Tag 344 | Missgeschick

„Können Sie einen Krankenwagen schicken? Mir ist ein kleines Malheur passiert.“ Dies waren die ersten Sätze, die eine 47-Jährige aus Norden gegenüber der Rettungsleitstelle äußerte, nachdem sie am Abend des 25. Juni den Notruf gewählt hatte. (…) Mit einem Messerstich in die Brust hatte die Frau ihren 45-jährigen Lebensgefährten tödlich verletzt.
(Prozessbericht im Anzeiger für Harlingerland, heutige Ausgabe.)

Tag 335 | Hört hört

Zweites Hörspiel des Esensers Manfred Briese

„Blömen för Evi“ heißt das zweite plattdeutsche Hörspiel von Manfred Briese, das bei Radio Bremen produziert wurde und am 19. Januar 2015 ab 19.05 Uhr im NDR 1 Radio Niedersachsen zu hören ist. Auch bei Radio Bremen Nordwestradio wird das Hörspiel gesendet, sogar zweimal, und zwar am Sonntag, 25.01., ab 17.05 und an dem folgenden Montag ab 21.05 Uhr.

In Ostfriesland, zwischen Aurich, Wiesmoor und Emden, spielt die Handlung. Brieses langjährige Passion als Kantoreisänger lieferte den Hintergrund für diesen Krimi.

Das Geschehen: Der Bachchor studiert Mendelssohns „Hymne“ ein, und wieder betraut der Chorleiter, den sie „Masur“ nennen, die Sopransängerin Fanny mit dem Solo. Darüber ist die Freundin sehr enttäuscht. Evi ist der Meinung, dass sie Fanny in nichts nachsteht und bedrängt diese, ihr zuliebe auf das Solo zu verzichten. Der Konflikt, der sich daraus ergibt, ist Inhalt des Hörspiels. Er endet tragisch.

Als der Redakteur das Skript für dieses Hörspiel gelesen hatte, schrieb er zurück, er fände darin „die Schreibe so schön und den Humor so erfreulich bös“. Eine Schnulze ist demnach nicht zu erwarten.

Bekannte Ensemblemitglieder des Ohnsorgtheaters Hamburg wie Sandra Keck haben die Sprechrollen übernommen, großartige Künstler allesamt, mit eindrucksvollen Stimmen. Von dem Bremer Chor „Plan B“, der die Mendelssohn-Hymne einstudiert hat, sind die musikalischen Anteile eingespielt worden. Die Regie führte Michael Uhl vom Oldenburger Staatstheater.

Tag 330 | Berufung

Screenshot 2014-11-26 07.55.57Der Beruf des Tages, den ZEIT ONLINE heute vorstellt, klingt für einen Ostfriesen ja eher nach Berufung: Teetester!

Schlürfen, ausspucken, schlürfen

Tag 326 | Respekt

Fast zwei Jahre sind vergangen, seit unsere preisgekrönte Zeitungsserie „Respekt“ zu Ende ging. Die Porträts von 53 alten Menschen aus dem Jeverland sind anschließend als Buch erschienen. Die Auflage ist inzwischen nahezu vergriffen. Es liegt in der Natur der Sache, dass, wenn man über so viele betagte und hochbetagte Menschen schreibt, nach einiger Zeit die ersten nicht mehr am Leben sind. Das „Respekt“-Team ist jedesmal traurig, wenn es Todesanzeigen von den bemerkenswerten Männern und Frauen liest, die in der Serie aus ihrem Leben berichtet haben. In den vergangenen Tagen sind wieder zwei der Porträtierten gestorben, die mir persönlich besonders nah standen, die eine familiär, der andere beruflich. Hier kann man die Lebensgeschichten der beiden noch einmal nachlesen:

Gerdine Rogalla – „Was Vater sagte, war Gesetz“

Gerdine Rogalla (Foto: Sigrid Kasdorf)
Gerdine Rogalla (Foto: Sigrid Kasdorf)

Heinz Hinrichs – „Ich kannte jede Schraube“

Heinz Hinichs (Foto: Sigrid Kasdorf)
Heinz Hinrichs (Foto: Sigrid Kasdorf)

Tag 325 | Heimat

Ein Almanach (mittelniederl. almanag aus mittellatein. almanachus = (astronomisches) Jahrbuch von der arabischen Wurzel منح manaḥa) ist eine periodische, meist einmal im Jahr erscheinende Schrift zu einem thematisch abgegrenzten Fachbereich. Der Duden unterscheidet zwischen einem (früheren) Gebrauch mit einem Kalender verbundene bebilderte Sammlung von Texten aus verschiedenen Sachgebieten wie der Belletristik, Theater, Mode, Reisen und ähnlichem sowie einem aus besonderem Anlass oder aus Werbegründen veröffentlichter Querschnitt aus der Jahresproduktion eines Verlages.

rectangle_heimatkalenderDas war Wikipedia. Ostfriesisches Almanach nennt sich im Untertitel der Harlinger Heimatkalender, und aus der Wikipedia-Definition darf man sich in diesem Fall herausgreifen, dass es sich um eine „mit einem Kalender verbundene bebilderte Sammlung von Texten aus verschiedenen Sachgebieten“ handelt. Im 66. Jahrgang erscheint das Kalendarium aus dem Brune-Mettcker-Verlag in Wittmund inzwischen. Und neben kalendarischen Informationen, die man nicht überall findet, zum Beispiel dass der 15. Oktober der Gedenktag der Hedwig von Schlesien ist, bietet der Heimatkalender wieder eine Vielzahl historischer Informationen. Karl-Heinz de Wall hat „Historische Notizen“ aus der Gemeinde Friedeburg beigesteuert, Gerd Rokahr schribt über Sinti und Roma in Esens, Ude Hangen über 250 Jahre Friedrichsgroden und Friedrichsschleuse. Ein kleines Porträt des ostfriesischen Politikers Jann Berghaus verfasste Martin Stolzenau. Axel Heinz erinnert an untergegangene Marschendöfer im Watt vor Bensersiel. Einen Kunstschatz in der Burg Edenserloog, nämlich einen Fayence-Kachelofen, beschreibt Ulrich Cramer. Rainer Hinrichs stellt das Neudorfer Grashaus bei Buttforde vor und Rolf Adert erzählt, wo das „Alte Tief“ durch Wittmund verlief. Detlef Kiesé, der den Kalender auch redigiert,hat über die fast vergessene Industrie der Muschelkalkwerke in Ostfriesland geforscht und beschreibt das Muschelkalkwerk in Esens. Der Erste Weltkrieg, der vor hundert Jahren den Kontinent erschütterte, hatte seine Auswirkungen bis in die einsamsten ostfriesischen Dörfer. Davon berichtet Rainer Hinrichs.

Ein besonderes Nachschlagwerk beschließt den Kalender. Von Landkreis, Städten und Gemeinden über Schulen, Kirchen und Gerichten bis zu Vereinen und Verbände im Harlingerland und darüber hinaus sind Namen, Anschriften, Telefonnummern und etliche weitere Informationen über die wichtigsten Institutionen der Region aufgelistet. Das erspart manche schwierige Suche in Telefonbuch, Adressbuch oder im Internet. Dass der Heimatkalender traditionell mit dem Trächtigkeitskalender endet, unterstreicht seine Bedeutung für eine sehr ländliche Region.

Der Kalender kostet 5,95 Euro, bestellen kann man ihn hier (zuzüglich 4  Euro Versandkosten). Es gibt ihn auch in den Geschäftsstellen des Anzeiger für Harlingerland und des Jeverschen Wochenblatts sowie im regionalen Buchhandel.

Tag 295 |Sturmflut

Sturmflutgefahr an der Küste und auf den Inseln meldet der Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Wasserstände  bis zu zwei Meter über dem normalen Hochwasser sind in der Nacht zum Mittwoch und am Mittwochmittag möglich. Das bedeutet Überflutungsgefahr für Strände, Vorländer und Hafenflächen. Unter www.nlwkn.niedersachsen.de können die Wasserstandsvorhersagen des Sturmflutwarndienstes sowie die Pegelstände abgerufen werden. Der NLWKN ist darauf vorbereitet, auch das Emssperrwerk in Gandersum zu schließen. Dies ist allerdings erst der Fall, wenn die Prognosen von deutlich mehr als zwei Meter über dem mittleren Tidehochwasser ausgehen.

Die Mitarbeiter des NLWKN auf den ostfriesischen Inseln sind ebenfalls auf die angekündigte Sturmflut vorbereitet. Auf Spiekeroog wird beispielsweise das Pferdebahnschart schon heute geschlossen, normalerweise ist das erst am 1. November der Fall. Auf Norderney wurden die großen Deckwerkscharte (Milchbar und Moltkestraße) zur Vorbereitung auf die Sturmflutsaison ohnehin schon teilverschlossen, ebenso das Schart auf Baltrum beim Strandhotel Wietjes.

Die Wasserstände werden nicht so hoch auflaufen wie Anfang Dezember des vergangenen Jahres, als Orkantief „Xaver“ wütete. Das ausgedehnte Tiefdruckgebiet führte um den Nikolaustag herum zu einer Kette von vier Sturmfluten, wobei die in der Nacht zum Nikolaustag hinsichtlich der eingetretenen Wasserstände zu einer der schwersten Sturmfluten der vergangenen einhundert Jahre an der Niedersächsischen Küste zählt. Am Pegel Norderney wurde ein Wasserstand von 2,83 Meter über dem mittleren Tidehochwasser ermittelt, lediglich die Sturmflut von 1962 wies in diesem Zeitraum einen noch höheren Wind-stau auf. Im Bereich der Ems lagen die Wasserstände sogar über denen von 1962, jedoch unter denen der Sturmflut vom November 2006. An der Weser- und Elbemündung blieb der Wasserstand unter den Marken von 1962 und auch 1976. Aufbauend auf den Prognosen des Deutschen Wetterdienstes hatte der Sturmflutwarndienst des NLWKN die zu erwartenden Wasserstände zutreffend voraus berechnet und frühzeitig vor dieser sehr schweren Sturmflut gewarnt.

Klassifizierung der Sturmfluten

  • Leichte Sturmflut: Von 0,93 bis 2,01 m über dem normalen Tidehochwasser am Pegel Norderney.
  • Schwere Sturmflut Von 2,01 bis 2,75 über dem normalen Tidehochwasser am Pegel Norderney.
  • Sehr schwere Sturmflut: Mehr als 2,75 m über dem normalen Tidehochwasser am Pegel Norderney.

Tag 289 | Erinnerung

In der Ehemaligen Jüdischen Schule in Leer ist gestern Abend die Ausstellung „…Kein abgelegener Ort im gantzen Flecken vorhanden ist…“ über 340 Jahre jüdische Geschichte in Leer eröffnet worden. Bis zum 31. Januar ist sie in der Gedenk- und Begegnungsstätte zu sehen. Die Ausstellung ist Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen sind nach Vereinbarung möglich.

Die vom Stadtarchiv unter der Leitung von Menna Hensmann konzipierte Ausstellung beleuchtet das jüdische Gemeindeleben der Stadt Leer von den Anfängen bis zur Auslöschung jüdischen Lebens. Im Rahmen des Themenjahres „Land der Entdeckungen – Reise ins jüdische Ostfriesland“ im Jahr 2013 wurde diese Ausstellung erstellt und bereits im Historischen Rathaus der Stadt Leer gezeigt.

Die Ausstellung vermittelt einen Überblick und beginnt mit den Anfängen jüdischen Lebens durch die Nennung jüdischer Einwohner in den „Schatzungslisten“ im 17. Jahrhundert. Neben dem ersten Gebetshaus und den drei Leeraner Synagogen werden ebenfalls die unterschiedlichen Standorte der damaligen jüdischen Schulen dargestellt. Thematisiert werden relevante gemeindliche Strukturen sowie gemeindliche Diskussionen wie beispielsweise um den Missionsversuch durch die christliche Mehrheit aus dem Jahr 1748.

Jüdische Bürger waren Bestandteil des sozialen und gesellschaftlichen Lebens und auf wirtschaftlicher Ebene besonders im Viehhandel tätig. Sie verstanden sich als Ostfriesen und sprachen Plattdeutsch.

Mit der Zerstörung der Synagoge in der Heisfelder Straße am 9. November 1938 wurde die Auslöschung jüdischen Lebens in Leer deutlich, die zwei Jahre später in der Auflösung der „Jüdischen Kultusvereinigung Synagogengemeinde Leer“ gipfelte. Heute erinnern nur noch wenige sichtbare Spuren an jüdische Bürger der Stadt und an die einstige Israelitische Kultusgemeinde in Leer.

Ehemalige Jüdische Schule | Ubbo-Emmius-Straße 12 | 26789 Leer | Telefon 0491 999208-32 | Mail juedische.schule@lkleer.de

Tag 287 | Teemuseum

Das Teemuseum im alten Rathaus von Norden. Foto: Deutscher Teeverband
Das Teemuseum im alten Rathaus von Norden.
Foto: Deutscher Teeverband

In Ostfriesland, der Wiege der deutschen Teekultur, wird am 18. Oktober nach umfangreicher Sanierung die Wiedereröffnung des Teemuseums in der Stadt Norden gefeiert. Gefolgt von einem „Tag der Offenen Tür“ am 19. Oktober und rechtzeitig zum 25-jährigen Jubiläum ist das Museum um eine Attraktion reicher. „Mit der vollständigen Sanierung des Historischen Rathauses, dem Kernbau des Teemuseums, eröffnen wir die „Erlebniswelt ostfriesische Teekultur“. Spielerisch und multimedial wird sich die Ausstellung im ersten Spezialmuseum zur Kulturgeschichte des Tees in Europa ganz modern präsentieren“, so Dr. Matthias Stenger, Leiter und Initiator der neu konzipierten Dauerausstellung. Das Teemuseum, das 1989 zum ersten Mal seine Tore öffnete, zog bereits mehr als eine halbe Million Besucher/innen aus dem In- und Ausland an. Ausgehend von der ostfriesischen Teekultur eröffnet das Teemuseum in Norden jetzt ungekannte, faszinierende Einblicke in die weltumspannende Kultur des Teetrinkens.

Das Ostfriesische Tee-Museum zeigt mit einer Gesamtausstellungsfläche von 1.200 Quadratmetern als Kompetenzzentrum die Produktionskette vom Anbau der Teepflanze, über Ernte und Verarbeitung, bis zum fertigen Handelsprodukt. Kernthema ist der echte Ostfriesische Tee und die regionale Teekultur, die seit über 400 Jahren zu dem Land am Meer gehört. Rund um die Uhr wird dort die kräftige „Echte Ostfriesische Mischung“ genossen, die überwiegend Assam-Tee enthalten muss. Minimum drei Tassen genießt der Ostfriese pro „Teetied“, traditionell mit Kandis und Sahne, und schafft es dabei auf stolze 300 Liter pro Jahr und Kopf – zehnmal so viel wie der Deutsche im Durchschnitt trinkt. Zeremonie und Brauchtum dieser kulinarischen Besonderheit werden anschaulich dargestellt und erläutert. Aber auch, wie eng die Geschichte der Stadt Norden mit dem Überseehandel verbunden ist, welche Auswirkungen der Tee auf die Wirtschaft und Lebensart der Region hatte und warum heute  über Deutschland hinaus die „Echte Ostfriesische Mischung“ ein Begriff ist, darüber informiert das Museum auf vielfältige Weise.

Vom Stövchen bis zur Kulturveränderung

Tee richtig genießen - auch ein Teema im Teemuseum. Foto: Deutscher Teeverband
Tee richtig genießen – auch ein Teema im Teemuseum.
Foto: Deutscher Teeverband

Das Thema Tee wird von allen Seiten beleuchtet: In einem Werkstattraum kann man nachvollziehen, wie Porzellan das typische Rosendekor erhält, wie ein Stövchen entsteht und welch herausragende Arbeit die regionalen Silberschmiede geleistet haben. Weiter geht´s mit dem Vergleich des Tees mit anderen weitgereisten Genussmitteln: Kakao, Tabak und Kaffee kommen nicht zu kurz. Es werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten, der Einfluss auf höfische und bürgerliche Kultur, auf Gesundheit und Krankheit diskutiert.

Interaktiv und kreativ

Ein neues Highlight ist der vielfältig nutzbare Aktionsraum. Hier gibt es „Geschichte zum Anfassen“ für Klein und Groß. Schulklassen können  kreativ werden, ganze Tage oder auch mal eine „Nacht im Museum“ verbringen und dabei spielerisch lernen, was es an Außergewöhnlichem und Bestaunenswertem in der Geschichte des Tees zu entdecken gibt.

www.teemuseum.de

Tag 278 | Guerilla

Rund 700 kleine Karteikarten mit plattdeutschen Ausdrücken haben zwei Auricherinnen im September an markanten Orten der Innenstadt geklebt, womit sie wider Erwarten ein enormes Medien-Echo erreichten. Unser Bild zeigt eine kleine Auswahl der zahlreichen Kärtchen, die Bürger an das Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft weiterleiteten. Foto: Reinhard Former / Ostfriesische Landschaft
Rund 700 kleine Karteikarten mit plattdeutschen Ausdrücken haben zwei Auricherinnen im September an markanten Orten der Innenstadt geklebt, womit sie wider Erwarten ein enormes Medien-Echo erreichten. Das Bild zeigt eine kleine Auswahl der zahlreichen Kärtchen, die Bürger an das Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft weiterleiteten. Foto: Reinhard Former / Ostfriesische Landschaft

Die meisten Versuche, das Plattdeutsche zu retten, kommen ja ziemlich betulich daher, auch im sogenannten „Plattdüütskmaant“, dem von der Ostfriesischen Landschaft ausgerufenen Plattdeutschmonat. Wohltuend anders haben zwei Frauen die Sache angepackt, die Ostfriesland über Wochen mit einer Guerilla-Aktion verblüfft haben. Einen Monat lang blieb das Duo unerkannt und dekorierte im Schutze der Dunkelheit munter die Auricher Innenstadt mit kleinen Kärtchen.

Die darauf gestempelten plattdeutschen Begriffe klebten gut sichtbar an Schildern, Bänken, Türen oder Zäunen. Nicht nur in der Fußgängerzone und rund um den Marktplatz fanden sich frühmorgens – frisch wie Bäckers Brötchen – kleine, fein säuberlich mit Kunststoff laminierte Karteikarten, sondern auch in vielen anderen Straßenzügen der Stadt. Lange wurde gerätselt: Wer mag wohl dahinter stecken? Zeitungsreporter berichteten, Radioleute und Fernsehteams gaben sich in der Ostfriesischen Landschaft die Klinke. Doch alle „Steckbriefe“ von den mutmaßlichen Gesinnungsgenossen, die an Leser, Hörer und Zuschauer ausgesendet wurden, brachten nicht den erhofften „Fahndungserfolg“. Einige vermuteten gar einen findigen Werbegag des Plattdüütskbüros, doch Leiterin Grietje Kammler und ihr Team konnten nur immer wieder beteuern: „Wir haben wirklich überhaupt keine Ahnung, wer sich diese werbewirksame Idee mit den plattdeutschen Begriffen zum Plattdüütskmaant ausgedacht hat!“

Erst ein anonymes Bekennerschreiben, adressiert an die „Oostfreeske Landskupp“, brachte es schließlich an den Tag: Es handelte sich tatsächlich um zwei einfallsreiche Aktivisten, die offenbar die Form des sogenannten Guerilla-Marketings aus dem Effeff beherrschten, nämlich einer Kampagne mit geringem Mitteleinsatz zu großer Wirkung zu verhelfen. Denn wieder gaben die Kärtchenkleber ihre Identität nicht gänzlich preis, sondern stellten die Adressaten neuerlich vor ein „Raadsel“ (Rätsel): Ein Foto zeigte die zwei Plattproter vermummt mit braunen Papiertüten, worauf in Stempelschrift zu lesen war: „De, de dat daan hebben“ (Die, die das getan haben).

Jetzt aber, zum Ende des Plattdüütskmaant, gaben die beiden Platt-Guerilla völlig unverhofft ihre Tarnung auf. Wie die Ostfriesische Landschaft mitteilt, handelt es sich um zwei Frauen, 39 und 40 Jahre alt. Sie scheuen allerdings auch weiterhin das Rampenlicht und möchten ungenannt bleiben. In ersten Vernehmungen legten sie dem Plattdüütskbüro gegenüber ein umfängliches Geständnis ab. Demnach wollen sie im September rund 700 Karteikärtchen mit plattdeutschen Wörtern in Aurich verteilt haben.

Als Motiv für ihr Engagement pro Plattdeutsch gaben die als Kunstlehrerin und Kunsttherapeutin tätigen Frauen an, mittlerweile selten gewordene plattdeutsche Wörter wie duddig (dumm, begriffsstutzig), Fröter (Wühler), kievig (zänkisch) oder Knojeree (Schufterei) im Rahmen eines ungewöhnlichen Kunstprojektes wieder ins Bewusstsein der Ostfriesen bringen zu wollen. Das Geheimnisvolle an dieser Aktion sei letztlich ein zusätzlicher „Kick“ gewesen, denn unbemerkt hätten sie die Karten nur spätabends zwischen 21 Uhr und Mitternacht ankleben können. Selbst ihre Familien hätten weder von den nächtlichen noch von den häuslichen Unternehmungen etwas bemerkt. Immerhin seien das eigens für diesen Zweck angeschaffte Laminiergerät und die Stempel-Utensilien pausenlos im Einsatz gewesen.

Gezielt gesucht und gefunden haben die Frauen die Begriffe übrigens in den bekannten ostfriesischen Wörterbüchern von Jürgen Byl/Elke Brückmann und Gernot de Vries. Reiner Zufall sei es indessen gewesen, dass ihr Vorhaben ausgerechnet mit dem Plattdüütskmaant zusammen gefallen sei. „Wir sind dann einfach auf den fahrenden Zug aufgesprungen …“
Hartnäckig in Schweigen hüllen sich die beiden Kunst- und Plattdeutsch-Aktivistinnen bis zur Stunde darüber, ob sie für ihre Mitbürger noch weitere fantasievolle Überraschungen in Petto haben. Ihr knapper Kommentar: „Offwachten un Tee drinken.“

Tag 272 | Klein hilft Groß

Seenotretter von Borkum holen Erkrankten von der „Quantum of the Seas“ Die Seenotretter der Station Borkum haben in der Nacht (30.9.2014) einen Erkrankten vom Kreuzfahrtschiff „Quantum of the Seas“ abgeborgen*. In den frühen Morgenstunden ging der 27 Meter lange Seenotkreuzer ALFRIED KRUPP der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) bei dem fast 350 Meter langen Kreuzfahrtschiff längsseits und übernahm den Erkrankten mit einer speziellen Trage. Aufgrund des ruhigen Wetters konnte das Manöver ca. 15 Seemeilen (27 Kilometer) nordwestlich von Borkum trotz Dunkelheit schnell und präzise durchgeführt werden. Derzeit befindet sich die „Quantum of the Seas“ in der Nordsee auf Probefahrt. Die Alarmierung des Seenotkreuzers war um kurz nach 1 Uhr erfolgt. Ein Hubschrauber konnte wegen des diesigen Wetters nicht fliegen. In Begleitung einer Borkumer Ärztin führten die Seenotretter die Abbergung durch und verbrachten den Patienten in das niederländische Eemshaven. Um 5.20 Uhr machte die ALFRIED KRUPP wieder auf Borkum fest.
Der Seenotkreuzer „Alfried Krupp“  nähert sich der „Quantum of the Seas“.  Foto: DGzRS

Die Seenotretter der Station Borkum haben in der Nacht zum Dienstag einen Erkrankten vom Kreuzfahrtschiff „Quantum of the Seas“ abgeborgen. In den frühen Morgenstunden ging der 27 Meter lange Seenotkreuzer „Alfried Krupp“ der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) bei dem fast 350 Meter langen Kreuzfahrtschiff längsseits und übernahm den Erkrankten mit einer speziellen Trage. Aufgrund des ruhigen Wetters konnte das Manöver etwa 15 Seemeilen (27 Kilometer) nordwestlich von Borkum trotz Dunkelheit schnell und präzise durchgeführt werden.
Die auf der Meyer Werft in Papenburg gebaute „Quantum of the Seas“ befindet sich in der Nordsee auf Probefahrt. Die Alarmierung des Seenotkreuzers war um kurz nach 1 Uhr erfolgt. Ein Hubschrauber konnte wegen des diesigen Wetters nicht fliegen. In Begleitung einer Borkumer Ärztin fuhren die Seenotretter den Einsatz und brachten den Patienten in das niederländische Eemshaven.