Tag 128 | Flüchtlingsschicksal

Die "Exodus". Bildquelle: Wikimedia Commons / Pikiwiki Israel
Die „Exodus“. Bildquelle: Wikimedia Commons / Pikiwiki Israel

Im Sommer 1947 versuchten 4500 heimatlose Juden mit dem Dampfer Exodus nach Palästina auszuwandern. Unter den Augen der entsetzten Weltöffentlichkeit holten britische Soldaten die Passagiere in Haifa mit Waffengewalt vom Schiff und deportierten sie ausgerechnet ins kalte Nachkriegsdeutschland. In niedersächsischen Kasernengebäuden warteten sie einen Winter lang, um schließlich endgültig nach Israel auswandern zu können. Die Geschichte der jüdischen Flüchtlinge wird nun zum Thema der dokumentarischen Theatervorstellung „Exodus“, die vom Theater Das Letzte Kleinod in den kommenden Monaten in Israel und Norddeutschland an originalen Spielorten aufgeführt wird.

Damals in Hamburg hatte man die aus dem Schiff rausgeprügelt. Die wollten nicht an Land. Die kamen ja wieder nach Deutschland, hinter Stacheldraht. Denn mussten sie Namen sagen. Da haben sie alles Mögliche gesagt. Bloß ihren eigenen Namen nicht. (Gerda, Zeitzeugin aus Emden)

Für das Buch interviewte der Autor und Regisseur Jens-Erwin Siemssen zehn Zeitzeugen, die auf der Exodus mitfuhren oder das Geschehen in Emden und Wilhelmshaven als Anwohner miterlebten. Die originalen Aussagen wurden in diesem Buch dialogisiert und nur geringfügig verändert.

Aus den Erzählungen der Zeitzeugen entsteht das Theaterstück „Exodus“. Die Aufführung wird von einem internationalen Ensemble an drei originalen Schauplätzen der Geschichte inszeniert. Die Proben und eine Werkpräsentation fanden an einem besonderen Ort statt: Im ehemaligen britischen Haftlager in Atlit bei Haifa wurden früher illegale Einwanderer interniert. Vom ehemaligen Lager sind die Barracken, Stacheldrahtzäune, Wachtürme und Güterwagen erhalten. In Atlit kam das Ensemble auch mit israelischen Zeitzeugen in Kontakt, die Gedenkstätte wurde zum Schauplatz der dokumentarischen Inszenierung.

Seit Ende April 2014 finden die Proben in Emden statt. Auf dem Gelände der Karl-von-Müller-Kaserne wird die Uraufführung von „Exodus“ an einem weiteren originalen Schauplatz stattfinden. Mit Schauspielern aus Israel, Deutschland und aus den Niederlanden wird das Stück vor den illuminierten Fassaden des Kasernengebäudes gespielt. Die Vorstellung wird an die individuellen Möglichkeiten des Gebäudes angepasst: Bühnenorte, Bewegungsmöglichkeiten und der Raumklang beeinflussen die Spielhandlung. Als zusätzliche Objekte werden Gegenstände genutzt, die in leerstehenden Gebäuden zurück bleiben.

Ein Chor unter der Leitung des israelischen Komponisten Shaul Bustan singt in den brachliegenden Gebäuden der Kaserne. Die Zuschauer sitzen unter freiem Himmel auf einer Tribüne auf dem Kasernenhof. Die Uraufführung von „Exodus“ findet am Mittwoch, 14. Mai 2014, in Emden statt, die Vorstellung wird bis zum 17. Mai jeden Abend kurz vor Sonnenuntergang um 21 Uhr gespielt.

Anschließend wird die Vorstellung  in der Armin-Zimmermann-Kaserne in Wilhelmshaven-Sengwarden aufgeführt. Auch hier waren im Winter 1947/48 über Tausend  jüdische Flüchtlinge vom Schiff „Exodus“ untergebracht. Bei diesen Vorstellungen wirkt der Jugendclub der Landesbühne Nord mit. Ein weiterer Spielort in Norddeutschland wird eine ehemalige amerikanische Kaserne in Bremerhaven sein, die Carl-Schurz-Kaserne in Bremerhaven.

Weitere Informationen und Reservierungen unter Tel. 04749-10 25 64 und www.das-letzte-kleinod.de

Vorstellungen von EXODUS

Mittwoch, 14. Mai 2014, 21:00 Uhr, Uraufführung in Emden
14. – 17. Mai 2014, Karl-von-Müller-Kaserne, Gerhard-Hauptmann-Straße, 26721 Emden, in Kooperation mit dem Kulturbunker Emden,

22. – 24. Mai 2014, Armin-Zimmermann-Kaserne, Wilhelmshaven-Sengwarden,
in Kooperation mit dem Heimatverein Sengwarden

29. – 31. Mai, 02. – 04. Juni 2014, Carl-Schurz-Kaserne, Amerikaring, 27580 Bremerhaven

Beginn der Vorstellungen jeweils um 21:00 Uhr

Tag 124 | Abgesang

Südzentrale in Wilhelmshaven. Vergessener Ort? Oder schon verlorener Ort. Foto (c): Corinna Nickel
Südzentrale in Wilhelmshaven. Vergessener Ort? Oder schon verlorener Ort. Foto (c): Corinna Nickel

Noch kämpfen Wilhelmshavener, aber natürlich beileibe nicht alle, für die Rettung der „Südzentrale“. Der Filmbeitrag des NDR i der Reihe „Vergessene Orte“ klingt aber schon mehr wie ein Abgesang auf das Baudenkmal, Grundstimmung: pessimistisch.

Vergessene Orte: Südzentrale

Tag 117 | Humor

Über den subtilen Humor eines Unternehmers, der mit Getränken handelt und Unckenboldt heißt, hab ich mich ja schon immer gewundert, wenn ich auf meiner Lieblingsradtour im Kanalhafen in Wilhelmshaven am Depot dieser Firma vorbeikam. Aber der Mann versteht wirklich Spaß, wie gestern vor dem „Tatort“ auf Twitter zu lesen war.

Unckenboldt

Tag 112 | Hier und Jetzt

Von Alexander Langkals

Thorsten Schütt: "Stupid Neck II". Foto (c): Schütt
Thorsten Schütt: „Stupid Neck II“. Foto (c): Schütt

Wilhelmshaven – Zwischen dem Hier und Jetzt – unter diesem recht ungreifbaren Titel stellt der in Horsten/Friedeburg lebende Thorsten Schütt hingegen sehr greifbare Kunstwerke ab dem 1. Mai in der Sezession Nordwest aus. Greifbar insofern, da es sich um körperhafte – und den menschlichen Körper darstellende – Objekte aus Holz, Stein und Eisen handelt. Mit eigenen Worten formuliert er in einem Begleittext für diese Ausstellung: „Das Gefühl, die Aufmerksamkeit wahrzunehmen. Inmitten des Hier und Jetzt steht die Wahrnehmung. Aufmerksam können wir die Dinge um uns herum fühlen – auf welche Art auch immer. Davor, währenddessen und danach finden wir die Entscheidungen.“

Der Bildhauer Thorsten Schütt setzt sich in seiner Arbeit mit diesen Entscheidungen auseinander. Wo und wie stehe oder bewege ich mich, während ich was tue? So entstehen Skulpturen, die das Echte darstellen. Ungeschminkt, nur auf die Aussage bedacht. Die Objekte werden mal spontan, mal mit vielen Überlegungen und Korrekturen erarbeitet. Die Bewegung der Wahrnehmung, wie auch der Stillstand, das Verweilen derselben sind das Wesentliche für ihn. Der Arbeitsvorgang kann und darf durchaus zur Eigendynamik führen. Ein Prozess, der fließend ist und dem Künstler in seinem Schaffen eine Parallelität zum Leben bietet – mit allen Konsequenzen. Über die Vielfalt der Materialien, mit denen er auch gern in Kombinationen arbeitet, bietet sich ihm eine schier unendliche Ideenwelt. Vieles passiert über den Grundausdruck des vorhandenen Werkstoffes in Verbindung mit Situationen und Gesprächen aus seinem Alltag.

Gezeigt werden Skulpturen aus Holz und Eisen (teilweise kombiniert) und Holzdrucke im Hirnholzschnitt. Bei den Drucken spiegelt sich das Thema Wege – wohin? als rahmengebender Bestandteil der Ausstellung wider.

Inspiration zum individuellen Denken und Handeln findet Schütt in seinem sozialen Umfeld (mit allen Nebenwirkungen …), in der Natur, durch Reisen und den dadurch stattfindenden Kontakten zu anderen Kulturen und Lebensformen ebenso wie in der Auseinandersetzung mit Kolleginnen und Kollegen auf Bildhauersymposien.

Die erste sich weitgehend der Gattung Skulptur widmende Ausstellung des Schaufensters für aktuelle und regionale Kunst im Jahr 2014 ist bis zum 3. Juni geöffnet.

Künstler: Thorsten Schütt

Ausstellungstitel: Zwischen dem Hier und Jetzt

Ausstellungsort: Sezession Nordwest e.V, Virchowstraße 37, Wilhelmshaven

Ausstellungsdaten: 1. Mai bis 3. Juni 2014

Ausstellungseröffnung: 1. Mai, 19 Uhr

Tag 109 | Teeblättchen

Sammelbildchen von OnnO Behrends: Teeblättchens Reise. Foto (c): Wattenmeer-Besucherzentrum
Sammelbildchen von OnnO Behrends: Teeblättchens Reise. Foto (c): Wattenmeer-Besucherzentrum

Noch nichts vor über Ostern? Vielleicht ist ein Besuch im Wattenmeer-Besucherzentrum in Wilhelmshaven drin. Dort läuft noch bis zum 18. Mai die Ausstellung „Teeblättchen trifft Robinson“. Gezeigt werden historische Sammelbilder der Teefirma OnnO Behrends. Von 1932 bis 1953 legte die in Norden ansässige Firma ihren verschiedenen Teepackungen aufwendig gemalte Sammelbilder bei. Für die Gestaltung der Sammelbilder beschäftigte die Firma zwei Künstler, die über 1.000 Sammelbilder malten. Neun Sammelalben wurden veröffentlicht, die u. a. die ehemaligen deutschen Kolonien, die Geschichten von Robinson Crusoe, Klaus Störtebeker zeigen. Ein besonderes Album beschreibt „Teeblättchens“ Reise vom fernen Asien in die hiesigen Teekannen. In der Ausstellung sind die historischen Sammelalben und Originalbilder sowie Teedosen, Teegeschirr und Werbemittel zu sehen. Das Wattenmeerhaus am Südstrand 110 b ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Dort läuft übrigens gleichzeitig bis zum 6. Mai die Sonderausstellung „Amazonas – eine Landschaft und ihre Menschen“ von Prof. Dr. Georg Irion vom Senckenberg-Institut.

Teepflückerin. Foto (c): Wattenmeer-Besucherzentrum.
Teepflückerin. Foto (c): Wattenmeer-Besucherzentrum.

Tag 108 | Ein Schiff wird kommen

Nur mal so, für alle, die glauben, dass am Jade-Weser-Port überhaupt keine Schiffe ankommen. Für Ostermontag ist die „Edith Maersk“ angekündigt. Sie kommt von Rotterdam und fährt weiter nach Danzig. Wäre schön, wenn man das bald mal täglich melden könnte …

Marinetraffic

Tag 102 | Kranke Akten

Im Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven hat die Oldenburgische Landschaft jetzt den Band „Vernichtung lebensunwerter Soldaten? Die nationalsozialistische Militärpsychiatrie in der deutschen Kriegsmarine – das Beispiel Wilhelmshaven“ von Roman Behrens vorgestellt. Erschienen ist das Buch als Band 76 der von der Oldenburgischen Landschaft herausgegebenen Reihe Oldenburger Studien.

Das heutige Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch, während des Weltkrieges Militärlazarett. Titelseite des Buches von Roman Behrens. Isensee-Verlag.
Das heutige Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch, während des Weltkrieges Militärlazarett. Titelseite des Buches von Roman Behrens. Isensee-Verlag.

Psychische Erkrankungen von Soldaten wurden in der NS-Zeit durchweg nicht im Zusammenhang mit deren Kriegserlebnissen gesehen, sondern auf Charaktermängel der Betroffenen zurückgeführt. Die jetzt vorgestellte Veröffentlichung beruht auf einer Auswertung von vier Krankenakten von Marinesoldaten, die im Zweiten Weltkrieg in den Marinelazaretten Wilhelmshaven und Sanderbusch und in der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen wegen psychischer Erkrankungen behandelt worden sind. Die als Masterarbeit an der Universität Oldenburg entstandene Untersuchung umreißt anhand der vier Fallbeispiele den Umgang mit psychisch erkrankten Marinesoldaten. Außerdem gibt sie Belege für die Verstrickung von Kriegsmarine und Marinesanitätsdienst in die Sterilisationsverfahren und den Krankenmord in der NS-Zeit.

„Roman Behrens hat mit seiner Studie eine wichtige Anregung für die Wissenschaft gegeben, auf einem bisher nicht untersuchten Gebiet intensiv zu forschen“, charakterisierte Landschaftspräsident Thomas Kossendey die Arbeit.

Roman Behrens, Vernichtung lebensunwerter Soldaten? Die nationalsozialistische Militärpsychiatrie in der deutschen Kriegsmarine – das Beispiel Wilhelmshaven, Oldenburger Studien Band 76, herausgegeben durch die Oldenburgische Landschaft, 90 S., Isensee Verlag, Oldenburg 2014, lSBN 978-3-7308-1009-5, Preis: 19,80 €.

Tag 78 | Pechvogel

Unglücksrabe, weiblich: Eine 54-jährige Frau hat am vergangenen Sonnabend nach ihrem Einkauf in Wilhelmshaven auf dem Parkplatz versehentlich ihr Portemonnaie in einen unverschlossenen grünen Golf gelegt, der ihrem eigenen sehr ähnlich sah. Als sie den Irrtum bemerkte, war  der Wagen nicht mehr da und ihre Geldbörse leider auch nicht. Nun hoffen die Dame und die Polizei auf einen ehrlichen Finder.

Tag 58 | Radio Eriwan

"Legionär" heißt die Plastik von Albert Vardanyan. Foto: Sezession Nordwest
„Legionär“ heißt die Plastik von Albert Vardanyan.
Foto: Sezession Nordwest

Frage an Radio Eriwan: Kann man in Wilhelmshaven armenische Kunst anschauen? Antwort: Im Prinzip ja. Man muss sich allerdings aufraffen, die Ausstellung bei der Sezession Nordwest zu besuchen. Ab heute zeigen vier Künstler aus Jerewan ihre Arbeiten im Schaufenster für regionale Kunst. Es ist ein Gegenbesuch, nachdem Wilhelmshavener Künstler sich in Armenien für ein soziales Projekt eingesetzt haben.

Neues aus Eriwan

Tag 36 | Werkzeug

Die Volontärin von Radio Jade, die ein Praktikum in der Printredaktion absolvierte, kehrte etwas unglücklich vom ersten Termin zurück. Sie habe sich so unwohl gefühlt ohne Mikrofon und gar nicht gewusst, wie sie arbeiten soll, nur mit Block und Stift. Unsereinem geht es ja genau anders herum. Ohne Papier und Schreibgerät in der Hand fällt es schwer, Informationen aufzunehmen. So hat jeder seine Werkzeuge und seine Gewohnheiten. Voller Bewunderung höre ich, wie unsere Kollegin Jutte Przygoda vom NDR allein durch Audio Bilder im Kopf ihrer Zuhörer entstehen lässt, wie hier im Beitrag über die Südzentrale.