der Seenotretter virtuell zu besichtigen sein. (Foto: Flying Focus, Herman IJsseling)

„Die Seenotretter entstanden als eine der ersten deutschen Bürgerinitiativen im eigentlichen Sinn des Wortes. Wenn wir heute mit Stolz auf die Leistungen in den zurückliegenden 155 Jahren verweisen können, dann dürfen alle, die an Land durch ihre Spenden und durch ihre ideelle Unterstützung dies erst ermöglicht haben, stolz sein auf diese Erfolge“, sagt Gerhard Harder, ehrenamtlicher Vorsitzer der DGzRS.

Vom Ruderrettungsboot zum modernen Seenotrettungskreuzer war es ein langer Weg mit vielen technischen Entwicklungen und Verbesserungen bis in die jüngste Zeit. Eines jedoch hat sich nicht geändert: „Im Mittelpunkt steht nach wie vor der Mensch – die freiwillige Bereitschaft der Seenotretter, rauszufahren, wenn andere reinkommen, und die freiwillige, unabhängige Organisations- und Finanzierungsform“, sagt Harder.

In diesem Jahr ist die DGzRS zudem seit 30 Jahren wieder auf ihren angestammten Stationen in Mecklenburg-Vorpommern im Einsatz.

Digitaler Tag der Seenotretter am 26. Juli 2020

Jahr für Jahr besuchen viele Menschen die Seenotretter auf ihren Stationen an Nord- und Ostsee am letzten Sonntag im Juli. Aufgrund der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 wird der von der DGzRS vor mehr als 20 Jahren ins Leben gerufene Tag der Seenotretter in diesem Jahr nicht wie gewohnt vor Ort veranstaltet. Er findet ausschließlich online statt, um die rund um die Uhr einsatzbereiten Besatzungen zu schützen.

Allerdings ist der Tag für das Rettungswerk von besonderer Bedeutung, denn die gesamte Arbeit der DGzRS wird ausschließlich durch Spenden und freiwillige Beiträge finanziert. Die Seenotretter werden deshalb das Internet nutzen, um an diesem Tag mit besonderen Aktionen anschaulich ihre Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit zu demonstrieren, neue Förderer zu gewinnen und allen Unterstützern herzlich zu danken, erst recht in dieser schwierigen Zeit. Mehr Informationen gibt es in den kommenden Wochen unter www.seenotretter.de/tds.

Quelle: DGzRS Bremen

Anke Luckja neuer Vorstand bei Opportunity International

Vor 22 Jahren wurde Opportunity International Deutschland aus der Überzeugung heraus gegründet, durch den Ansatz der sozialen Mikrofinanz mit dem Ziel der „Hilfe zur Selbsthilfe“ Armut an der Wurzel nachhaltig zu bekämpfen. Die Stiftung hat ihren Sitz in Köln, in Jever wird ihre Arbeit durch den Freundeskreis Weser-Ems um die Unternehmer Dr. Karl Harms und Jochen Ewald sowie Pastor Rüdiger Möllenberg von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Jever aktiv unterstützt. Der Freundeskreis hat seit 2007 Spenden in Höhe von nahezu 800.000 Euro für die Arbeit von Opportunity, vor allem im westafrikanischen Ghana, eingeworben.
Mit dem heutigen 1. Februar gibt es eine personelle Veränderung in der Stiftung. Anke Luckja, die seit Jahren in engem Kontakt zum Freundeskreis in Jever steht und die aus dem Nordwesten finanzierten Projekte entwickelt und betreut hat, ist durch den Stiftungsrat zum Vorstand von Opportunity International Deutschland bestellt worden. Anke Luckja ist seit mehr als zwölf Jahren in verschiedenen Funktionen für OID tätig und leitete zuletzt die internationale Projektarbeit der Stiftung. Seit drei Jahren war sie zudem Mitglied der Geschäftsleitung. Sie ist Nachfolgerin von Mark Ankerstein, der zu einer anderen Entwicklungsorganisation wechselt. „Wir freuen uns sehr, mit Anke Luckja eine ausgewiesene Expertin für Entwicklungszusammenarbeit als neuen Vorstand gewonnen zu haben. Anke Luckja ist aufgrund ihrer internationalen Erfahrung und ihres jahrelangen Engagements für Opportunity der Garant für eine erfolgreiche Weiterführung unserer gemeinnützigen Stiftungsarbeit“, sagte der Vorsitzende des Stiftungsrates, Dr. Andre Stoffels.
OID ist eine christlich motivierte Organisation, die seit 22 Jahren „Hilfe zur Selbsthilfe“ leistet. Mit dem Glauben an die Fähigkeit armer Menschen, sich selbst dauerhaft aus dem Kreis der Armut befreien zu können, bekämpft OID Armut im globalen Süden. In Kooperation mit erfahrenen Partnerorganisationen vor Ort werden Bildung und Unternehmertum als Investition in die Zukunft gefördert. Durch persönliche Betreuung, Vermittlung von fachlichem und unternehmerischem Wissen, den Zugang zu Schul- und Berufsausbildung sowie zu finanziellen Ressourcen wird armen Menschen die Chance gegeben, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten auf- und auszubauen. Dadurch werden diese Menschen und ihre Familien dauerhaft in die Lage versetzt, ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben zu führen – frei von Armut.

Opportunity International Deutschland

Friesland-Bücher

Buecher006Habe meinen Bücherschrank aufgeräumt. Vielleicht hat jemand Interesse an ein paar heimatkundlichen und literarischen Raritäten?

Carl Woebcken, Karl Fissen, Oswald Andrae, Wilhelmine Siefkes, Heinrich Wille, Wolfgang Heilscher, Arthur Eden-Sillenstede, Historien-Kalender seit den 1970er-Jahren und mehr.

Hier findet Ihr die Übersicht:
https://friesenblog.com/friesland-buecher/

Ausbildung statt Auswanderung

Nicht die Flüchtlinge bekämpfen, sondern die Fluchtursachen – was in den vergangenen Monaten in Deutschland zum politischen Mantra wurde, lebt die Entwicklungsorganisation Opportunity International schon seit ihrer Gründung vor 20 Jahren vor. In Jever engagiert sich seit zehn Jahren der Freundeskreis Weser-Ems für Opportunity und hat mittlerweile Spenden in Höhe von mehr als 700.000 Euro für Mikrofinanzprojekte speziell im afrikanischen Land Ghana eingeworben. Einen stattlichen Betrag hat jetzt zum wiederholten Male der Lions-Club Jever hinzugefügt. Am Donnerstag überbrachte der Clubpräsident Manfred Folkers symbolisch eine Spende von 2500 Euro an Rüdiger Möllenberg, Jochen Ewald und Dr. Karl Harms, die den Freundeskreis Weser-Ems gegründet haben.

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Jochen Ewald, Lions-Präsident Manfred Folkers, Rüdiger Möllenberg, Dr. Karl Harms bei der Übergabe der Spende und der Spendenurkunde von Opportunity. Foto: Helmut Burlager

Es sei „ein Herzenswunsch“ des Clubs gewesen, gerade die Arbeit von Opportunity zu unterstützen. Hatten die Lions in der Vergangenheit schon einmal eine genossenschaftliche Mikrobank für Frauen in einer armen Region Ghanas finanziert, so fließt die neue Spende in das Ausbildungsprogramm „YAP (Youth Apprenticeship Program), das dem steten Anstieg der Zahl perspektivloser junger Menschen in Afrika entgegenwirkt. In dem staatlich anerkannten Berufsausbildungsprogramm werden Jugendliche praxisnah zu qualifizierten Arbeitskräften ausgebildet und erhalten so die Chance auf eine gesicherte Zukunft in ihrem Land. „Es macht uns Spaß, das zu begleiten“, sagte Folkers, der Beschluss sei einstimmig gefallen. Rüdiger Möllenberg  bedankte sich, indem er eine Spendenurkunde überreichte.

Angekommen und ausgegrenzt

Tief beeindruckt von einem ungewöhnlichen Stück, einer brillanten Inszenierung und einer großartigen Leistung des 18-köpfigen Teams aus Schauspielern und Statisten hat das jeversche Publikum am späten Freitagabend (25.11.) das Theater am Dannhalm verlassen. „Die Schutzbefohlenen“, ein brandaktuelles Stück der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek über die Flüchtlingsströme nach Europa, berührte die Zuschauer tief.

Die_Schutzbefohlenen_15.jpgRegisseurin Eva Lange hat in großer künstlerischer Freiheit aus dem umfangreichen literarischen Text, der 2013 unter dem Eindruck einer Kirchenbesetzung durch Asylbewerber in Wien entstand, ein sehens- und hörenswertes Sprechstück gemacht, in dem neun Schauspieler der Landesbühne Niedersachsen-Nord die Rolle der Flüchtlinge übernehmen und neun in Wilhelmshaven lebende Flüchtlinge den Part der Einheimischen, der Politiker und Bürokraten. Das alles in einem so sparsamen wie spektakulären Bühnenbild, gestaltet von Gunna Meyer, das den Asylraum Kirche ebenso prägnant darstellt wie das Mittelmeer als goldglänzendes Leichentuch, das die Toten bedeckt, die es nicht nach Europa geschafft haben. Die Toten, von denen die angekommenen Flüchtlinge sich fragen, ob sie es nicht in Wirklichkeit besser getroffen haben. Angekommen zu sein im Land der Hoffnung, und doch nicht wirklich da zu sein – das ist das bedrückende Thema der „Schutzbefohlenen“, die viele Zitate an klassische Darstellungen des Themas Flucht und Ausgrenzung enthält.

Aus einer Ensembleleistung aus einem Guss stachen Jördis Wölk als Operndiva und Caroline Wybranietz als Europa besonders hervor. Regisseurin Eva Lange und Dramaturgin Lea Redlich gaben dem Publikum anschließend Gelegenheit zu einem Gespräch im Foyer. Die meisten Besucher aber gingen schweigend und sehr beeindruckt nach Hause.

Weitere Aufführungen im Stadttheater Wilhelmshaven: 30. November, mit anschließendem Publikumsgespräch; 17. Dezember und 9. Januar 2017, Beginn jeweils 20 Uhr. Karten im Vorverkauf an der Theaterkasse (Telefon 04421 / 940115).

Theaterkirche zum Stück in der Christus- und Garnisonkirche in Wilhelmshaven am 4. Dezember, Beginn 18 Uhr, Eintritt frei.

Aufführung im Spielgebiet: am 28. November 19.30 Uhr in Leer, Blinke, am 29. November um 19.30 Uhr in Emden, Neues Theater, am 7. Dezember 20 Uhr in Buxtehude, am 14. Dezember um 19.30 Uhr in Aurich, Stadthalle.

(Der Beitrag erschien am 28.11.2016 im Jeverschen Wochenblatt)