Den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubern, nur weil eine Kehrmaschine vorbeifährt – das muss man erstmal hinkriegen. „Wie kehr for you!“ steht auf den Fahrzeugen der Berliner Stadtreinigung (BSR). Das ist ein schönes Wortspiel mit dem englischen „to care for“, also sich um etwas oder jemanden kümmern. Für die legendäre Werbekampagne stand Sabine Thümler, Kommunikationschefin der BSR. Sie war bekannt wie ein bunter Hund und eine Legende unter den Berliner Pressesprechern. Im Dezember 2021, kurz vor Weihnachten, starb sie ganz plötzlich und unerwartet, wenige Monate vor ihrer Pensionierung. Etliche der Hauptstadtzeitungen veröffentlichten Nachrufe. Müllwagen ließ die PR-Chefin auch mit „Mülle grazie“ oder mit „Leerwagen“ beschriften, Nachweis ihres speziellen Humors, den sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatte. Sabine Thümler, die eigentlich Biologie und Geografie auf Lehramt studiert hatte, stammte gebürtig aus Friesland.
Schlagwort: Berlin
Wild Thing – Leben ohne Sicherheitsgurt
Kariona Kuffmann schrieb ein Buch über ihr wilden Zeiten in Ostfriesland und Berlin
Von Helmut Burlager
Wer in den Sechziger- und Siebzigerjahren als Jugendlicher in Ostfriesland aufwuchs, dem kommt das bekannt vor. Raus aus der Enge des Dorfes, weg von der Spießigkeit von Eltern und Nachbarschaft. Es lockten das Kino, der Tanzschuppen oder die Disko in der nächstgelegenen Kleinstadt oder irgendwo auf dem Fehn. Aber wie hinkommen? An die Straße stellen, Daumen raus, und irgendwie fand sich immer jemand, der einen mitnahm. Wenn du Glück hattest, war er oder sie nicht betrunken oder bekifft und fasste dir nicht ans Knie. Und meist ging es gut.

Weg von zu Hause, tauchten die jungen Leute in eine andere Welt ein, in der die Musik lauter, die Sitten lockerer, die Jungs langhaarig und cool und die Mädchen nicht so keusch und züchtig gekleidet waren, wie die Mütter und Väter es gern gesehen hätten. Und wenn die wirklich gewusst hätten, was der Nachwuchs da so treibt, wären sie wahrscheinlich eingeschritten.
Die Sechziger und Siebziger, das war für viele der damals jungen Leute ein Hauch von Wildheit und Abenteuerlust, sogar auf dem Lande. Aber natürlich auch Gefahr und Risiko – ein Leben ohne Sicherheitsgurt im wahren, aber auch im übertragenen Sinn des Wortes. High sein, frei sein, überall dabei sein, so hieß das Motto, und nicht für jeden und jede ging das gut aus.
„Wild Thing. Sex & Drugs & Rock ’n‘ Roll“ heißt das Buch, das die gebürtige Ostfriesin Kariona Kuffmann (ein Künstlername) jetzt veröffentlicht hat und in dem sie diese Zeit im Rückblick beschreibt. Es ist die Geschichte eines unangepassten Mädchens, das früh aus den Zwängen eines schwierigen Elternhauses ausbrach und zunächst in Ostfriesland, dann in Berlin die Freiheit suchte. Leute wie Otto Waalkes und Rollo Fuhrmann waren ihre Weggefährten, Musikschuppen wie „Meta’s“ in Norddeich und „Sound“ in Berlin ihr Wohnzimmer. Die Autorin erzählt von ihrer nicht ganz einfachen Kindheit, von Schule und Ausbildung, von Abenteuern in Cliquen und Discos, von ihrer Liebe zur Musik und dem Hang zu Drogen, immer auf der Suche nach der großen, wahren Liebe.
Nur geriet sie dabei, auch nachdem sie als 18-Jährige nach Berlin gegangen war, immer wieder an die Falschen. Männer zumeist von tollem Aussehen und weniger tollem Charakter. Der Weg führte Kariona, wie sie sich in Abwandlung ihres richtigen Vornamens nennt, durch interessante Jobs und seriöse Büros bis hinein in Striptease-Bars, wo sie tanzte und sich auszog. Und wieder zurück ins halbwegs bürgerliche Leben, durch Dutzende verschiedener Wohnungen und fast genauso viele Beziehungen, bis sie am Ende doch noch den Mann ihres Lebens fand, ohne dass daraus wirklich ein Happyend geworden wäre.
„Wenn ich heute auf meine wilden Jahre zurückschaue, in denen ich mich sehr oft unglücklich, einsam und verloren fühlte, dann tue ich dies ohne Reue, Zorn oder Bedauern – es war mein Weg und ich habe versucht, immer das Beste daraus zu machen“, zieht Kariona Kuffmann am Ende des Buches Bilanz.
Es ist ein sehr persönliches Buch, dem anzumerken ist, dass sie gerne schreibt, aber keine Schriftstellerin ist und dass ihr kein Lektor zur Hand ging. Sie erzählt frei von der Leber weg. Nicht jeder würde so viel Privates ungeschminkt in der Öffentlichkeit ausbreiten, aber auch das spiegelt Leben und Haltung der Autorin wider, denn sie ist zeitlebens eine Unangepasste geblieben.
Wer wie ich in Ostfriesland aufgewachsen ist, wird vor allem in den Kapiteln über eine Jugend auf dem Lande viel selbst Erlebtes und Erfahrenes wiederentdecken. Ein Buch zum Erinnern. Zu beziehen ist es unter kariona.de
Wittmunder Holger Heymann ist neues Mitglied im Beirat der friesischen Volksgruppen
Berlin/Hannover – Der niedersächsische Landtagsabgeordnete Holger Heymann (SPD) ist neues Mitglied im beratenden Ausschuss für Fragen der friesischen Volksgruppe. Der Ausschuss tagte in dieser Woche im Bundesinnenministerium in Berlin.
Der Landtagsabgeordnete aus Neuschoo im Kreis Wittmund rückt für den aus dem niedersächsischen Landtag ausgeschiedenen SPD-Politiker Claus Peter-Poppe in den beratenden Ausschuss nach. Heymann sagte, für ihn seien die Pflege und die Akzeptanz kultureller Identität sehr wichtig. Die niederdeutschen Sprachen und insbesondere das Saterfriesische und das Plattdeutsche „gehören zu Niedersachsen genauso wie Harz und Nordsee“.
„Ich selbst bin mit der plattdeutschen Sprache groß geworden und befürworte die Bemühungen der Landesregierung beispielsweise in Schulen regionale Sprachen am Leben zu erhalten“, so der ostfriesische Landtagsabgeordnete. Aus der Sitzung in Berlin berichtet Heymann, dass auf hohem Niveau zukünftige, auch interregionale Projekte angestoßen und besprochen wurden. Es gehe keineswegs um Abgrenzung gegenüber anderen Regionen, sondern darum, „die kulturellen Errungenschaften wertzuschätzen und pflegen zu können“, so der SPD-Politiker.
Friesenblog 5.12.2015
Tag 313 | Mauerfall
Und weil ja heute jeder erzählen muss, was er vor genau 25 Jahren gemacht hat, als abends die Mauer fiel: Ich saß drüben und konnte nicht rüber. Habe nur im Fernsehen staunend und ungläubig verfolgt, was sich auf der anderen Seite tat. Auf der anderen Seite des Wassers. Ich war mit meinem damals sechsjährigen jüngsten Sohn im Kurzurlaub in einer Ferienwohnung auf Wangerooge. An Spaziergänge und Inselwanderungen war am nächsten Tag nicht mehr zu denken. Ich hing nur noch vor der Glotze, wie die meisten, die nicht in unmittelbarer Nähe zur innerdeutschen Grenze lebten. Vergessen wird man diese Tage nie.
Berliner Nacht
Berlin
Wieske: Pressekodex dient fairem Journalismus
Berlin – Der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Lokalzeitungen, Martin Wieske, hat Kritik der Springer-Presse am Deutschen Presserat zurückgewiesen. „Die Zeitungen sind gut beraten, sich auch weiterhin an den Regeln des Deutschen Presserates zu orientieren“, sagte Martin Wieske in Berlin.
Die freiwillige Selbstkontrolle und der Pressekodex seien von den deutschen Zeitungen und Zeitschriften seit Jahrzehnten anerkannt und dienten einem fairen Journalismus, heißt es in einer Mitteilung des VDL. Natürlich unterliege auch der Pressekodex in einer sich ständig ändernden Medienwelt hin und wieder einer Überprüfung. Und sicher könne es bei der Bewertung von Veröffentlichungen auch in Einzelfällen mal zu unterschiedlichen Auffassungen kommen.
Es gebe aber keinen Anlass, die ethischen Grundsätze grundsätzlich und bewusst in Frage zu stellen und die Öffentlichkeit auch noch dagegen aufzuwiegeln, wie kürzlich in der „Bild“-Zeitung geschehen. „Wir sollten aufpassen, dass die gesamten Branche auf diese Weise keinen Schaden nimmt“, so der VDL-Geschäftsführer.
Experten-Beitrag zum Thema Mikrofinanz
Mikrofinanz bleibt die kostengünstigste und effizienteste Möglichkeit der Entwicklungszusammenarbeit. Einzelne Missbräuche können daran nichts ändern, sagt Dr. Thomas Kurze, Partner bei der Böhm-Kurze-Zumbrink Capital Management GmbH, Vermögensverwaltungsgesellschaft, Berlin, ehemaliges Vorstandsmitglied einer deutschen Großbank. In einem Beitrag für „die bank“ – Zeitschrift für Bankpolitik und Praxis, analysiert Kurze, der auch Schirmherr von Opportunity International Deutschland ist, die aktuellen Probleme und Chancen der Mikrofinanz. Ein lesenswerter Beitrag. Zum Artikel
Hält Mikrofinanz, was sie verspricht?
Experten diskutierten in Berlin über Mikrofinanz im Spannungsfeld zwischen erfolgreicher Armutsbekämpfung und Fehlentwicklung. In den letzten Jahren wurde Mikrofinanz zu einem der wichtigsten Instrumente der internationalen Zusammenarbeit. Im Kampf gegen die Armut werden große Hoffnungen mit der Finanzsektorentwicklung verbunden. Jedoch wurde in jüngster Zeit auch Kritik an der Mikrofinanz laut. Zum Artikel
Susanne Dorasil BMZ Leiterin Referat Wirtschaftspolitik und Finanzsektor. Foto: Thomas Ecke
Termin in Berlin
Die Erfolgsgeschichte von Mikrofinanz hat jahrelang die entwicklungspolitische Diskussion bestimmt. Die aktuelle Berichterstattung über Mikrofinanz führt zu Verunsicherungen in der Öffentlichkeit. Mehrfach ist Kritik an einzelnen Mikrofinanzinstitutionen laut geworden, die Gefahr laufen, den gesamten Sektor zu diskreditieren. Ein Fachgespräch am 5. Juli in Berlin soll zur Orientierung beitragen und Möglichkeit zur Diskussion bieten. Hier die Details: