Vor 22 Jahren wurde Opportunity International Deutschland aus der Überzeugung heraus gegründet, durch den Ansatz der sozialen Mikrofinanz mit dem Ziel der „Hilfe zur Selbsthilfe“ Armut an der Wurzel nachhaltig zu bekämpfen. Die Stiftung hat ihren Sitz in Köln, in Jever wird ihre Arbeit durch den Freundeskreis Weser-Ems um die Unternehmer Dr. Karl Harms und Jochen Ewald sowie Pastor Rüdiger Möllenberg von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Jever aktiv unterstützt. Der Freundeskreis hat seit 2007 Spenden in Höhe von nahezu 800.000 Euro für die Arbeit von Opportunity, vor allem im westafrikanischen Ghana, eingeworben.
Mit dem heutigen 1. Februar gibt es eine personelle Veränderung in der Stiftung. Anke Luckja, die seit Jahren in engem Kontakt zum Freundeskreis in Jever steht und die aus dem Nordwesten finanzierten Projekte entwickelt und betreut hat, ist durch den Stiftungsrat zum Vorstand von Opportunity International Deutschland bestellt worden. Anke Luckja ist seit mehr als zwölf Jahren in verschiedenen Funktionen für OID tätig und leitete zuletzt die internationale Projektarbeit der Stiftung. Seit drei Jahren war sie zudem Mitglied der Geschäftsleitung. Sie ist Nachfolgerin von Mark Ankerstein, der zu einer anderen Entwicklungsorganisation wechselt. „Wir freuen uns sehr, mit Anke Luckja eine ausgewiesene Expertin für Entwicklungszusammenarbeit als neuen Vorstand gewonnen zu haben. Anke Luckja ist aufgrund ihrer internationalen Erfahrung und ihres jahrelangen Engagements für Opportunity der Garant für eine erfolgreiche Weiterführung unserer gemeinnützigen Stiftungsarbeit“, sagte der Vorsitzende des Stiftungsrates, Dr. Andre Stoffels.
OID ist eine christlich motivierte Organisation, die seit 22 Jahren „Hilfe zur Selbsthilfe“ leistet. Mit dem Glauben an die Fähigkeit armer Menschen, sich selbst dauerhaft aus dem Kreis der Armut befreien zu können, bekämpft OID Armut im globalen Süden. In Kooperation mit erfahrenen Partnerorganisationen vor Ort werden Bildung und Unternehmertum als Investition in die Zukunft gefördert. Durch persönliche Betreuung, Vermittlung von fachlichem und unternehmerischem Wissen, den Zugang zu Schul- und Berufsausbildung sowie zu finanziellen Ressourcen wird armen Menschen die Chance gegeben, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten auf- und auszubauen. Dadurch werden diese Menschen und ihre Familien dauerhaft in die Lage versetzt, ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben zu führen – frei von Armut.
Kategorie: Opportunity International
David Bussau – Pionier sozialer Mikrofinanz wird 75
Mitbegründer des weltweit tätigen Netzwerks Opportunity International

Vom Waisenkind zum self-made Multimillionär. Als kleiner Junge von seinen Eltern verlassen, verbrachte David Bussau eine von großer Härte gekennzeichnete Kindheit in einem Kinderheim in Neuseeland. Mit gerade einmal 15 Jahren startete er seine unvergleichliche Unternehmerkarriere – zunächst mit einem angemieteten Hot-Dog-Stand im Umfeld eines Fußballstadions. Binnen kürzester Zeit betrieb er mehrere Hot-Dog-Stände, Fish & Chips-Shops und eine Hamburger-Bar. Er heiratete und gründete eine Familie. Einige Jahre später zog er mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern nach Australien. In der australischen Bauwirtschaft riskierte er viel, wurde aufgrund seines brillanten Geschäftsinstinkts extrem erfolgreich. Mit 35 Jahren besaß er mehrere Bauunternehmen und wurde zum Self-Made-Multimillionär.
Pionier sozialer Mikrofinanz
20 Jahre nach Start seiner Unternehmerkarriere schien Bussau vom Wohlstand gesättigt – er selbst drückt seine damalige Lage so aus: „We had reached a point where we recognised the economics of enough“. 1976 ging er mit seiner Familie nach Indonesien. In einer von der Welt völlig abgeschiedenen Region verhalf er einem ganzen Dorf nach einem schweren Erdbeben zum Wiederaufbau – er baute einen Damm, um der Dorfbevölkerung langfristig Wasser verfügbar zu machen.
Seine Idee, Menschen auf langfristige Sicht zu helfen, war geboren. Von da an ermutigte er arme Menschen, ihr Leben – so wie er vor vielen Jahren – selbst in die Hand zu nehmen. Dem indonesischen Vorarbeiter Ketut Suwiria lieh er 100 US-Dollar. Dieser kleine Kredit ermöglichte Ketut den Kauf einer Nähmaschine – seine Frau und er konnten eine kleine Schneiderei eröffnen. Nach sechs Monaten war Ketut in der Lage, Bussau den Kredit zurückzuzahlen. Ketut gründete später ein Möbel- Import-Export-Unternehmen sowie ein Taxi-Geschäft und schaffte damit weitere Arbeitsplätze in seiner Gemeinde.
Bussau hatte erkannt: ein kleiner Kredit befähigt Menschen, ihr Leben tiefgreifend zu verändern. Er förderte immer mehr Bauern und Kleinunternehmer, indem er ihnen aus seinem Privatvermögen kleine Geldbeträge lieh. Damit half er ihnen aus ihrer Notlage und setzte ihre unternehmerische Energie frei. „Ein jeder von uns hat das Potenzial, produktiv zu sein und diejenigen, die dies realisieren, bewegen etwas in der Welt.“, sagt Bussau. „Die Herausforderung besteht lediglich darin, dieses Potenzial freizulassen und zu ermöglichen, die kreative Kraft und den Antrieb zum Ausdruck zu bringen.“ Die Bauern und Kleinunternehmer zahlten ihm den Kredit zurück und er verlieh das Geld erneut an weitere Menschen – ein Kreislauf entstand. Bussau schaffte auf diese Weise kommerzielle Lösungen zur Bewältigung sozialer Probleme.
Zeitgleich entwickelte ein weiterer Geschäftsmann, Al Whittaker, in Südamerika ein ähnliches Konzept. 1979 vereinten Bussau und Whittaker ihre Kräfte und gründeten das weltweit tätige Netzwerk Opportunity International, das heute mehr als 11 Millionen Menschen mittels sozialer Mikrofinanz unterstützt.
David Bussau wurde für seine Vision und seine Arbeit in der internationalen Entwicklungshilfe mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. So ernannte ihn das Magazin „The Bulletin“ u. a. zu einem der zehn kreativsten Köpfe Australiens.
Opportunity veröffentlicht Wirkungsbericht 2014
Warum fliehen Menschen aus ihrer Heimat? Weil sie keine Chance auf ein selbstbestimmtes, menschenwürdiges und sicheres Leben sehen. Wie lässt sich Massenfluchten entgegenwirken? Indem man den Menschen in ihrer Heimat eine Perspektive eröffnet. Was die Entwicklungsorganisation Opportunity International Deutschland auf diesem Gebiet versucht und leistet, ist im Wirkungsbericht der Stiftung nachzulesen. Weiterlesen…
Tag 345 | Geholfen
Ein Jahr nach dem Taifun auf den Philippinen: Wiederaufgebaute Häuser, neue Geschäfte und frohe Gesichter kann man in diesen Tagen endlich wieder in den Dörfern der vom Taifun betroffenen Inseln sehen. In den vergangenen Monaten konnte Opportunity International vielen Familien beim Wiederaufbau ihrer zerstörten Häuser helfen. Die Entwicklungsorganisation hat jetzt eine Zwischenbilanz veröffentlicht, nachzulesen hier: Zwischenbericht Philippinen
Tag 276 | Sieg der Angst
Die Ebola-Gefahr in Westafrika und zunehmender Terror durch islamische Milizen auch auf dem afrikanischen Kontinent zeigen jetzt Auswirkungen auf die Entwicklungsarbeit der Mikrofinanzorganisation Opportunity International. Der Vorstand der Opportunity-Stiftung Stefan Knüppel hat in einem Schreiben an die Unterstützer den Verzicht auf die diesjährige, bereits fest geplante „go4school“-Bildungsrallye 2014 angekündigt.
„Terror und Angst haben gesiegt. So müssen es derzeit unsere Mitarbeiter in Ghana empfinden“, bedauert Knüppel in dem Schreiben. „Unsere über viele Monate geplante Bildungsrallye 2014 mussten wir schweren Herzens kurz vor dem Start aufgrund der jüngsten Entwicklungen in Nord- und Westafrika auf eine noch unbekannte Strecke, Zielland und Zeitpunkt verschieben. Der Terror islamischer Extremisten und Ebola beeinflussen nun also auch unsere Arbeit. Und das Leben der Ärmsten der Armen. Ein Zeichen der Hoffnung wollten wir setzen mit der Bildungsrallye. So sollten die zwölf gespendeten Rallyefahrzeuge durch Senegal, Mali und Burkina Faso nach Ghana überführt werden und dort zugunsten unserer Microschools verkauft werden. Der Erlös sollte Schulkindern in Ghana zugutekommen.“
Was für das Team von Opportunity International eine schwere Entscheidung gewesen sei, bedeute für die ghanaischen Freunde schwerwiegende Konsequenzen, so Knüppel. „Terror und Ebola, obwohl (noch) nicht in Ghana angekommen, haben nun trotzdem Auswirkungen auf unsere und ihre Arbeit. Mit der Verschiebung der Bildungsrallye fallen nun auch die Spendengelder durch den Verkauf der Fahrzeuge weg. Gehofft hatten wir auf rund 250.000 Euro.“
Opportunity werde versuchen, die Menschen in Ghana mit anderen Mitteln zu unterstützen. „Bitte helfen Sie uns dabei und setzen Sie ein Zeichen der Solidarität. Mit Ihrer Spende wollen wir auch Schulungen zu Hygiene-Themen wie Ebola oder Aids durchführen – und natürlich weiterhin Kindern eine gute Schulbildung ermöglichen und Unternehmertum stärken. Denn bei aufgeklärten, gebildeten und wirtschaftlich abgesicherten Menschen finden Epidemien oder Extremismus geringeren Nährboden“, heißt es in dem Schreiben.
Das Netzwerk von Opportunity International leistet weltweit Entwicklungsarbeit durch ein System von Mikrofinanz-Dienstleistungen von Mikrokrediten über Mikrosparen bis zur Gründung von kreditfinanzierten Privatschulen und Ausbildungsprogrammen für Jugendliche und Jugendliche Erwachsene.
Tag 89 | Landflucht
„Wie groß muss die Not sein, dass Menschen alles hinter sich lassen und sich in die Hand von Schlepperbanden geben?“, fragt Stefan Knüppel, Vorstand der Entwicklungsorganisation Opportunity International Deutschland. Im neuen Newsletter von OID geht es darum, wie die Landflucht aus Dürregebieten und Krisenregionen vermieden werden kann. Flucht ist keine Lösung!
Hilfe für Taifunopfer auf den Philippinen
Kölner Stiftung will mit 1 Million Euro beim Wiederaufbau helfen
Opportunity International Deutschland setzt sich für die Menschen ein, die durch die Naturkatastrophe ihre Existenzgrundlage verloren haben.
Jever/Köln – Die Mikrofinanz-Stiftung Opportunity International hat sich vorgenommen, mit einer Million Euro beim Wiederaufbau in den Katastrophengebieten auf den Philippinen zu helfen. Opportunity gilt als anerkannter Experte im Bereich „Hilfe zur Selbsthilfe“. „Bereits seit vielen Jahren helfen wir armen Menschen auf den Philippinen mit Mikrokrediten aus der Armut“, so Stiftungsvorstand Stefan Knüppel.
„Allein in der am meisten betroffen Region um Tacloban leben über 10.000 unserer Klienten mit ihren Familien. Viele dieser Menschen erleben derzeit schreckliche Momente der Verzweiflung. Sie haben Tote innerhalb der Familie zu beklagen und ihre Existenzgrundlage verloren. Wir trauern mit den Menschen, richten unseren Blick aber gleichzeitig nach vorne“, so der Vorstand. Opportunity International Deutschland hat seinen Sitz in Köln, in Nordwestdeutschland wird die Stiftung unter anderem von einem Freundeskreis Weser-Ems unterstützt.
Mit Soforthilfe und Maßnahmen zum Wiederaufbau setzen sich die Opportunity-Mitarbeiter in Köln und auf den Philippinen für die Menschen ein. Eine Million Euro Spendengelder will die Stiftung mobilisieren und auf die Philippinen leiten. Mit einer bereits gespendeten Teilsumme wurden erste Maßnahmen in den Krisengebieten eingeleitet. „Die Nothilfe rettet Menschenleben. Wir sehen gerade jetzt, wie wichtig das ist, denn für viele Frauen, Männer und Kinder geht es schlicht ums Überleben. Aber schon in ein paar Tagen werden wir mit dem Wiederaufbau beginnen“, erläutert Knüppel.
Opportunitys Mikrokredite geben vor allem Frauen die Chance, sich mit einem kleinen Unternehmen selbstständig zu machen. Diese kleinen Geschäfte sind zu Tausenden durch den Taifun zerstört worden. „Durch den Einsatz von Spendengeldern werden wir sowohl die Nothilfe als auch den Wiederaufbau der zerstörten Existenzen unterstützen“, so Knüppel. „Wir können zielgerichtet und effektiv helfen, weil wir bereits vor Ort sind und Land und Menschen durch jahrelange Zusammenarbeit gut kennen. Den Familien wieder Zukunft und Hoffnung zu schenken ist unsere Aufgabe, gehören sie doch zu den Ärmsten der Armen und dürfen jetzt nicht alleine gelassen werden.“
Opportunity International hilft insgesamt über einer Millionen Menschen auf den Philippinen mit fairen Krediten. Sie nutzen diese Chance, um von dem Geld kleine Unternehmen zu gründen, mit denen sie sich und ihre Familien dauerhaft aus der Armut befreien. Die gemeinnützige deutsche Stiftung hat ihren Sitz in Köln und trägt das DZI-Spendensiegel, das für einen verantwortungsvollen Umgang mit Spendengeldern bürgt.
Mit Mikrokrediten zur Unternehmerin geworden
Celina Yelpoe und Moses Lambon erzählen vom Erfolg ihrer Arbeit in Ghana
Von Helmut Burlager
Jever – „Wunderbar“ ist eines der wenigen deutschen Wörter, die Moses Lambon aus Bole in Ghana gelernt hat, seit er vor zwei Wochen nach Deutschland gekommen ist. Er benutzt es oft. Zum Beispiel, als Edzard de Buhr vom Eine-Welt-Kreis Jever eine Spende von 5000 Euro für die Arbeit von Opportunity International in Ghana verspricht. Und auch die anderen Briefumschläge mit Geldscheinen, die an diesem Abend im evangelischen Gemeindehaus Jever für den Aufbau von kleinen Genossenschaftsbanken in Ghana übergeben werden, kommentiert Moses Lambon mit einem strahlenden Lächeln und einem fröhlichen „Wunderbar!“

Foto (c): Helmut Burlager
Gut zwei Dutzend Zuhörer haben sich eingefunden, um von dem Gast aus Ghana und seiner Begleiterin Celina Yelpoe, einer Hühnerfarmerin aus der Gegend um Bole, zu erfahren, wie die Entwicklungsarbeit der Stiftung Opportunity International Deutschland funktioniert. Eingeladen hatten dazu der Eine-Welt-Kreis und der Freundeskreis Weser-Ems von Opportunity International. Durch den Abend führt Opportunity-Mitarbeiter Kai Becker, der seit zwei Wochen mit den beiden Afrikanern durch Deutschland und die Schweiz tourt, von einer Veranstaltung zur anderen. Geldgeber und potenzielle Spender sollen an diesen Abenden erfahren, wie die Mittel eingesetzt werden, die auch aus der Weser-Ems-Region nach Ghana fließen.
Celina Yelpoe ist dafür ein gutes Beispiel. Sie betrieb ein winziges Geschäft als ambulante Wasserverkäuferin an der Straße, der Gewinn reichte kaum zum Leben. Eines Tages machte eine andere Frau sie auf die Möglichkeit aufmerksam, über die Entwicklungsbank Sinapi Aba Trust, Partnerorganisation von Opportunity, an Schulungen und Kleinkredite heranzukommen, um ihr Geschäft zu erweitern. Beide gingen zu dem örtlichen Kreditberater, erfuhren aber, dass zur Gründung einer kleinen Genossenschaftsbank mindestens fünf Frauen nötig seien. Die suchten sie im Bekanntenkreis zusammen, dann begann das achtwöchige Training,in dem die Klientinnen auf ihre künftige Geschäftstätigkeit und die Zusammenarbeit in der „Trust-Bank“ vorbereitet wurden. Danach erhielten sie ihre ersten Kredite. Sie investierten in ihre Geschäfte, unterstützten sich gegenseitig, zahlten das Darlehen in kleinen Beträgen zurück und lernten in den wöchentlichen Treffen mit dem „Loan Officer“, ihrem Kreditbetreuer, viel über die richtige Art, mit dem verdienten Geld klug umzugehen, um die Situationen ihrer Familien zu verbessern.
„Sie ist meine Erfolgsstory“, sagt Moses Lambon über Celina Yelpoe. Die hatte sich nämlich überlegt, dass sie mehr als mit Wasser vielleicht mit Eiern verdienen könnte. Ihr Kreditbetreuer fand die Idee gut, vermittelte ihr eine einmonatige spezielle Schulung, in der sie lernte, wie man mit Eintagesküken umgeht und sie großzieht, bis sie Eier legen. 50 Küken erwarb Celina mit Hilfe eines Mikrokredits, nach fünf Monaten fingen die Hühner an, Eier zu legen, und bald konnte die Klientin sich weitere 50 Tiere kaufen. Heute hat ihre kleine Hühnerfarm 1000 Hühner, die 900 Eier am Tag legen. Die verkauft Celina Yelpoe an Frauen, die die Eier hart kochen und an der Straße verkaufen – ein typisch ghanaischer Schnellimbiss. Inzwischen beschäftigt die Farmerin vier weitere Menschen, und in ihrer schönen, bildreichen Sprache umschreibt sie das mit dem Satz: „I put a smile on their faces“ – ich habe ein Lächeln auf ihre Gesicher gezaubert. So profitieren von den Kleinkrediten, mit denen Celina ihre Existenz aufbaute, inzwischen viele andere. Beispielsweise unterstützt die Frau 27 Witwen aus der Gemeinde wirtschaftlich. Nicht zuletzt ermöglicht sie mit ihrem stabilen Einkommen ihren eigenen drei Kindern eine gute Schulausbildung.. Auch auf diesem Gebiet engagiert sich Opportunity.
„Wir wollen ein besseres Ghana bauen“, sagt Moses Lambon, der als studierter Marketing-Fachmann lukrativere Jobs hätte bekommen können, aber in seiner Arbeit als Berater aufgeht. Und Leute wie Celina Yelpoe sind dankbar dafür. „Es gibt so viele Frauen, die auf eine Chance warten, aus der Armut herauszukommen“, sagt sie, und: „Women in Ghana are strong!“ – Frauen in ihrem Land seien stark.
Der Freundeskreis Weser-Ems von Opportunity International um Pastor Rüdiger Möllenberg und die Unternehmer Dr. Karl Harms und Jochen Ewald hat seit 2007 schon Spenden von mehr als 550 000 Euro für die Mikrofinanz-Arbeit in Ghana eingeworben, Mit den Spenden vom Mittwochabend dürfte man ungefähr auf die Schnapszahl von 555 555 Euro gekommen sein. Anfangs waren mal 100 000 Euro anvisiert worden, ein begrenztes Projekt der Jeveraner. Inzwischen ist ans Aufhören gar nicht mehr zu denken.
Mehr Infos unter www.oid.org
Von der Straßenverkäuferin zur Hühnerzüchterin
Celina Yelpoe und Moses Lambon aus Ghana kommen nach Jever
Kreditbetreuer und Klientin erzählen von ihren Erfahrungen mit Mikrokrediten.

Jever – „It is freezing cold here!“, schnatterten Celina und Moses, als sie vor einigen Tagen am Frankfurter Flughafen landeten. Gegen die Kälte sind die beiden mittlerweile aber mit dicken Winterjacken gewappnet. Celina Yelpoe und Moses Lambon aus Ghana sind zweieinhalb Wochen lang in Deutschland unterwegs und erzählen in etlichen Veranstaltung der Entwicklungshilfeorganisation Opportunity International von ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit Mikrokrediten. Auf Einladung des Freundeskreises Weser-Ems von Opportunity kommen sie am Dienstag, 12. November, nach Jever. Ab 18.30 Uhr geben sie im Evangelischen Gemeindehaus, Am Kirchplatz 13, Einblicke in ihr Leben in Westafrika.

Können Sie sich jemand vorstellen, dass ein Bankmitarbeiter hierzulande mit einem Kanu einen Fluss überquert, um zu seinen Kunden zu gelangen? Für Moses Lambon ist das völlig normal. An Bord hat er meist sogar noch sein Motorrad, denn mit der Überquerung des Flusses ist es in der Regel nicht getan. So liegen zwischen dem Mitarbeiter von Opportunity International und seinen Klienten häufig sehr große Distanzen, die er dann noch mit dem Motorrad zurücklegt. Er nimmt dies aber gern auf sich. Denn er weiß, dass er mit seiner Arbeit einen entscheidenden Beitrag dazu leistet, die Frauen in Ghana zu befähigen, sich selbst aus der Spirale der Armut zu befreien – und das effektiv und langfristig.
Celina Yelpoe, die mit ihm nach Deutschland gekommen ist, bezeichnet er als besondere „Erfolgsstory“. Und das ist die dreifache Mutter in der Tat. Anfangs verkaufte sie ähnlich wie Tausende anderer Frauen in Ghana lediglich Kleinigkeiten, etwa Schokolade und Getränke, an der Straße. Damit konnte sie ihre Familie allerdings nur schwer über Wasser halten. Nachdem sie in Kontakt mit Partnerorganisation von Opportunity, Sinapi Aba Trust, und somit auch mit Kreditbetreuer Moses gekommen war, nahm sie erstmals einen Mikrokredit auf.
Mit diesen umgerechnet 70 Euro, die Celina in den folgenden fünf Monaten von ihrem Einkommen an die Bank zurückzahlte, vergrößerte sie zunächst ihr Kleinunternehmen. Moses hielt stets Rücksprache mit ihr und schlug ihr schließlich vor, auf die Viehzucht umzusteigen, um noch mehr Einkommen zu generieren. Und das tat Celina dann auch. Mithilfe der Ratschläge eines Landwirtes baute sie sich eine Hühnerfarm auf, die mittlerweile bis zu 1000 Eier pro Tag abwirft. Ihr kleines Unternehmen läuft so gut, dass sie sechs Angestellte hat und damit nicht nur sich selbst und ihre Familie aus der Armut befreien konnte, sondern auch sechs weiteren Menschen aus Ghana eine berufliche Perspektive geben konnte.
Diese und zahlreiche weitere Geschichten verdeutlichten eines sehr klar: Die Herausforderungen an die Bevölkerungen in Ghana, um sich aus der Armut befreien zu können, sind enorm und vor allem vielschichtig. So lässt sich Moses Lambon durchaus als Kreditbetreuer und Sozialarbeiter in einer Person bezeichnen. Celina Yelpoe zeigt mit ihrer Geschichte, dass die Arbeit von Opportunity wirkt.
Der Freundeskreis Weser-Ems von Opportunity International hat in den sechs Jahren seit seiner Gründung mehr als 500.000 Euro an Spenden für die Mikrofinanzorganisation eingeworben, die auf Hilfe zur Selbsthilfe statt auf Almosen setzt. Das Geld, einmal in den Kreislauf der Mikrokredite gebracht, wirkt wieder und wieder.
Zu dem Informationsabend sind alle Interessierten herzlich eingeladen.
C’est Afrique – das ist Afrika
Von Rüdiger Möllenberg
„Wir machen eine Bildungsrallye von Dakar nach Accra in Ghana“, erkläre ich dem Senegalesen, der im Flugzeug eine Reihe vor mir sitzt. Kurz zuvor sind wir ins Gespräch gekommen. Saal, so heißt der Mittvierziger, spricht fließend Deutsch, sogar etwas Plattdeutsch, wohnt in Bremen und kennt auch Jever ganz gut. Bis vor ein paar Jahren hatte er des öfteren die Bühne für das Altstadttfest mit aufgebaut.

„Das mit der Rallye muss ich unbedingt unserem Kultusminister erzählen. Derr hat noch vor drei Wochen erklärt, dass eine neue Rallye Paris-Dakar ins Leben gerufen werden muß“. Ja, die 1979 ins Leben gerufene Rallye Paris-Dakar hat gerade wieder in Südamerika stattgefunden, was bei euch in Westafrika zu großer Enttäuschung geführt hat“, wußte ich beizusteuern. Noch vor einer Stunde hatte ich gerade einen Artikel über diese berühmt-berüchtigte Rallye gelesen. „Aber“ fügte ich etwas kleinlauter hinzu: „Unsere Rallye findet nur mit elf Fahrzeugen und 27 Personen statt, und außerdem geht es nicht ums Gewinnen, jedenfalls nicht um Preise für die Teilnehmenden. Im Gegenteil, die lassen sich das Dabeisein richtig viel kosten. Gewinnen können mit dieser Rallye allerdings Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer in Ghana, die ausdem Erlös der Fahrzeuge Microschools finanzieren wollen.“
Turbulenzen beendeten vorerst unsere Kommunikation. Wir müssen uns anschnallen. Am Gepäckband auf dem Flughafen in Dakar können wir unser Gespräch noch einmal fortsetzen. „Macth nichts“, sagt Saal, „auch die Rallye Paris-Dakar hat mal klein angefangen. Wir müssen uns unbedingt in Dakar treffen, ich wohne dort bei meiner Familie“. Wir tauschen Adressen aus. Dann gibt es erstmal anderes zu tun. Sein Gepäck ist nicht mitgekommen und in unserer Gruppe fehlen fast 30 Gepäckstücke, vor allem unsere Gastgeschenke. Dafür rollen reichlich andere Koffer auf dem Band, die hier niemand abholt. Wahrscheinlich sind Gepäckcontainer beim Zwischenstopp in Mauretanien vertauscht worden. „Cést Afrique“, das ist Afrika“, meint Saal recht gelassen.
Als wir um 5 Uhr morgens endlich im Hotel ankommen, sind wir vor allem durstig, im Flugzeug waren alle Getränke ausgegangen. Nach einigen Flaschen leichtem Bier, die wir in diesem überwiegend muslimisch geprägten Land problemlos bekommen, krabbeln wir recht zufrieden unter unsere Moskitonetze.
Der Vorbericht ist hier nachzulesen: https://friesenblog.com/2013/01/24/rallye-dakar-fur-bildung-in-ghana/
Zweiter Reisebericht hier: https://friesenblog.com/backskiste/afrika/4121-2/