Kreditnehmerin Celina Yelpoe hat mit Mikrokrediten in Ghana eine Hühnerfarm aufgebaut. Foto: OID
Kleinstdarlehen als Instrument für Entwicklung sind zu Unrecht in Verruf geraten, sagt Mariam Dao Gabala, langjährige Regionaldirektorin von Oikokredit in Elfenbeinküste. In einem Interview mit der „taz“ vom 28. Dezember 2013 sagt sie, eine tiefgründige Entwicklung und nachhaltige Strukturen können Mikrokredite allein zwar nicht schaffen. Sie glaube, dass es da eine falsche Erwartungshaltung gibt. „Aber sie können den Menschen Ressourcen an die Hand geben, damit sie produktiv werden und Einkommen generieren können. Das stärkt das Selbstbewusstsein und kann Demokratisierungsprozesse anschieben“, so Dao Gabala. Zusätzlich werde in der Mehrheit der Fälle durch die Mikrokredite Wachstum angeschoben. Mikrokredite seien aber keine Langzeitkredite und ermöglichten keine großen Anschaffungen wie einen Traktor. „Die Mikrokredite gehen dahin, wo ein schneller Ertrag erwirtschaftet werden kann.“ Das Interview im Wortlaut hier: „Gut für das Selbstbewusstsein“
Kölner Stiftung will mit 1 Million Euro beim Wiederaufbau helfen
Opportunity International Deutschland setzt sich für die Menschen ein, die durch die Naturkatastrophe ihre Existenzgrundlage verloren haben.
Jever/Köln – Die Mikrofinanz-Stiftung Opportunity International hat sich vorgenommen, mit einer Million Euro beim Wiederaufbau in den Katastrophengebieten auf den Philippinen zu helfen. Opportunity gilt als anerkannter Experte im Bereich „Hilfe zur Selbsthilfe“. „Bereits seit vielen Jahren helfen wir armen Menschen auf den Philippinen mit Mikrokrediten aus der Armut“, so Stiftungsvorstand Stefan Knüppel.
„Allein in der am meisten betroffen Region um Tacloban leben über 10.000 unserer Klienten mit ihren Familien. Viele dieser Menschen erleben derzeit schreckliche Momente der Verzweiflung. Sie haben Tote innerhalb der Familie zu beklagen und ihre Existenzgrundlage verloren. Wir trauern mit den Menschen, richten unseren Blick aber gleichzeitig nach vorne“, so der Vorstand. Opportunity International Deutschland hat seinen Sitz in Köln, in Nordwestdeutschland wird die Stiftung unter anderem von einem Freundeskreis Weser-Ems unterstützt.
Mit Soforthilfe und Maßnahmen zum Wiederaufbau setzen sich die Opportunity-Mitarbeiter in Köln und auf den Philippinen für die Menschen ein. Eine Million Euro Spendengelder will die Stiftung mobilisieren und auf die Philippinen leiten. Mit einer bereits gespendeten Teilsumme wurden erste Maßnahmen in den Krisengebieten eingeleitet. „Die Nothilfe rettet Menschenleben. Wir sehen gerade jetzt, wie wichtig das ist, denn für viele Frauen, Männer und Kinder geht es schlicht ums Überleben. Aber schon in ein paar Tagen werden wir mit dem Wiederaufbau beginnen“, erläutert Knüppel.
Opportunitys Mikrokredite geben vor allem Frauen die Chance, sich mit einem kleinen Unternehmen selbstständig zu machen. Diese kleinen Geschäfte sind zu Tausenden durch den Taifun zerstört worden. „Durch den Einsatz von Spendengeldern werden wir sowohl die Nothilfe als auch den Wiederaufbau der zerstörten Existenzen unterstützen“, so Knüppel. „Wir können zielgerichtet und effektiv helfen, weil wir bereits vor Ort sind und Land und Menschen durch jahrelange Zusammenarbeit gut kennen. Den Familien wieder Zukunft und Hoffnung zu schenken ist unsere Aufgabe, gehören sie doch zu den Ärmsten der Armen und dürfen jetzt nicht alleine gelassen werden.“
Opportunity International hilft insgesamt über einer Millionen Menschen auf den Philippinen mit fairen Krediten. Sie nutzen diese Chance, um von dem Geld kleine Unternehmen zu gründen, mit denen sie sich und ihre Familien dauerhaft aus der Armut befreien. Die gemeinnützige deutsche Stiftung hat ihren Sitz in Köln und trägt das DZI-Spendensiegel, das für einen verantwortungsvollen Umgang mit Spendengeldern bürgt.
Celina Yelpoe und Moses Lambon erzählen vom Erfolg ihrer Arbeit in Ghana
Von Helmut Burlager
Jever – „Wunderbar“ ist eines der wenigen deutschen Wörter, die Moses Lambon aus Bole in Ghana gelernt hat, seit er vor zwei Wochen nach Deutschland gekommen ist. Er benutzt es oft. Zum Beispiel, als Edzard de Buhr vom Eine-Welt-Kreis Jever eine Spende von 5000 Euro für die Arbeit von Opportunity International in Ghana verspricht. Und auch die anderen Briefumschläge mit Geldscheinen, die an diesem Abend im evangelischen Gemeindehaus Jever für den Aufbau von kleinen Genossenschaftsbanken in Ghana übergeben werden, kommentiert Moses Lambon mit einem strahlenden Lächeln und einem fröhlichen „Wunderbar!“
Celina Yelpoe und Moses Lambon aus Bole in Ghana eröffneten den Abend mit fröhlichem Gesang, wie es bei jeder Veranstaltung in ihrer Heimat üblich ist. Rechts daneben Eilert Nickel, der als Dolmetscher fungierte, und Kai Becker, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit von Opportunity International. Foto (c): Helmut Burlager
Gut zwei Dutzend Zuhörer haben sich eingefunden, um von dem Gast aus Ghana und seiner Begleiterin Celina Yelpoe, einer Hühnerfarmerin aus der Gegend um Bole, zu erfahren, wie die Entwicklungsarbeit der Stiftung Opportunity International Deutschland funktioniert. Eingeladen hatten dazu der Eine-Welt-Kreis und der Freundeskreis Weser-Ems von Opportunity International. Durch den Abend führt Opportunity-Mitarbeiter Kai Becker, der seit zwei Wochen mit den beiden Afrikanern durch Deutschland und die Schweiz tourt, von einer Veranstaltung zur anderen. Geldgeber und potenzielle Spender sollen an diesen Abenden erfahren, wie die Mittel eingesetzt werden, die auch aus der Weser-Ems-Region nach Ghana fließen.
Celina Yelpoe ist dafür ein gutes Beispiel. Sie betrieb ein winziges Geschäft als ambulante Wasserverkäuferin an der Straße, der Gewinn reichte kaum zum Leben. Eines Tages machte eine andere Frau sie auf die Möglichkeit aufmerksam, über die Entwicklungsbank Sinapi Aba Trust, Partnerorganisation von Opportunity, an Schulungen und Kleinkredite heranzukommen, um ihr Geschäft zu erweitern. Beide gingen zu dem örtlichen Kreditberater, erfuhren aber, dass zur Gründung einer kleinen Genossenschaftsbank mindestens fünf Frauen nötig seien. Die suchten sie im Bekanntenkreis zusammen, dann begann das achtwöchige Training,in dem die Klientinnen auf ihre künftige Geschäftstätigkeit und die Zusammenarbeit in der „Trust-Bank“ vorbereitet wurden. Danach erhielten sie ihre ersten Kredite. Sie investierten in ihre Geschäfte, unterstützten sich gegenseitig, zahlten das Darlehen in kleinen Beträgen zurück und lernten in den wöchentlichen Treffen mit dem „Loan Officer“, ihrem Kreditbetreuer, viel über die richtige Art, mit dem verdienten Geld klug umzugehen, um die Situationen ihrer Familien zu verbessern.
„Sie ist meine Erfolgsstory“, sagt Moses Lambon über Celina Yelpoe. Die hatte sich nämlich überlegt, dass sie mehr als mit Wasser vielleicht mit Eiern verdienen könnte. Ihr Kreditbetreuer fand die Idee gut, vermittelte ihr eine einmonatige spezielle Schulung, in der sie lernte, wie man mit Eintagesküken umgeht und sie großzieht, bis sie Eier legen. 50 Küken erwarb Celina mit Hilfe eines Mikrokredits, nach fünf Monaten fingen die Hühner an, Eier zu legen, und bald konnte die Klientin sich weitere 50 Tiere kaufen. Heute hat ihre kleine Hühnerfarm 1000 Hühner, die 900 Eier am Tag legen. Die verkauft Celina Yelpoe an Frauen, die die Eier hart kochen und an der Straße verkaufen – ein typisch ghanaischer Schnellimbiss. Inzwischen beschäftigt die Farmerin vier weitere Menschen, und in ihrer schönen, bildreichen Sprache umschreibt sie das mit dem Satz: „I put a smile on their faces“ – ich habe ein Lächeln auf ihre Gesicher gezaubert. So profitieren von den Kleinkrediten, mit denen Celina ihre Existenz aufbaute, inzwischen viele andere. Beispielsweise unterstützt die Frau 27 Witwen aus der Gemeinde wirtschaftlich. Nicht zuletzt ermöglicht sie mit ihrem stabilen Einkommen ihren eigenen drei Kindern eine gute Schulausbildung.. Auch auf diesem Gebiet engagiert sich Opportunity.
„Wir wollen ein besseres Ghana bauen“, sagt Moses Lambon, der als studierter Marketing-Fachmann lukrativere Jobs hätte bekommen können, aber in seiner Arbeit als Berater aufgeht. Und Leute wie Celina Yelpoe sind dankbar dafür. „Es gibt so viele Frauen, die auf eine Chance warten, aus der Armut herauszukommen“, sagt sie, und: „Women in Ghana are strong!“ – Frauen in ihrem Land seien stark.
Der Freundeskreis Weser-Ems von Opportunity International um Pastor Rüdiger Möllenberg und die Unternehmer Dr. Karl Harms und Jochen Ewald hat seit 2007 schon Spenden von mehr als 550 000 Euro für die Mikrofinanz-Arbeit in Ghana eingeworben, Mit den Spenden vom Mittwochabend dürfte man ungefähr auf die Schnapszahl von 555 555 Euro gekommen sein. Anfangs waren mal 100 000 Euro anvisiert worden, ein begrenztes Projekt der Jeveraner. Inzwischen ist ans Aufhören gar nicht mehr zu denken.
Celina Yelpoe und Moses Lambon aus Ghana kommen nach Jever
Kreditbetreuer und Klientin erzählen von ihren Erfahrungen mit Mikrokrediten.
Celina Yelpoe hat mit Mikrokrediten eine Hühnerfarm aufgebaut. Foto: OID
Jever – „It is freezing cold here!“, schnatterten Celina und Moses, als sie vor einigen Tagen am Frankfurter Flughafen landeten. Gegen die Kälte sind die beiden mittlerweile aber mit dicken Winterjacken gewappnet. Celina Yelpoe und Moses Lambon aus Ghana sind zweieinhalb Wochen lang in Deutschland unterwegs und erzählen in etlichen Veranstaltung der Entwicklungshilfeorganisation Opportunity International von ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit Mikrokrediten. Auf Einladung des Freundeskreises Weser-Ems von Opportunity kommen sie am Dienstag, 12. November, nach Jever. Ab 18.30 Uhr geben sie im Evangelischen Gemeindehaus, Am Kirchplatz 13, Einblicke in ihr Leben in Westafrika.
Moses Lambon. Wenn er einen Fluss überquert, um zu seinen Klienten zu gelangen, nimmt er sein Motorrad mit. Foto: OID
Können Sie sich jemand vorstellen, dass ein Bankmitarbeiter hierzulande mit einem Kanu einen Fluss überquert, um zu seinen Kunden zu gelangen? Für Moses Lambon ist das völlig normal. An Bord hat er meist sogar noch sein Motorrad, denn mit der Überquerung des Flusses ist es in der Regel nicht getan. So liegen zwischen dem Mitarbeiter von Opportunity International und seinen Klienten häufig sehr große Distanzen, die er dann noch mit dem Motorrad zurücklegt. Er nimmt dies aber gern auf sich. Denn er weiß, dass er mit seiner Arbeit einen entscheidenden Beitrag dazu leistet, die Frauen in Ghana zu befähigen, sich selbst aus der Spirale der Armut zu befreien – und das effektiv und langfristig.
Celina Yelpoe, die mit ihm nach Deutschland gekommen ist, bezeichnet er als besondere „Erfolgsstory“. Und das ist die dreifache Mutter in der Tat. Anfangs verkaufte sie ähnlich wie Tausende anderer Frauen in Ghana lediglich Kleinigkeiten, etwa Schokolade und Getränke, an der Straße. Damit konnte sie ihre Familie allerdings nur schwer über Wasser halten. Nachdem sie in Kontakt mit Partnerorganisation von Opportunity, Sinapi Aba Trust, und somit auch mit Kreditbetreuer Moses gekommen war, nahm sie erstmals einen Mikrokredit auf.
Mit diesen umgerechnet 70 Euro, die Celina in den folgenden fünf Monaten von ihrem Einkommen an die Bank zurückzahlte, vergrößerte sie zunächst ihr Kleinunternehmen. Moses hielt stets Rücksprache mit ihr und schlug ihr schließlich vor, auf die Viehzucht umzusteigen, um noch mehr Einkommen zu generieren. Und das tat Celina dann auch. Mithilfe der Ratschläge eines Landwirtes baute sie sich eine Hühnerfarm auf, die mittlerweile bis zu 1000 Eier pro Tag abwirft. Ihr kleines Unternehmen läuft so gut, dass sie sechs Angestellte hat und damit nicht nur sich selbst und ihre Familie aus der Armut befreien konnte, sondern auch sechs weiteren Menschen aus Ghana eine berufliche Perspektive geben konnte.
Diese und zahlreiche weitere Geschichten verdeutlichten eines sehr klar: Die Herausforderungen an die Bevölkerungen in Ghana, um sich aus der Armut befreien zu können, sind enorm und vor allem vielschichtig. So lässt sich Moses Lambon durchaus als Kreditbetreuer und Sozialarbeiter in einer Person bezeichnen. Celina Yelpoe zeigt mit ihrer Geschichte, dass die Arbeit von Opportunity wirkt.
Der Freundeskreis Weser-Ems von Opportunity International hat in den sechs Jahren seit seiner Gründung mehr als 500.000 Euro an Spenden für die Mikrofinanzorganisation eingeworben, die auf Hilfe zur Selbsthilfe statt auf Almosen setzt. Das Geld, einmal in den Kreislauf der Mikrokredite gebracht, wirkt wieder und wieder.
Zu dem Informationsabend sind alle Interessierten herzlich eingeladen.
Antoine Bankoley will afrikanische Schulen mit Strom versorgen
Antoine Bankoley. Foto (c): Helmut Burlager
Jever – Antoine Adeyika Bankoley würde gerne dafür sorgen, dass 240 Kindern in einem Dorf im westafrikanischen Togo ein Licht aufgeht. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn die rund 5000 Einwohner zählende Gemeinde Wli-Centre in der Präfektur Zio hat keine Stromversorgung. Was zur Folge hat, dass ab 18 Uhr, wenn in dem Land nah am Äquator die Sonne untergeht und es sehr schnell stockfinster wird, Kinder wie auch Erwachsene nur noch im flackernden Schein von Petroleumlampen lesen können. Ein Hindernis bei den Bemühungen um die Alphabetisierung der Bevölkerung Togos, wo viele Menschen nicht richtig lesen und schreiben können. Sonnenkollektoren und Batterien zum Speichern der Energie sollen die Lösung bringen, die Grundschule der Gemeinde soll eine Stromversorgung erhalten. 7000 Euro kostet eine solche Anlage. Es ist nicht die erste Hilfsaktion, die der Jeveraner Antoine Bankoley in seinem Heimatland startet…
Pastor Rüdiger Möllenberg aus Jever startete an diesem Donnerstag, in Richtung Dakar, um an einer 3500 Kilometer langen Autorallye teilzunehmen. Er setzt sich seit Jahren als Botschafter für die Mikrofinanz-Organisation Opportunity International ein. Mit den Zeigefingern markiert er Start- und Zielort, oben links liegt Dakar, unten rechts Accra. Foto (c): Helmut Burlager
„Go4school“ – Pastor Rüdiger Möllenberg nimmt an Tour durch Westafrika teil
Jever – Klar, ein bisschen aufgeregt ist er schon, auch wenn er bereits viele Male in seinem Leben nach Afrika geflogen ist und dort gearbeitet hat. Sein Beruf als Pastor bringt ihn auch diesmal nach Ghana, doch die Umstände der Reise werden gänzlich andere sein als sonst. Rüdiger Möllenberg ist einer von 27 Teilnehmern, die an diesem Donnerstag von Hannover aus nach Dakar gestartet sind und von dort auf eine Rallye durch Afrika gehen.
Es ist nicht die berühmte Rallye Paris-Dakar, sondern sie führt von Dakar im Senegal nach Accra, der Hauptstadt Ghanas. Es geht auch nicht darum, möglichst spektakulär über Wüstenpisten zu rasen und als erster anzukommen, sondern es handelt sich um eine Hilfsaktion ganz besonderer Art. „Go4school“ ist der Name der Rallye, und wollte man ihn einigermaßen plausibel übersetzen, müsste es heißen: Fahren für Schulen. Denn bei der Rallye soll viel Geld herauskommen, und das will die Mikrofinanzorganisation Opportunity International, deren Botschafter Pastor Rüdiger Möllenberg ist, für den Aufbau von Mikroschulen in Ghana einsetzen. Das sind kleine, private Volksschulen auf dem Lande, die Kindern in Landstrichen Unterricht ermöglichen, wo staatliche Schulen wegen weiter Schulwege kaum erreichbar sind. Opportunity finanziert solche Schulen mit Mikrokrediten.
Die Idee zu der Rallye hatte Henning Nathow, ebenfalls Opportunity-Botschafter und Manager in der Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen. Er überlegt seit langem, wie man die Entwicklungsarbeit in Ghana mit gespendeten hochwertigen Fahrzeugen unterstützen könnte. Und kam auf den Gedanken, das mit Abenteuer und Spaß zu verbinden. Ein Spaß, den sich allerdings nicht jeder leisten kann. Wer mitfahren will, muss nicht nur den Flug nach Dakar selbst bezahlen, sondern auch die Kosten für die 3500 Kilometer lange Autofahrt von Dakar durch den Senegal, Guinea, Elfenbeinküste und Ghana bis nach Accra. Und eigentlich sollte jeder Teilnehmer das Auto, das dann in Accra für den guten Zweck versteigert wird, noch selbst finanzieren.
Nun ist Rüdiger Möllenberg (55) beileibe kein Millionär, aber sein geistlicher Beistand und seine Afrika-Erfahrung sind gefragt, Opportunity bat ihn mitzufahren, auch ohne gespendetes Auto. Die dennoch hohen Reisekosten tragen seine Ghana-Freunde vom Opportunity-Freundeskreis Weser-Ems, Dr. Karl Harms und Jochen Ewald, zu einem erheblichen Teil mit, und so konnte Möllenberg gestern Nachmittag Richtung Hannover starten, von wo es heute mit einem Linienflug nach Dakar weiter ging.
Mit elf robusten Geländewagen geht es dann Richtung Osten, weit genug südlich von der Krisenregion Mali und auch an anderen problematischen Ländern vorbei, nach Ghana. Abenteuerlich wird es dennoch werden, wenn die Kolonne über staubige Pisten durch Savanne und Dschungel unterwegs ist. Am 5. oder 6. Februar ist die Ankunft in Accra geplant, am 10. Februar der Rückflug. Wenn die Möglichkeit besteht, wird Rüdiger Möllenberg von unterwegs Zwischenberichte geben. Wenn nicht, wird er hinterher viel zu erzählen haben. So eine Reise hat auch der afrikaerfahrene Pastor schließlich noch nicht mitgemacht.
Gute Laune beim Ministerbesuch. Von links Stefan Knüppel, Vorstand von Opportunity International Deutschland, Entwicklungsminister Dirk Niebel und der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Werner Kammer, der die Begegnung vermittelt hatte. Foto (c): Helmut Burlager
Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dirk Niebel, hat am Montagabend bei einem Treffen mit dem Freundeskreis Weser-Ems von Opportunity International in Wiesmoor das zivilgesellschaftliche Engagement dieses losen Zusammenschlusses von Förderern der Mikrofinanz-Arbeit gelobt. Mikrokredite und die damit verbundenen Finanzdienstleistungen für die ärmsten Menschen in Entwicklungsländern seien ein wichtiger Baustein auch in der Arbeit des Bundesministeriums. Der Freundeskreis hat seit 2006 rund 470.000 Euro für Projekte in Ghana gesammelt. Hier geht es zum Bericht
„Die Möglichkeit zu sparen, Geld zu überweisen und Kredit aufzunehmen ist eine entscheidende Voraussetzung, um Armut nachhaltig zu bekämpfen.“ Das hat der Vorstandsvorsitzende der Sparkassenstiftung, Heinrich Haasis, auf einer Tagung anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Stiftung gesagt. Finanzdienstleistungen als Entwicklungsmotor
Gaeten Dery macht die Arbeit von Opportunity International anschaulich
Jever – „Leute, das wird kein Urlaub hier!“ Ein Bankberater, der ein Gespräch bei uns so anfangen würde, wäre seine Kunden und seinen Job ziemlich schnell los. „That’s no holiday here“, genau so beginnt Gaeten Dery in der Volksbank Jever sein Treffen mit einer Kreditnehmergruppe. Und so geht es auch weiter: Dem Kunden, der seine Rate nicht zahlen kann, weil sein Kind krank war, gibt er mit auf den Weg, dann werde es Zeit, dass er sich eine Police der nationalen Krankenversicherung besorgt. Dem anderen, der einen höheren Kredit möchte, veranschaulicht er drastisch, was passieren wird, wenn er sein Geschäft zu schnell aufbaut und den Überblick verliert. Gaeten Dery ist ein Mann der klaren Ansage, er redet eindringlich, er gestikuliert, er wirkt bestimmend, wie ein strenger Lehrer. Aber er lächelt und überhaupt, er kann auch anders: Der Frau, die Schwierigkeiten hat, ihr Kind unterzubringen, wenn sie arbeitet, verspricht er: Bis zum nächsten Mal hab ich eine Lösung.
Gaeten Dery mit Statisten bei der simulierten Versammlung einer Kreditnehmergruppe. Der Kreditberater redet Klartext. Wer einen Mikrokredit haben will, muss zwar keine Sicherheiten bieten, aber gewisse Ansprüche erfüllen. Der Berater gibt zugleich Lebenshilfe. Foto (c): Helmut Burlager
Um Geld geht es nur am Rande, das ist das Besondere an dieser Art des „Bankings“, die rund 40 Zuschauern im Immobilienzentrum vorgeführt wurde. Eingeladen hatte die Volksbank zu einer Veranstaltung mit der Mikrofinanzorganisation Opportunity International, die auf Spendenbasis mit einem System von Dienstleistungen (Kredite, Sparen, Versicherungen, Bildung) den Ärmsten der Armen in Afrika, Asien und Lateinamerika hilft. Opportunity hat den Besuch von Mitarbeitern aus Ghana genutzt, in einer Reihe von Vor-Ort-Terminen zu zeigen, wie diese ganzheitliche Arbeit praktisch läuft.
Einen Besseren als Gaeten Dery hätten sie dafür kaum finden können. Er hat die positiven Wirkungen der Sozialen Mikrofinanz am eigenen Leibe erfahren. In ärmsten Verhältnissen aufgewachsen, kaum dass die Eltern den Schulbesuch finanzieren konnten, wurde er früh Waise und musste sich selbst durchschlagen. Als Straßenkind von der Hand in den Mund lebend, brachte ihn eine Marktfrau mit Opportunity zusammen. Mit seinem ersten Kleinstkredit kaufte er Telefonkarten und verkaufte sie wieder. Ganz langsam baute er sich so eine Existenz auf, konnte sich Kleidung, ein Zimmer, eine Ausbildung leisten und schaffte es, als einziger Nichtakademiker die Banklaufbahn bei Opportunity einzuschlagen.
Für die Zuschauer beeindruckend wie auch ein wenig befremdlich, wie sehr Menschen wie Gaeten Dery ihren Beruf als Berufung sehen und wie stark die religiösen Motive für ihren Einsatz sind. Am Ende des Rollenspiels, das so harsch begonnen hatte, ein Gebet und ein „God bless you“ – „Gott segne dich!“ Und dann ein befreites Lachen.
„Business in Afrika“, sagt Kai Becker, der die Öffentlichkeitsarbeit von Opportunity
leitet, „ist was anderes als hier.“ (hbu)
Mehr über die Arbeit von Opportunity International erfahren: www.oid.org
Gaeten Dery simuliert mit den Teilnehmern die Versammlung einer Kreditnehmergruppe in Ghana. Opportunity International ist in der Entwicklungshilfe durch Instrumente der Mikrofinanz engagiert.
Jever – Wenn sich in einem Dorf in Ghana die Kreditnehmerinnen von Opportunity International treffen, dann geht es fröhlich zu. Da wird denn auch schon mal gesungen, getanzt und gebetet, bevor der „Loan Officer“, der Kreditberater der Bank, zur Sache kommt. Wie das funktioniert mit den Kleinkrediten, die Opportunity International an arme Menschen in Entwicklungsländern vergibt, wie die Frauen gemeinsam geschult werden, ihre Geschäftsideen entwickeln und über kleinste Darlehen den Weg in die wirtschaftliche Selbstständigkeit finden, das soll an diesem Freitag die Veranstaltung „Opportunity vor Ort“ (18 Uhr, Immobilienzentrum der Volksbank Jever in der Mühlenstraße 31) veranschaulichen. Die Entwicklungshilfeorganisation mit Sitz in Köln und einem engagierten Freundeskreis Weser-Ems in Jever lädt dazu gemeinsam mit der Volksbank Jever alle Interessierten herzlich ein. Aus Ghana angereist ist Gaeten Dery, der in einer ganzen Reihe solcher Veranstaltungen nicht nur anschaulich über die Arbeit der Mikrofinanz-Organisation vor Ort berichtet, sondern in einer simulierten Versammlung von Kreditnehmerinnen auch zeigt, wie Beratung und Abwicklung des Mikrokreditgeschäfts ganz praktisch ablaufen. Zu den Mikrofinanz-Angeboten von Opportunity, die durch Spenden aus den Industrieländern finanziert werden, gehören neben Kleinkrediten auch Mikrosparen, Mikroversicherungen, Mikroschulen und andere Dienstleistungen, die Hilfe zur Selbsthilfe geben sollen.