Mein persönliches Wort des Jahres steht schon fest, es ist die „Einhäusigkeit“. Laut Duden ist das die „Mo|n|ö|zie, die; – <griech.> (Bot. Einhäusigkeit, Vorkommen männl. u. weibl. Blüten auf einer Pflanze)“. Verwendet wurde es jetzt anlässlich einer Pressekonferenz der Stadt Wilhelmshaven, und es ging dabei nicht um den Botanischen Garten, sondern um die Krankenhäuser in der Stadt. Zwei gibt es davon, ein städtisches und ein katholisches, und die beiden sollen in den nächsten Wochen fusionieren. Das ist ja auch so eine Art gleichgeschlechtlicher Vereinigungsvorgang mit nachfolgenden Geburtswehen. Jedenfalls ziehen die beiden Krankenhäuser im Sommer dann unter ein Dach, anders ausgedrückt in ein Haus, oder um es mit den Worten der Klinikchefin und des Oberbürgermeisters auszudrücken: Es kommt die Einhäusigkeit. Welch ein schönes Wort. Ich sehe meinen Arbeitskollegen vor mir, der demnächst mit seiner Freundin zusammenziehen will, wie er sie an einem romantischen Abend bei Kerzenschein fragt: „Könntest Du Dir für unsere Zukunft eine Einhäusigkeit vorstellen?“ Und sie haucht: „Ja, ich habe schon lange von Monözie geträumt!“
Kategorie: Wilhelmshaven
Tag 26 | Südzentrale
„In der Stille ruhe ich. Ganz allein. Ich bin ein Zeuge der Zeit. Über 100 Jahre lang sah ich euch zu. Spendete euch Energie und Kraft. Doch jetzt nagt der Zahn der Zeit an mir. Nur ein wenig Schönheit ist mir noch geblieben, nur noch ein wenig Licht durchströmt mich. Helft mir! Ich zerfalle!“
Na, neugierig geworden? Am 2. Februar wird in Wilhelmshaven der Film über die Südzentrale, ein vom Verfall bedrohtes wunderschönes Industriedenkmal gezeigt. Hier geht’s zur Ankündung, enthalten ist auch ein Link zu dem Trailer, der auf Youtube zu sehen ist: Südzentrale – der Film
Freiwild. Kein schönes Wort. Und kein schönes Thema.
Von Carsten Feist
Mir fällt mit fast schon inflationärer Häufigkeit auf, wie sehr sich der Umgang der Menschen miteinander ändert. Im Internet. Besonders im Facebook.
Diese Entwicklung hat Vorteile. Neue Kontakte entstehen, alte Kontakte werden wiederbelebt und gepflegt, zum Teil über weite Entfernungen hinweg. Informationen stehen zur Verfügung. Immer wieder entwickeln sich spannende Diskussionen.
Die Kehrseite sind öffentliches Kesseltreiben, virtuelle Dauerbeleidigungen, scheinintelektuelle Besserwisserei und vernichtende Polemik unterhalb jeder Toleranzschwelle. Warum eigentlich müssen sich Verantwortungsträger aus Politik, Gesellschaft, Verwaltung, Sport, Kirche und Wirtschaft von Menschen in der virtuellen Welt öffentlich alles gefallen lassen, was ihnen diese selbsternannten „Kritiker“ in der realen Welt nicht einmal abgeschwächt ins Gesicht sagen würden?
Warum erlauben sich Menschen, die gerne auch noch ihren überlegenen Bildungsstatus vor sich hertragen, den virtuellen Pranger zu ihrem persönlichen Eigentum zu erklären? Als Raum frei von Grundrechten (der Angeprangerten) und frei von Regeln eines gesellschaftlichen Grundkonsens’, den ich in meiner Erziehung unter Begriffen wie „Anstand“, „Respekt“ und „Toleranz“ kennengelernt habe?
Was ist denn so anders in der virtuellen Welt? – Vielleicht – und dies ist nur der VERSUCH eines Ansatzes zur Erklärung – ist es die Anonymität, die den Feiglingen den Mut verleiht, ihren Schmutz auszuschütten. Hier, im Netz, wo ich mich hinter Pseudonymen verstecken kann, wo ich nicht über mich und mein Tun Rechenschaft ablegen muss, mich aber dennoch über andere erhaben darf, hier ist noch der größte Feigling mutig genug, andere mit Schmutz zu bewerfen.
Vielleicht – und dies ist der zweite VERSUCH eines Ansatzes zur Erklärung – ist es aber auch der Umstand, dass im Virtuellen selbst die noch Gehör finden, deren geballten Unsinn real niemand mehr hören will und wahrscheinlich noch nie hören wollte. Eine Kommunikationsplattform der Gescheiterten.

Wie auch immer. Ich nutze das Internet, ich mag seine Möglichkeiten. Und zu Weihnachten wünsche ich mir, dass sich alle mal wieder ein wenig besinnen und Kritik als große Chance sehen, Zustände zu verändern, ohne dass die Kritisierten dabei gleich mit vernichtet werden müssen. Bisweilen habe ich leider den Eindruck, dass es den virtuellen Heckenschützen nur noch um Selbstbefriedigung und Vernichtung Dritter geht.
Und je lauter sie durchaus eloquent dieses Motiv bestreiten, desto deutlicher entlarven sie sich selbst!
Ambrosy: Mehr Region wagen
Appell von Landrat Sven Ambrosy an die Politiker in Friesland und Wilhelmshaven

Foto (c): LK FRI
Drei Tage vor der entscheidenden Kreistagssitzung, in der über die Frage einer Einkreisung Wilhelmshavens oder einer engeren Kooperation der beiden Nachbarn Friesland und Wilhelmshaven entschieden wird, hat Landrat Sven Ambrosy an diesem Freitag in einem Gastbeitrag für das Jeversche Wochenblatt noch einmal für das Projekt geworben, das er selbst schon fast aufgegeben hat. In einem sehr nachdenklichen Schreiben wirft Ambrosy zahlreiche Fragen auf. Wo sind die Alternativen derjenigen, die alles beim Alten lassen wollen? Welche finanzielle Alternative sehen sie zur Entschuldungshilfe des Landes? Was hindert uns, mehr zu tun? Ist es unsere Angst vor dem Unbekannten? Weil man Angst hat, Macht abzugeben, ohne zu sehen, dass man neue Einflussmöglichkeiten gewinnt?
Nach dem augenblicklichen Stand der Diskussion wird sich wohl weder Frieslands Kreistag noch der Wilhelmshavener Stadtrat, der Mittwoch tagt, für die „Einkreisung“ entscheiden. Ambrosys Beitrag – ein letzter Versuch? Er appelliert an die Politik: „Mehr Region wagen!“ Zum Beitrag
Michael Konken über „Zukunftsperspektiven des Qualitätsjournalismus“
Vortragsreihe des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus startet

Foto (c): Anja Cord, DJV
Wilhelmshaven – Mit einem öffentlichen Vortrag zum Thema „Zukunftsperspektiven des Qualitätsjournalismus“ eröffnet Michael Konken, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), in diesem Wintersemester die Vortragsreihe des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus (InMWJ) an der Jade Hochschule am Studienort Wilhelmshaven. Der Vortrag findet am Donnerstag, 10. Oktober, um 16 Uhr in Raum H 303 (Hauptgebäude, Friedrich-Paffrath-Straße 101, 26389 Wilhelmshaven) statt. Die Veranstaltungsreihe trägt den Titel „Hintergrundberichte zur Kommunikation“.
Der Journalismus befindet sich im Umbruch und muss sich neu orientieren. So haben sich die Arbeitsbedingungen für Journalisten in den vergangenen Jahren stark verändert. Es stellt sich aktuell die Frage, so Michael Konken, mit welchen Rahmenbedingungen Qualitätsjournalismus künftig noch funktioniert, wie die Aussichten von Print, Online und Rundfunk sind und wie er finanziert werden kann.
Michael Konken ist seit 2003 Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV). Er ist Mitglied des ZDF-Fernsehrates und der deutschen UNESCO-Kommission. An der Universität Vechta lehrt er Journalismus, Politik und Öffentlichkeit, an der Jade Stadt- und Regionalkommunikation. Zuvor arbeitete Konken unter anderem für den Deutschlandfunk in Köln, für Radio Bremen und für das Jeversche Wochenblatt. Außerdem war er im Studiengang Medienwirtschaft und Journalismus der Jade Hochschule sowie als Pressesprecher für die Stadt Wilhelmshaven und die „Expo am Meer“ tätig. Alle Interessierten sind zu dem öffentlichen Vortrag herzlich eingeladen.
Eine Schönheit namens Morning Blush
Diese Schöne heißt Morning Blush. Zu Hause ist sie im Rosarium in Wilhelmshaven, wo zurzeit die Frühlingsblüher ihre volle Pracht entfalten. Am Sonntag, 12. Mai, startet der Rosengarten im Wilhelmshavener Stadtpark in die neue Saison. Schon vor der Eröffnung hat übrigens die erste Trauung stattgefunden, das Rosarium ist ein Geheimtipp für Heiratswillige.
Öffnungszeiten von Mai bis September. Montag bis Donnerstag 8.00 Uhr bis 15.00 Uhr, Freitag 8.00 Uhr bis 11.00 Uhr, Sonnabend 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr sowie an Sonn-und Feiertagen 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Mehr Informationen unter www.rosarium-wilhelmshaven.de
Hümmlinger Kreisbahn fährt nach Bohnenburg
Ausflug im nostalgischen Schienenbus von Wilhelmshaven Richtung Hooksiel

Wilhelmshaven/Hooksiel – Eisenbahn-Nostalgie an Himmelfahrt und Pfingsten: Am kommenden Donnerstag, 7. Mai 2013, fährt der 1955 gebaute Uerdinger Schienenbus der Hümmlinger Kreisbahn wieder auf der Strecke zwischen Wilhelmshaven und Bohnenburg, kurz vor Hooksiel. Die Mitnahme von Fahrrädern im angehängten Gepäckwagen bietet die Möglichkeit einer anschließenden Fahrradtour. Eine weitere Fahrt findet Pfingstmontag, 20. Mai, statt.
An Christi Himmelfahrt bietet die Wilhelmshaven Touristik & Freizeit GmbH erneut Fahrten mit dem Sande-Express an. Entlang der sonst nicht für den Personenverkehr freigegebenen Strecke führt die Fahrt vorbei an friesischen Ortschaften, Windrädern und Deichen. Ab Bohnenburg startet der Schienenbus um 9.30 Uhr und 16 Uhr. Der Haltepunkt befindet sich beim Deichschart am Bohnenburger Deich. Die Zufahrt erfolgt über die Straßen Inhausersieler Straße und Zum Terminal. Abfahrten ab Wilhelmshaven sind um 12 und 18 Uhr. Der Einstieg befindet sich an der Emsstraße (Einfahrt zum Betriebsgelände der Interseroh-Jade-Stahl GmbH). Die einfache Fahrt zwischen Bohnenburg und Wilhelmshaven kostet 8 Euro und dauert 1 bis 1,5 Std. Kinder von 3 bis 14 Jahre zahlen die Hälfte. Fahrräder werden mit einem Aufschlag von 2 Euro pro Fahrrad berechnet. Eine Anmeldung über die Tourist-Information ist zu empfehlen.
Am Endhaltepunkt angekommen bietet sich die Gelegenheit zu einer anschließenden Fahrradtour. Von Wilhelmshaven ist eine Tour entlang des Jadebusens möglich. Die Entfernung zwischen Bohnenburg und Hooksiel beträgt nur noch wenige Kilometer. Für den Rückweg kann beispielsweise ein Abschnitt der Fahrradroute „Tour de Fries“ durch die Ortschaften Jever, Schortens und Fedderwarden oder eine Tour vorbei am Hooksmeer, Hooksieler Hafen und JadeWeserPort gewählt werden. Oder man genießt ein weiteres Mal die nostalgische Fahrt mit dem Schienenbus der 50er-Jahre.
Bei dem eingesetzten Triebwagen VT 2 der Hümmlinger Kreisbahn handelt es sich um einen Schienenbus, wie er seit den fünfziger Jahren bei der Deutschen Bundesbahn in großer Stückzahl eingesetzt wurde. Im Regionalverkehr konnten Triebwagen dieses Typs oft auf der Strecke Oldenburg – Wilhelmshaven beobachtet werden. Selbst die Wilhelmshavener Vorortbahn setzte einen Uerdinger Schienenbus auf ihrem umfangreichen Streckennetz ein. Nach Betriebseinstellung der Vorortbahn 1961 wurde der Triebwagen an die Hümmlinger Kreisbahn abgegeben. Nun fährt ein bauartähnliches Fahrzeug an ausgewählten Terminen wieder in Wilhelmshaven.
Weitere Informationen sowie Anmeldungen: Tourist-Information, Tel. 04421/ 91 3000, tourist-info@wilhelmshaven-touristik.de
Christa Marxfeld stellt im Lokschuppen aus
Wilhelmshavener Künstlerin zeigt Collagen
Von Alexander Langkals

Jever – Fotos, Kopien, Annoncen, Plakate, Zeitungen Zeichnungen, Bilder: geschnitten, gerissen und neu arrangiert – die Collage, die sich bildlicher und textlicher Aussagen bedient, sie aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen löst und zu neuen Aussagen zusammenfügt, blickt auf eine erfolgreiche Geschichte in verschiedenen Kunststilen seit dem Kubismus zurück.
In dem eigenen, über Jahrzehnte entstandenen Werk von Christa Marxfeld-Paluszak nimmt die Collage einen großen Platz ein. Unter dem Ausstellungstitel: Collage – Phasen in Jahren stellt die Wilhelmshavenerin vom 11. November bis 9. Dezember 2012 in der Galerie im Lokschuppen des Künstlerforums Jever, Moorweg 2, aus. Eröffnet wird die Ausstellung am 11. November um 15 Uhr.
Meist in Phasen über die Jahre verteilt, hat Christa Marxfeld sich immer wieder mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandergesetzt und nicht davor zurückgeschreckt, auch eigene Bilder für Collagen zu „opfern“. Von Haus aus mit einem großen sozialen Gefühl gesegnet, engagiert sie sich nicht zuletzt durch die Gründung des Vereins ChaKa 2008 für benachteiligte und misshandelte Kinder und Jugendliche, wobei sie auch dort vorgefundene Missstände in ihrer Kunst thematisiert.
In der Ausstellung in der Galerie im Lokschuppen zeigt die Künstlerin einen Querschnitt ihrer Collagen, deren Aussagen sich für sie nicht im Bereich der Bildenden Kunst erschöpfen, sondern stets einem höheren Sinn von Aufklärung und Bewusstbarmachung dienen.
In einer der jüngsten Collagen, Kunst trifft Kunst – bedingungslos, treffen bekannte Gestalten aus der Kunstgeschichte auf unbekannte Personen. Gemeinsam sind diese Vertreter unterschiedlicher Zeitepochen in eine irreale Umgebung eingebunden, in der selbst Versatzstücke der Wilhelmshavener Südzentrale zu entdecken sind.
In ein großes unbekanntes Gesicht blickt der Betrachter in Einer ist oft zu zweit von 1992. Die dunkle Tönung des Blattes verweist auf den nach innen gekehrten Blick eines sich mit dem eigenen Ego befassenden Menschen. Klein und ohne Details spiegeln sich in seinem Antlitz zwei Personen, die miteinander im Dialog stehen. Die übermalten Textfragmente aus Zeitungen verweisen zudem auf eine Selbstreflexion, in der häufig die Einschätzung eines Außenstehenden miteinbezogen wird.
Wenn nicht mit dir, dann mit Geschenkpapier stammt aus einer Reihe von 1993, die einen entschiedenen formalen Schritt in die Abstraktion gegangen ist. Hier formuliert die Künstlerin eine zunehmende gesellschaftliche Sprachlosigkeit, die durch ein mediales Überangebot hervorgerufen ist. Die häufige Substanzlosigkeit neugefundener „Ersatz“-Inhalte wird durch die Verwendung von aufgeklebtem, gebrauchtem Geschenkpapier ausgedrückt. In der Ausstellung kann sich der Besucher von der großen inhaltlichen wie künstlerischen Sprachmächtigkeit der Collagen von Christa Marxfeld-Paluszak überzeugen.
Fakten:
Künstlerin: Christa Marxfeld-Paluszak
Ausstellungstitel: Collage – Phasen in Jahren
Ausstellungsort: Galerie im Lokschuppen, Kulturzentrum am Bahnhof, Moorweg 2, Jever
Ausstellungsdaten: 11. November bis 9. Dezember 2012
Ausstellungseröffnung: 11. November, 15.00 Uhr
Einführung: Alexander Langkals M.A., Landshut/Wilhelmshaven
Zwölf Monate Wilhelmshaven zwischen eisblauer Stunde und Sonnenuntergang
Fotografie Klaus Schreiber legt zweiten Jahreskalender 2013 auf
Von Helmut Burlager

Wilhelmshaven – Luftbilder machen heute viele, aber das Kunststück, ein Bild einzufangen, das Spiekeroog, Langeoog, Wangerooge, Minsener Oog, den neuen Jade-Weser-Port, die gesamte Topografie Wilhelmshavens und dazu noch den Leuchtturm Arngast im Jadebusen zeigt, bringt nur einer fertig, der hoch hinaus will. Im doppelten Sinne. Aus ungeheurer Höhe, in diesem Fall 2000 Meter, schießt der Fotokünstler Klaus Schreiber solche Bilder, wenn das Wetter es zulässt und sein Leib-und-Magenpilot Christian Pielstick gerade Zeit hat. Und dann stellt er an alle seine Aufnahmen noch den Anspruch, perfekt in der Komposition und technischen Umsetzung zu sein. Ob in der Luft, zu Wasser oder zu Lande.
Es ist das Titelbild des neuen, des zweiten Kalenders für das Jahr 2013, den Klaus Schreiber gerade aufgelegt hat, das oben beschrieben ist.

Fast jedes einzelne Haus in der Jadestadt ist darauf zu erkennen und dazu noch die friesische Landschaft und die maritime Seite, die Wilhelmshaven umgeben. So steht das Foto auch stellvertretend für den ganzen Kalender, der auf Anregung von Liebhabern der Klaus-Schreiber-Fotografie entstand.
18 Kalender hat er im Laufe der Jahre schon geschaffen. Es waren und sind durchweg Friesland-Kalender. „Lichtzauber | Friesland“ heißt der aktuelle, den er vor einigen Wochen vorstellte. Da verriet er schon, dass er dieses Jahr erstmals einen zweiten in Arbeit hat, weil er immer wieder gefragt worden war, ob er nicht mal einen reinen Wilhelmshaven-Kalender machen könnte.
Konnte er natürlich, bei dem unerschöpflichen Fundus an Bildern, die der von Fotografie Besessene Woche für Woche, Monat für Monat dem bereits riesigen Archiv hinzufügt. Jetzt ist er im Handel. „Wilhelmshaven 2013. Eine Stadt blickt seewärts“ heißt er. Ein wenig pathetisch, greift er doch ein legendäres Zitat des früheren Wilhelmshavener Oberbürgermeisters Artur Grunewald (1902 – 1985) auf, aber andererseits auch so was von aktuell in diesen Wochen der Inbetriebnahme des Jade-Weser-Ports, der die Erfüllung der Visionen eines Grunewald und etlicher anderer ist. Der Kalender kommt also genau zur richtigen Zeit.
Er weist auch in seinen Bildern von der Historie in die Neuzeit, denn schon das Januar-Foto, die Kaiser-Wilhelm-Brücke in der eisblauen Stunde, wie Inga Hellwig die schöne winterliche Aufnahme betextet hat, knüpft an die Marine- und Hafengeschichte der Stadt an, das April-Motiv zeigt bereits den Jade-Weser-Port auf einem atemberaubenden Luftbild, das den gesamten Jadebusen von Norden her abbildet, einschließlich des zu diesem Zeitpunkt noch halbfertigen Jade-Weser-Ports. Das Septemberbild dokumentiert dann die Ankunft der Containerbrücken für den neuen Terminal.
Dazwischen viel Jade-Typisches, vom Leuchtturm Arngast über eine alte Brigg am Molenfeuer der ehemaligen 3. Einfahrt, die Boote und Yachten im Großen Hafen bei Sonnenuntergang bis zur Nassaubrücke im Nebel. Und immer wieder grandiose Luftaufnahmen.
Holger Mühlbauer hat den Kalender grafisch gestaltet, der bei Brune-Mettcker gedruckt wurde, in den Wilhelmshavener Buchhandlungen und beim Jeverschen Wochenblatt in Jever erhältlich ist. Er kostet 18,80 Euro.
Blühende Schifffahrt

Wie merkwürdig sich manche Dinge im Laufe der Geschichte wiederholen. Es war im September 1912, genau hundert Jahre vor der Einweihung des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven, an den die ganze Region so große Hoffnungen knüpft, als das Jeversche Wochenblatt in seiner Ausgabe vom 1. September einen gewaltigen Boom meldete. In Wilhelmshaven blühten die Geschäfte, weil die Schifffahrt florierte. „Die gegenwärtige Zeit der geschäftlichen Hochflut gibt den Wilhelmshavener und Rüstringer Geschäftsleuten, insbesondere den Kaufleuten, Schlachtern, Bäckern usw. Gelegenheit, den Beweis ihrer Leistungsfähigkeit zu erbringen. Die Anforderungen, die jetzt an sie herantreten, sind nicht gering und manchem mag der Kopf schwirren. Sind doch in diesen Tagen 27 Linienschiffe und Kreuzer und mehrere Torpedobootsflottillen mit einer Kriegsschiffbesatzung von insgesamt rund 20.000 Mann hier anwesend. Erschwerend fällt dabei ins Gewicht, daß ein solcher Geschäftsandrang nur ein kurzer vorübergehender ist, Vorausbestellungen bei den meisten Lebensmittel-Bedürfnissen von den Schiffen wenig oder gar nicht erfolgen können und die Geschäftsleute sich daher mit vielen Artikeln aufs Geratewohl ausrüsten müssen, wobei sie immerhin einige Gefahr laufen, damit sitzen zu bleiben. Es wurden bisher jedoch im allgemeinen alle Ansprüche befriedigt. Eine kolossale Anfuhr von landwirtschaftlichen Produkten aller Art war heute auf dem Wochenmarkte auf dem Bismarckplatz zu verzeichnen; fast alle Artikel waren gut am Preise und fanden leicht Absatz. Sehr willkommen wäre den Geschäftsleuten das Vorhandensein eines Privat-Verkehrsdampfers zur Bedienung der auf Reede liegenden Kriegsschiffe gewesen, doch leider existiert ein solcher seit dem Verkauf des Schleppers August Bahr nicht mehr.“
Während man sich an Land also Gedanken über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Schiffffahrts-Booms machte und sich auf höhere Umsätze freute, ging es auf der Wasserseite wie in diesen Tagen des September 2012 auch vor hundert Jahren um das Thema Sicherheit auf See. In derselben Ausgabe des Wochenblatts wurde über die Seeamtsverhandlung nach einem Schiffsunfall im Emder Hafen berichtet, bei dem der Frachtdampfer Ems bei der Einfahrt von dem Regierungsdampfer Logum gerammt und beschädigt worden war. „Der Dampfer Logum wurde geführt von dem Matrosen Heikes an Stelle des beurlaubten Kapitäns. Hiervon ausgehend kritisierte der Reichsbevollmächtigte Kontreadmiral Lilie (Oldenburg) scharf den Umstand, daß die Logum von einem einfachen Matrosen geführt wurde, der nach eigner Angabe die Vorschriften des Seestraßenrechts nicht kennt. Die Verantwortung sei der Behörde zuzuschieben, die den Matrosen mit der Führung betraut habe.“

Und dann war in Norddeich noch die Funkstation ausgefallen: „Zur Sicherung der Schifffahrt hat die Reichspostverwaltung für die Telefunkenstelle zu Norddeich besondere Maßnahmen getroffen“, heißt es in einem Korrespondentenbericht. „Die Schadhaftwerdung des Rufzeichengebers im Korrigierwerk hatte unmittelbar eine bedrohliche Gefährdung der Schifffahrt durch Unterbrechung zur Folge“, berichtete das Jeversche Wochenblatt. Es wurden Ersatzapparate gebaut, um den unterbrechungsfreien Seefunkverkehr zu sichern. So lernte man vor hundert Jahren auch schon aus Pleiten, Pech und Pannen.
Der Text erschien zuerst in der Beilage „Friesische Heimat“ des Jeverschen Wochenblatts vom 15. September 2012 www.jeversches-wochenblatt.de