NWZ-Verkauf an Madsack vom Kartellamt genehmigt

Der Verkauf der Nordwest-Zeitung und mehrerer weiterer Blätter und Unternehmen der Nordwest Mediengruppe kann über die Bühne gehen. Das Bundeskartellamt hat, wie die Behörde in einer Pressemitteilung bekanntgab, das Vorhaben der Madsack Mediengruppe, Hannover, genehmigt, „wesentliche Teile der Nordwest Mediengruppe“ in Oldenburg zu erwerben.

Madsack verlegt etliche regionale und lokale Tageszeitungen und betreibt das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Im Südosten Niedersachsens erscheinen insbesondere die Titel „Hannoversche Allgemeine“ und „Neue Presse“. Die Nordwest Mediengruppe verlegt insbesondere die „Nordwest-Zeitung“, den „Anzeiger für das Harlingerland“ und die „Emder Zeitung“ in Teilen West-Niedersachsens. Daneben sind die Beteiligten in weiteren Geschäftsbereichen wie etwa Anzeigenblättern, Online-Portalen sowie Brief- und Pakettransport tätig.

Nach den Worten von Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, ist das Vorhaben ist aus wettbewerblicher Sicht unbedenklich: „Die Verbreitungsgebiete der Zeitungen der Madsack Mediengruppe und der Nordwest Mediengruppe überlappen sich nicht, sodass nicht von einem Wettbewerbsverhältnis auszugehen ist“, wird Mundt in der Pressemitteilung zitiert.

Bei Fusionen von Zeitungsverlagen untersucht das Bundeskartellamt regelmäßig die Auswirkungen sowohl auf den Leser- als auch auf den Anzeigenmärkten. Es kann Zusammenschlüsse nur danach bewerten, ob durch die Fusion der Wettbewerb auf den betroffenen Märkten erheblich behindert würde. Dabei zieht das Bundeskartellamt die Auswahlmöglichkeiten der Leser als Kriterium heran, auch wenn die Meinungsvielfalt als solche kein eigener kartellrechtlicher Bewertungsmaßstab sein kann.

Die im Verlagshaus BruneMettcker erscheinende Wilhelmshavener Zeitung und ihre Schwesterzeitung, das Jeversche Wochenblatt (erscheint werktäglich in Jever) sind, obwohl sie sehr eng mit der Nordwest Mediengruppe kooperieren, nicht Teil des Deals der beiden großen Medienhäuser in Hannover und Oldenburg. Indirekt werden sie von den absehbaren Veränderungen in der niedersächsischen Zeitungslandschaft aber betroffen sein. Der Anzeiger für Harlingerland, der bis vor einigen Jahren zum BruneMettcker-Verlag gehörte, war 2022 von der Nordwest Mediengruppe gekauft worden. In dem Zuge wurde der Verleger Robert Allmers alleiniger Inhaber von BruneMettcker. Dieser Verlag war 1999 aus dem Zusammenschluss der Verlage Mettcker in Jever und Brune in Wilhelmshaven entstanden.

Goodbye, Veggiewurst?

Sven Ambrosy ist kein „Lame Duck“, Rieke Havertz mal wieder in Amerika, Gitta Connemann will dem Reformationstag an den Kragen und bei der EU geht es um die Wurscht

Vom vielleicht besten und umtriebigsten aller bisherigen Außenminister der Bundesrepublik ging der Witz um, er fliege so viel in der Weltgeschichte herum, dass sich zwischen Bonn und Washington einmal zwei Regierungsmaschinen begegnet seien, in denen jeweils Hans-Dietrich Genscher saß. Das kam mir in den Sinn, als ich diese Woche mal wieder routinemäßig den Namen von Rieke Havertz googelte, um zu schauen, was die zu einiger Bekanntheit gelangte Journalistin aus Jever so treibt.

Man weiß ja nie, in welchen Talkshows, Presseclubs, Vortragsveranstaltungen und Expertenrunden die 45-Jährige einem gerade begegnet und ob sie ihre neuesten Podcasts in Berlin oder doch schon wieder in Ohio aufgenommen hat. Sie ist als USA-Expertin begehrt und schlägt sich auf den verschiedensten Podien immer gleich gut. In letzter Zeit war sie viel in Deutschland unterwegs und wird es wohl noch mehr sein, wenn sie in Kürze ihr neues Buch „Goodbye, Amerika?“ auf einer ausgiebigen Lesereise vorstellen wird. Unter anderem auch in Wilhelmshaven, wo die Veranstaltung des Brune-Mettcker-Verlages allerdings schon ausverkauft ist, wie man diese Woche erfuhr.

Zwischendurch hat sie aber wieder „Good Morning, America!“ gesagt, denn die Internationale Korrespondentin der „Zeit“ ist zur Abwechslung – in Washington. Diese Woche war sie in einem Podcast der Zeit zu hören; sie erklärt darin, was es mit dem von Donald Trump befohlenen Einsatz der Nationalgarde in Chicago auf sich hat. (Hier der Link zum Podcast, reinhören ab Minute -4.30, https://www.zeit.de/politik/2025-10/krise-autoindustrie-bundesregierung-nachrichtenpodcast )

Wenn ein Politiker ankündigt, nicht wieder kandidieren zu wollen, gilt er, um es mit einem Amerikanismus zu sagen, gemeinhin als „Lame Duck“, als lahme Ente, auf deren Meinung keiner mehr was gibt. Ganz anders bei Sven Ambrosy. Frieslands Landrat, der 2026 aus persönlichen Gründen nach 23 Jahren keine weitere Amtszeit anstreben will, ist zurzeit ein gefragter Gesprächs- und Interviewpartner. Vielleicht auch, weil man von jemandem, der nichts mehr werden oder bleiben will, erwarten kann, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Sollten die Kollegen der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) darauf gehofft haben, so wurden sie nicht enttäuscht. In einem ausführlichen Interview, das am Dienstag erschien, rechnete Ambrosy mit der „großen Politik“ ab, die die Kommunen im Regen stehen lässt, und beklagte ausufernde Bürokratie.

Die Kommunen trügen 25 Prozent der staatlichen Ausgaben in Deutschland, bekämen aber nur 15 Prozent der Einnahmen. „Dass das auf Dauer nicht gut gehen kann, ist wohl offensichtlich“, sagte der Landrat. Mit Einsparungen komme man da nicht mehr weiter. „Freiwillige Leistungen werden überall zusammengestrichen, wo es irgendwie geht. Das tut weh, weil das oft Leistungen sind, die eine Kommune lebenswert machen: Kultur, Tourismus, Sport etc. Aber wir haben keinen Einfluss auf die Gesetze, die aus Berlin oder Hannover kommen. Wir müssen sie dann nur umsetzen und bezahlen.“

Bürokratie, so Ambrosy, sei „das Papier gewordene Misstrauen des Staates gegenüber seinen Bürgern. Mehr Vertrauen in die Eigenverantwortung der Menschen und nicht immer nur unterstellen, dass der Bürger Böses will. Das System frisst sich da selbst auf, weil es seine Akzeptanz gefährdet.“

Den Ausbau einer Schule zum Beispiel müsse der Landkreis aktuell europaweit ausschreiben, das koste unnötige zwei Jahre Planung und Vorbereitung. Aber noch nicht einmal habe sich ein ausländisches Bauunternehmen auf ein derartiges Projekt in Friesland beworben, schilderte Ambrosy als Beispiel.

Die große Politik beschäftigt sich derweil mit wichtigen Fragen. Zum Beispiel, ob der Reformationstag als Feiertag abgeschafft werden soll, was die ostfriesische CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann aus Leer vorschlug und worüber man ja durchaus diskutieren kann. Ich habe schon bei der Einführung in Niedersachsen meine Zweifel gehabt, wozu das taugen soll.

Ob eine vegetarische Wurst weiter Wurst heißen darf, war die große Frage in Brüssel und wurde vom EU-Parlament mehrheitlich verneint. In der Diskussion darüber gefiel mir in dieser Woche ein Spruch von Andre Wolf auf Facebook. „All jene, die Veggie-Würste mit Fleisch-Würsten verwechseln, dürften bereits verstorben sein, nachdem sie Scheuermilch anstatt Vollmilch getrunken haben.“

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und am Ende des Monats einen geruhsamen Reformationstag. Genießen Sie ihn, vielleicht ist es der letzte freie …

Ihr Helmut Burlager

Ein Überlebender unter Alt-Nazis

Vortrag im Gröschlerhaus Jever über den Landwirt Robert de Taube vom Horster Grashaus

Zu den „Erinnerungsorten“, die in Friesland in den vergangenen Jahren zum Gedenken an das Leid von NS-Verfolgten eingerichtet wurden, gehört das Horster Grashaus zwischen Neustadtgödens und Kleinhorsten. Dass das Schicksal der hier bis Ende der 1930er-Jahre lebenden jüdischen Bewohner gut dokumentiert werden konnte, ist auch einem Zufallsfund zu verdanken.

Robert de Taube im Jahr 1935, bevor er sich vor den Nazis verstecken musste. Foto: Archiv Peters

Im Jahr 2018 kamen in Kentucky, USA, aus einem alten Schrank drei Audio-Kassetten ans Licht. Auf ihnen schildert der jüdische Landwirt Robert de Taube (1896 – 1982), langjähriger Inhaber des Horster Grashauses, seine Überlebensgeschichte. Den Bericht hatte Pfingsten 1971 sein Neffe Walter John Pohl (USA) bei einem Besuch aufgenommen.   

Er beginnt mit der Pogromnacht vom 9. November 1938 auf dem Horster Grashaus und im Ort Neustadtgödens. De Taube schildert anschließend seine Verschleppung in das KZ Sachsenhausen, die gescheiterten Bemühungen, ein rettendes Exilland zu finden, und den Raub des landwirtschaftlichen Eigentums durch die Nationalsozialisten, die ihn 1940 von Wilhelmshaven aus nach Berlin in die Zwangsarbeit vertrieben.

Als 1943 die Deportationszüge nach Auschwitz zu rollen begannen, nahm er sein Versteck auf den Straßen der Reichshauptstadt und in den Waggons der Stadtbahn. Er fuhr kreuz und quer durch Berlin bis hin in die Vorstädte, handelte mit Gemüse, Obst und Kleidung, arbeitete als Gärtner und wechselte ständig seinen Unterschlupf. Töchter aus Nazi-Familien verliebten sich in ihn. In einer Grunewald-Villa fand er als Hausmeister seine beste Bastion. Ohne mutige Unterstützer hätte er nicht überlebt.

Bereits wenige Monate nach seiner Befreiung in Berlin war Robert de Taube wieder zurück in Wilhelmshaven und versuchte, das geraubte Eigentum in Horsten von den nunmehr „Alt-Nazis“ zurückzuerlangen.  Das gelang ihm erst nach  Jahren unter Anspannung aller Kräfte und durch Hilfe von im Ausland überlebenden  Familienangehörigen. Robert de Taube gehörte – wie Fritz Levy in Jever – zu den Juden, die nach der Niederschlagung von Hitler-Deutschland an ein weiteres Leben in der Heimat glaubten, die aber dafür bitter bezahlen mussten.

Die Kompaktkassetten mit dem Interview, das sein Neffe Walter John Pohl 1971 mit Robert de Taube geführt hat. Bild: Archiv Peters

Im Gröschlerhaus, dem Erinnerungsort und Dokumentationszentrum in Jever, hält der Historiker Hartmut Peters am Mittwoch, 8. Oktober, um 19 Uhr einen Bildervortrag unter dem Titel „Ein Leben im offenen Versteck und unter Alt-Nazis. Der jüdische Landwirt Robert de Taube (1896 – 1982) aus Horsten“. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

Hartmut Peters hat mit Unterstützung von Nachfahren der Familie de Taube in den USA, Mexiko und England den erschütternden Bericht ediert, kommentiert und unter dem Titel „Das offene Versteck“ im Bremer Verlag Fuego veröffentlicht.  In seinem Vortrag stellt Peters die Erinnerungen de Taubes  und auch die spannenden Recherchen dazu vor. Es werden die aufgefundenen Audiokassetten angespielt und auch ein Amateurfilm gezeigt, der 1971 auf dem Horster Grashaus entstand.

Das Gröschlerhaus steht an der Stelle der zerstörten ehemaligen Synagoge von Jever in der Großen Wasserpfortstraße 19.

Da brat mir doch einer ’nen Matjes

Was das Internetportal t-online über die Urlauberstadt Jever herausgefunden hat

Von Helmut Burlager

Nach Jever müsste man mal fahren. Soll unheimlich schön sein. „Klein, urig und voller Geschichte“, wie das Internet-Nachrichtenportal t-online schreibt. „Urlaub am Wasser“ – das sei schließlich das, worauf sich viele Menschen das ganze Jahr über freuen. Nun ja, mit Wasser fängt die jüngst veröffentlichte Reisereportage über die Marienstadt tatsächlich an. Mit demjenigen, das im Friesischen Brauhaus zu Bier veredelt wird. Gerstensaft, Handwerkskunst, Grünkohl, Schloss, Fräulein Maria, der Verfasser bedient im Artikel die gängigen Klischees. Liest sich nett, aber unspektakulär.

Das Schloss von Jever. Touristische Attraktion – aber doch nicht in der Friesischen Wehde, oder?
Bild: Helmut Burlager

Doch dann, nach drei, vier Absätzen, holt er so richtig aus. Denn auch wer kein Bier mag oder seinen Urlaubsfokus eher auf Naturerlebnisse legt, wird  laut t-online fündig. „Jever liegt im Herzen der Friesischen Wehde, einem flachen, weiten Landstrich zwischen Moor, Marsch und Geest“, erfährt das Publikum. Moment mal … Friesische Wehde? Liegt die nicht viel weiter südlich?

Aber tapfer weitergelesen: „Direkt vor den Toren der Stadt erstrecken sich gut ausgeschilderte Rad- und Wanderwege durch das Naturschutzgebiet Upjeversche Heide.“ Was sich laut Verfasser auch empfiehlt: „Ein Abstecher ins Fehn- und Schifffahrtsmuseum im Stadtteil Cleverns lohnt sich für maritime Geschichtsfreunde.“ Damit nicht genug: „Wer zeitgenössische Kunst schätzt, findet in der Kunsthalle Jever wechselnde Ausstellungen lokaler und internationaler Künstler.“

War der Autor vielleicht in Lüneburg? In Westrhauderfehn? In Wilhelmshaven? Aber nein, er setzt unbeirrt fort: „Wer tiefer in die Landschaft eintauchen will, startet eine Kanutour auf der Harle – ein ruhiger Fluss, der sich gemächlich durch Felder und Dörfer schlängelt …“ Kanus kann man in Jever tatsächlich mieten, aber um damit auf der Harle zu fahren, müsste man erstmal über das Hookstief nach Hooksiel und auf die Nordsee, weiter bis nach Harlesiel paddeln, wo der ostfriesische Fluss mündet.

Aber vielleicht sollte man vorher was essen. Zum Beispiel „gebratenen Matjes mit Zwiebeln“, das soll angeblich eine Spezialität sein in Jever, serviert im Haus der Getreuen oder im Hof von Oldenburg, wie t-online schwärmt. „Wer es feiner mag: Die Brasserie & Vinothek Charlotte verbindet norddeutsche Zutaten mit französischer Leichtigkeit.“ Hinterher kann man dann im Eiscafé San Marco ein handgemachtes Eis aus regionalen Zutaten, darunter Sorten wie  „Friesensahne“ oder „Schietwetter-Schokolade“ genießen.

Toll, nur findet man die erwähnte Brasserie in Jever überhaupt nicht, und für das Schietwetter-Eis müsste man nach Schillig fahren, da gibt es nämlich ein Eiscafé, auf das immerhin der genannte Name zuträfe. Ob’s dort „Friesensahne“ gibt, wäre eine Recherche wert.

Womit wir beim Thema wären. Recherche. Das Wort scheint man bei t-online nicht zu kennen. Dafür wahrscheinlich das Wort KI, was für künstliche Intelligenz steht. KI wird immer beliebter, obwohl sie, wie der Beitrag auf dem Internetportal zeigt, doch ein wenig fehlerbehaftet zu sein scheint. Kluge Journalisten verlassen sich besser nicht drauf, sondern machen sich selbst schlau. Und will man partout mit KI arbeiten, empfiehlt es sich, die Ergebnisse zu prüfen, am besten mithilfe der natürlichen Intelligenz. Darüber muss man allerdings erstmal verfügen.

Die Synagoge virtuell besichtigen

Gröschler-Haus öffnet am Tag des offenen Denkmals

Die prächtige Synagoge der jüdischen Gemeinde Jever ist in der Pogromnacht vom 9. November 1938 von den Nazis angezündet worden, sie wurde komplett zerstört. Trotzdem kann man sie am Sonntag, 14. September 2025, ab 11 Uhr besichtigen. Im Gröschler-Haus in der Großen Wasserpfortstraße 19, dem Dokumentationszentrum am ehemaligen Standort der jeverschen Synagoge, wird anlässlich des Tages des offenen Denkmals die virtuelle Rekonstruktion der 1938 zerstörten Synagoge gezeigt. Zu sehen sind in der Ausstellung auch die erhaltenen Relikte der Synagoge und die Keller-Mikwe. Geöffnet ist das Gröschler-Haus von 11 bis 14 Uhr.

Virtuelle Innenansicht der Synagoge von Jever (Reunion Media)

Das Erinnerungszentrum Gröschler-Haus befindet sich in einem Gebäude, das 1954 auf dem Grundstück der 1938 zerstörten Synagoge errichtet wurde. Bei Umbaumaßnahmen kamen in den vergangenen Jahren eine Reihe von baulichen Relikten des Gotteshauses ans Licht. Diese sowie der im unzerstörten Anbau der Synagoge erhaltene Raum der jüdischen Schule und die im Keller erhaltene Mikwe sind zu besichtigen. Die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in 3D-Echtzeitsimulation mit VR-Brille und gleichzeitiger Projektion auf einen 2D-Screen steht  außerdem zur Verfügung.  Die realen und virtuellen Führungen werden durch Mitglieder des Arbeitskreises Gröschler-Haus  im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein begleitet. Der Eintritt ist frei.

Am Nachmittag wird außerdem eine Führung über den jüdischer Friedhof von Jever im Ortsteil Schenum, Adresse Hohewarf 8, angeboten. Der Eintritt ist ebenfalls frei. Der Friedhof ist ein wichtiges Zeugnis der jüdischen Geschichte von Jever. Die erhaltenen Grabsteine gleichen einem steinernen Buch der Erinnerung.

Jüdischer Friedhof von Jever (Foto: Gröschler-Haus)

Der älteste, erhaltene Grabstein auf dem 1779 errichteten Friedhof stammt aus dem Jahr 1795. Das Kriegsende 1945 vereitelte den Plan der Nationalsozialisten, den Friedhof für die Lagerung von Straßenbaumaterialien einzuebnen. Die britische Militärregierung und der aus Berliner Zwangsarbeit befreite Erich Levy (1891 – 1967) setzten die Wiederherstellung der verwüsteten Grabstätten durch. Levy  ließ hier Denkmäler zur Erinnerung an die jüdischen Opfer der NS-Zeit und die 1938 zerstörte Synagoge errichten. Zuletzt wurde hier der 1950 aus dem Exil zurückgekehrte Friedrich „Fritz“ Levy (1901- 1982) beerdigt. Auch wegen seiner gut erhaltenen Substanz ist der Friedhof ein für die gesamte Region bedeutsames Denkmal.

Drei Frauen aus Jever in drei journalistischen Top-Jobs

Neues von Rieke Havertz, Britta Kollenbroich und Hilke Janssen

Von Helmut Burlager

2025 wird anscheinend das Erfolgsjahr von Journalistinnen, die aus Jever stammen oder ihre Karriere hier begannen. Oder auf die beides zutrifft, wie auf die ZEIT-Redakteurin Rieke Havertz. Sie ist regelmäßiger Gast in politischen Talkshows sowie in der Presseschau des Morgenmagazins im Ersten und Zweiten Fernsehen und nicht nur dadurch einem breiten Publikum bekannt. Dass die 45-jährige USA-Expertin sich in letzter Zeit ein bisschen rarmachte, hat damit zu tun, dass sie sich bei der ZEIT eine kleine Auszeit genommen hat, um ein Buch zu schreiben. Das ist jetzt fertig.     

Rieke Havertz

„Goodbye, Amerika? Die USA und wir – eine Neuvermessung“ ist der Titel. Das Thema könnte aktueller nicht sein. „Das Amerikabuch, das wir jetzt brauchen“, kündigt der Aufbau-Verlag den 240-Seiten-Band an, der am 11. November erscheinen wird. „Ein zweites Mal Trump, Tech-Milliardäre im amerikanischen und im deutschen Wahlkampf, das transatlantische Bündnis in der Krise: Der Blick auf die USA macht zunehmend ratlos, die Berichterstattung hierzulande ist geprägt von Antiamerikanismus, Sensationalismus und dem Mantra vom gespaltenen Land. Aber es geht auch anders. Und vor allem produktiver. Denn die USA sind nach wie vor das mächtigste Land der Welt, ein echtes Verständnis als Basis einer zukunftsfähigen Beziehung ist daher unerlässlich. Die langjährige USA-Expertin und -Korrespondentin Rieke Havertz lädt uns ein in ihr Amerika. Sie spürt überraschenden Fakten nach, führt uns zu den Schlüsselorten des Landes und macht deutlich: Wer die US-Politik verstehen will, muss die Menschen verstehen.“

Soweit der Werbeblock. Dass Rieke Havertz die Richtige ist, uns Amerika zu erklären, daran besteht kein Zweifel. 1980 geboren, machte die Jeveranerin ihre ersten journalistischen Gehversuche in der kleinen Redaktion des NWZ-Jeverlandboten in ihrer Heimatstadt. Nach dem Journalistik-Studium an der Universität Leipzig und der Ohio University ging sie als Redakteurin zur taz und wechselte 2016 als Redaktionsleiterin und Chefin vom Dienst zu ZEIT ONLINE. Mehrfach war sie für die ZEIT als Korrespondentin in den USA tätig und berichtete unter anderem über spannende Wahlkämpfe. Seit 2020 betreibt sie zusammen mit Klaus Brinkbäumer den Podcast „OK, America?“, in dem die beiden Experten sehr regelmäßig und ausführlich die aktuelle politische Lage in den Vereinigten Staaten analysieren.

Soeben ist dieser Podcast mit dem renommierten scoop-Award der Initiative nextMedia in Hamburg ausgezeichnet worden. Die Verleihung an Rieke Havertz und Klaus Brinkbäumer wird am 10. September 2025 im Rahmen des „scoopcamp“ stattfinden, in der Vorankündigung heißt es, mit dem Preis sollten zwei herausragende Medienpersönlichkeiten und ein Format gewürdigt werden, das exemplarisch für journalistische Exzellenz und digitale Verbreitung stehe. „OK, America?“ liefere „fundierte Analysen zur US-amerikanischen Politik aus einer deutschen Perspektive – klug, kontinuierlich und journalistisch präzise. Einen entscheidenden Anteil am Erfolg haben Klaus Brinkbäumer und Rieke Havertz, deren Persönlichkeit und Expertise das Format tragen.“ Dr. Nina Klaß, Leiterin von nextMedia Hamburg und Verantwortliche für das scoopcamp und den Award, schrieb: „Wer die USA verstehen will, kommt an Rieke Havertz und Klaus Brinkbäumer nicht vorbei.“

Hilke Janssen

An Hilke Janssen kommt nicht vorbei, wer regelmäßig NDR-Fernsehen und NDR-Radioprogramme sieht und hört. Auch sie stammt aus Jever. In diesem Sommer (2025) hat sie die Leitung der Redaktion für Landespolitik, Wirtschaft und die ARD-Zulieferung übernommen. Seit 14 Jahren ist Hilke Janssen hauptberuflich für den NDR tätig. In Dortmund und Budapest hat sie Journalistik, Politik und Anglistik studiert und danach als freie Journalistin gearbeitet, bevor sie zum Norddeutschen Rundfunk kam. Seit 2023 ist sie Mitglied im Vorstand der Landespressekonferenz Niedersachsen und übernahm dort das Amt der Schatzmeisterin. „Ich habe diesen Beruf ergriffen, weil es nichts Besseres gibt, als Neues zu lernen, um die Welt besser zu verstehen“, hat sie vor einiger Zeit in einem Interview mit dem DJV Niedersachsen gesagt.

Britta Kollenbroich

Sie ist nicht die Erste, die ihr journalistisches Handwerk beim Jeverschen Wochenblatt gelernt hat und dann beim renommierten „SPIEGEL“ landete. Britta Kollenbroich (Jahrgang 1986) ist Anfang Juli bei dem Hamburger Nachrichten- und Meinungsmagazin einen weiteren Karriereschritt gegangen. Seit etlichen Jahren war die aus Wittmund stammende Redakteurin beim Spiegel stellvertretende Leiterin des Auslandsressorts. Anfang Juli hat sie ihre neue Position als Auslandskorrespondentin in Washington D.C. angetreten, ein Traumjob für die weitgereiste Friesin. Von 2006 bis 2008 hatte sie in Jever in der Lokal- und Sportredaktion volontiert und anschließend bis 2009 als Redakteurin gearbeitet. Dann wechselte sie zum Bachelor- und Masterstudium nach Hamburg, blieb aber vier Jahre lang nebenbei für die Financial Times Deutschland und bis 2016 für die Deutsche Presseagentur tätig.

2014 berichtete sie von der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien, unter anderem schrieb sie auch eine Kolumne über ihre Erfahrungen dort für das Jeversche Wochenblatt. Im selben Jahr stieg sie als studentische Hilfskraft beim Spiegel ein und ist dort seit Anfang 2016 Redakteurin. Schon zwei Jahre später wurde sie stellvertretende Ressortleiterin, zunächst bei Spiegel Online, dann im Auslandsressort. Nun ist sie mit ihrer ganzen Familie wieder dort, wo sie schon immer gerne war: im Ausland. Der spannende Korrespondentenjob in den Vereinigten Staaten ist zunächst auf zwei Jahre ausgelegt.

Walter Eichhorn war eine Fliegerlegende

Der in Jever geborene Berufspilot flog 60 verschiedene Flugzeuge und wirkte sogar in Kinofilmen mit

Von Helmut Burlager

Upjever – In Friesland ist der Name vielleicht in Vergessenheit geraten, weltweit dagegen ist er in Fliegerkreisen ein Begriff: Im Alter von 88 Jahren ist am 25. Mai 2025 der Pilot Walter Eichhorn gestorben, eine Fliegerlegende.

Walter Eichhorn vor der nach ihm benannten Halle auf dem Flughafen Siegerland. Foto: Eichhorn Airadventures

Sein bewegtes Leben begann 1936 in Jever. Walter Eichhorn wuchs in unmittelbarer Nähe des Fliegerhorstes Upjever auf, der nur wenige Wochen vor seiner Geburt eingeweiht worden war, und erlebte während seiner Kindheit und Jugend den Aufschwung und die Dramen der Militärfliegerei hautnah mit.

War das der Grund für seine eigene Leidenschaft für die Luftfahrt? Erst einmal absolvierte Eichhorn nach der Schulzeit aber eine Lehre als Kraftfahrzeugmechaniker, und mit 19 wanderte er mit seinen Eltern nach Kanada aus. Man hätte in Jever vielleicht nie wieder von ihm gehört, wäre er im Kfz-Beruf geblieben. Aber er machte den Pilotenschein, kaufte sich ein erstes eigenes Flugzeug, wurde 1963 vom Hobby- zum Berufspiloten. Als er trotz inzwischen erworbener kanadischer Staatsbürgerschaft keine Anstellung als Verkehrsflugzeugführer fand, ging er mit seiner ebenfalls deutschstämmigen Frau nach Deutschland zurück, ließ sich bei der Lufthansa weiterbilden und begann eine 30 Jahre währende Pilotenkarriere bei der größten deutschen Fluggesellschaft.

Aber das war nicht alles, er wurde auch erfolgreicher Fallschirmspringer, flog ab 1986 privat das berühmte deutsche Jagdflugzeug Messerschmidt Bf 109 aus dem Zweiten Weltkrieg, wirkte damit in Fernsehserien und Kinofilmen mit, unter anderem in „Operation Walküre“ mit Tom Cruise in der Hauptrolle.  Eichhorn erwarb die Kunstfluglizenz, wurde Deutscher Meister in der Flugakrobatik. Seine Maschine, eine North American T-6, war nur sechs Jahre jünger als er selbst, er flog sie 44 Jahre lang. Er besaß und flog außerdem weitere Flugzeuge, von der berühmten „Tante Ju“ von Junkers bis zum Ostblock-Strahlflugzeug Aero L-29 Delfin. Insgesamt hat er 60 verschiedene Flugzeugmuster geflogen, bis hin zum Jumbo-Jet, kam auf eine Gesamtflugzeit von mehr als 20.000 Flugstunden und auf 2000 Fallschirmsprünge.

Walter Eichhorn, der in Bad Camberg lebte und zusammen mit seinem Sohn Toni ein Flugunternehmen betrieb, war bis zu seinem Tod vor wenigen Tagen fliegerisch aktiv. Er ist für seine Leistungen vielfach geehrt worden. 2018 nahmen ihn die „Living Legends of Aviation“ als Mitglied auf, ein exklusiver Kreis von 103 Stars der Weltluftfahrt. Auf dem Flughafen Siegerland ist vor einiger Zeit sogar eine Flugzeughalle nach ihm benannt worden. Vielleicht wird man in Jever oder Upjever eines Tages auch mit einer Straße oder einem Platz an ihn erinnern.

Er brachte Jever-Bier hinter den Eisernen Vorhang

Gastronom Broder Drees gestorben / 1989 eröffnete er die Kneipe „Tschaika“ in Leningrad

Von Theo Kruse

Jever/St. Petersburg. Die Nachricht ruft Erinnerungen wach: Der Wirt des Bierlokal „Tschaika“, Broder Drees, ist am 9. Mai im Alter von 78 Jahren in Hamburg-Altona gestorben. Er brachte 1989 das Jever Pilsener hinter den Eisernen Vorhang und schrieb damit Gastronomie-Geschichte. Vor 36 Jahren ein abenteuerliches Unterfangen .

Broder Drees.
Foto: Barbara Koch – aus Wikipedia. https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

Gemeinsam mit seinem Kompagnon Peter Wolf und der Bavaria- und St. Pauli-Brauerei aus Hamburg, damals „Mutter“ des Friesischen Brauhauses, sowie der Stadtverwaltung Leningrad gründete der Nordfriese Drees das erste deutsch-russische  Gemeinschaftsunternehmen, ein Joint-Venture. Es waren die Zeiten von Glasnost und Perestroika. Michail Gorbatschow versuchte, das mächtige Sowjetreich zu öffnen und umzugestalten. Der Kalte Krieg schien ein für allemal beendet. Broder Drees, Sohn eines Tierarztes aus Bredstedt in Schleswig Holstein, hatte schon den Großneumarkt mit neuem  gastronomischem Leben erfüllt und damit nach Hamburger Ansicht das ganze Viertel gerettet.

Die Einrichtung der typisch norddeutschen Bierkneipe wurde auf dem Seeweg nach Leningrad gebracht – so hieß damals die heute wieder St. Petersburg genannte Metropole an der Newa. Zu den Merkwürdigkeiten des Umbaues am Gribojedow-Kanal Nr. 17 im Stadtzentrum zählte die Tatsache, dass einige hundert Kilometer Kupferkabel in Hamburg auf den Weg gebracht worden waren, aber in der Kneipe selbst nur wenige hundert Meter verlegt worden waren.

Die Eröffnung ließ sich die Hamburger Mutter des Friesischen Brauhauses einiges kosten. Per Flugzeug erreichte die Delegation aus Jever die Stadt Peter des Großen mit ihren prachtvollen  sakralen und aristokratischen Bauten. Allein für die Eremitage hätte man Monate benötigt, um alle Kunstwerke zu bewundern. Aber es ging natürlich nicht um das Zarengold, sondern um das jeversche Gold. Zusammen mit norddeutschen Spezialitäten und Köstlichkeiten aus der russischen Küche konnte man es sich in der „Tschaika“ (russisch Möwe) recht gut gehen lassen. Sowjetbürger durften in den ersten Jahren nicht hinein, denn es wurden nur Devisen akzeptiert, nicht der heimische Rubel. „Tschaika“ wurde schnell zum Treffpunkt internationaler Gäste der Stadt an der Newa; vor allem die Finnen rauschten schnell mal mit Tragflächenbooten über den Meerbusen, um sich am Jever-Pilsener zu laben.  

Nach der Rückkehr nach Hamburg gründete Broder Drees eine Reederei, die weltweit Seebestattungen anbot. Ein Schwerpunkt waren Urnenbeisetzungen in der Ostsee. Der Tausendsassa entwickelte zusammen mit dem Hamburger Konditormeister Walter Schmidt eine Urne aus Brotteig, die sowohl für See- als auch für Erdbestattung geeignet ist. Für seine Verdienste um die deutsch-russischen Verständigung erhielt Drees die Ehrendoktorwürde einer russischen Universität. „In seinen Kneipen am Hamburger Großneumarkt und St. Petersburg war er Gastgeber für Besucher aus aller Welt“, schreibt seine Tochter Heike Deutschmann in der Traueranzeige. 

Das zarte Pflänzchen  der deutschen-russischen Freundschaft ist spätestens seit dem Ukraine-Krieg zerstört. In Jever indes feierte man vom 6. bis 8. Oktober 1989 die „Deutsch-russische Woche“ unter Beteiligung des sowjetischen Botschafters, nachdem im August desselben Jahres auf dem Roten Platz in Moskau „Jever-Wochen“ für Furore gesorgt hatte. Von 1793 bis 1807 stand das Jeverland tatsächlich unter der Herrschaft der russischen Zarin Katharina der Großen; sie stammte aus dem Hause Anhalt-Zerbst. Doch wer will heute noch etwas von Russland wissen?

NS-Menschenhandel: Per Reichsbahn in die Freiheit

Änne Gröschler aus Jever und der Transport 222 aus Bergen-Belsen

Recht wenig ist bisher über die Austausche jüdischer Menschen aus den NS-Todeslagern gegen nichtjüdische Deutsche in britischer Internierung oder gegen Devisen bekannt. Der Historiker Hartmut Peters gibt am 31. Oktober 2024 (Donnerstag) ab 19 Uhr im GröschlerHaus Jever im Vortrag „Per Reichsbahn in die Freiheit. Änne Gröschler aus Jever und der NS-Menschenhandel“ einen Einblick in dieses verwirrende Randkapitel des Holocaust. 

Änne Gröschler um 1930 (Sammlung B. Löwenberg)

Wie kann es sein und wie kam es, dass NS-Deutschland buchstäblich alle jüdischen Menschen Europas und darüber hinaus ermorden wollte, gleichzeitig aber einige wenige vor ihrer Vernichtung in die Freiheit entließ?  Sechs Millionen wurden ermordet – insgesamt etwa 2500 in der Folge eines Austausches nicht.  

Im Mittelpunkt steht der „Transport 222“, mit dem 1944 die jeversche Jüdin Änne Gröschler (1888 – 1982) aus dem KZ Bergen-Belsen in das britische Mandatsgebiet Palästina entkommen konnte. Vor genau 80 Jahren, im Herbst 1944, schrieb sie sich auf Anraten von Ärzten ihre traumatischen Erfahrungen von der Seele.

Ihr Bericht ist die beste primäre Quelle zum „Transport 222“ und ein einzigartiges Dokument. Es schildert ein Panorama von Schrecken und Durchhaltewillen: die Verfolgung der Juden in einer deutschen Kleinstadt, die Flucht 1939 in die Niederlande, der Überfall Deutschlands 1940, der gescheiterte Versuch, mit dem Schiff nach England zu entkommen, das verratene Versteck in Groningen, die Haft im Lager Westerbork, die drohenden Deportationen nach Auschwitz und die Leiden im „Austauschcamp“ des KZ Bergen-Belsen, wo der Ehemann umkam. 

Wie in einem Wunder bestieg Änne Gröschler dann mit den anderen „Austauschjuden“ auf dem Celler Bahnhof einen zur Täuschung der Weltöffentlichkeit luxuriös ausgestatteten Sonderzug zur mehrtägigen Fahrt in die Freiheit. Das Manuskript des Berichts  wurde von der Familie Gröschler-Löwenberg  dem GröschlerHaus zur Verfügung gestellt und seitdem in verschiedenen kommentierten Ausgaben in Deutschland und den USA veröffentlicht.

Der Weg der Palästina-Austauschhäftlinge von Bergen-Belsen nach Haifa im Juni/Juli 1944 (mit Fluchtweg von Änne Gröschler, oben rechts). Grafik: Andreas Reiberg

Während der „Transport 222“ jüdische Menschen gegen eine identische Anzahl von Auslandsdeutschen aus britischer Internierung tauschte, kamen die sogenannten „Kasztner-Juden“ gegen Devisen frei. Der Budapester jüdische Rechtsanwalt Rudolf Kasztner schaffte es Ende 1944 nach schwierigsten Verhandlungen mit der SS, 1670 Juden aus dem KZ Bergen-Belsen in die rettende Schweiz freizukaufen. Kasztner galt manchen nach dem Krieg als Kollaborateur und wurde 1957 deshalb in Tel Aviv ermordet.

Die Veranstaltung gehört zur Reihe „Zehn Jahre GröschlerHaus“ des Arbeitkreises  GröschlerHaus im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein. Der Eintritt ist frei. 

Quelle: Pressemitteilung GröschlerHaus Jever, 21. Oktober 2024

Zeitungen im Nordwesten sammeln Spenden für Flutopfer in Rheinland-Pfalz

Überflutete Straße im Katastrophengebiet. Bild: THW/Jan Herpertz

Wer hinterm Deich wohnt, den lässt es nicht kalt, wenn irgendwo auf der Welt Flutkatastrophen über eine Region hereinbrechen. Ob Elbehochwasser, Oderflut oder Tsunami im Indischen Ozean, immer war die Spendenbereitschaft im Nordwesten Deutschlands riesig. Und immer haben sich auch die Zeitungen der Region besonders engagiert. Das ist auch nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen nicht anders. Die Nordwest-Zeitung, das Jeversche Wochenblatt, die Wilhelmshavener Zeitung und der Anzeiger für Harlingerland haben sich diesmal allerdings entschlossen, keine eigene Sammelaktion zu starten, sondern die ihrer Kollegen von der Rhein-Zeitung in Koblenz zu unterstützen. Ab sofort wird um Spenden gebeten, die dann direkt und ohne zeitlichen Verzug im Hochwasser-Gebiet eingesetzt werden können.

„Viele Familien stehen vor dem Nichts und haben nicht mehr als ihr nacktes Leben retten können“, schreibt Wochenblatt-Redaktionsleiterin Cornelia Lüers in der heutigen Ausgabe des Jeverschen Wochenblatts (21. Juli 2021). Deshalb unterstützten die Zeitungen der Region die Spendenaktion, die die Rhein-Zeitung gemeinsam mit dem Verein „Helft uns leben“ initiiert habe. Die Kollegen in Koblenz hätten das Unterstützungsangebot dankend angenommen.

Manuela Lewentz-Twer, Vorsitzende der Hilfsaktion „Helft uns leben“, wird mit den Worten zitiert: „Man möchte sofort losfahren und helfen, helfen, helfen. Aber im Moment ist es erst einmal das Beste, ein wenig abzuwarten und dann in Gesprächen mit den zuständigen Behörden zu schauen, wo man Gutes tun kann, ohne die übrigen Abläufe zu stören.“

Erste Spenden sind bereits verteilt worden: „Ein Beispiel, wie der Verein vor Ort hilft: Eine Firma stellte ihr Verkaufsfahrzeug zur Verfügung, das mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Kindernahrung bestückt wurde und nach Bad Neuenahr fuhr. In der Kurstadt konnten so rund 400 Familien mit dem Nötigsten versorgt werden.“

Spendenkonto: Helft uns Leben, Sparkasse Koblenz, DE72 5705 0120 0000 0013 13, Stichwort „Der Nordwesten hilft“