Ursula Kray stellt im Lokschuppen Jever aus

Aktmalerei und Menschen in Bewegung – die in Düsseldorf geborene Künstlerin liebt das große Format

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Ursula Kray aus Jever stellt vom 25. Juli an in der Galerie im Lokschuppen aus. Foto: H. Burlager

Nicht allzu oft gibt das Künstlerforum Jever einem seiner Mitglieder die Gelegenheit, in der Galerie im Lokschuppen eine Einzelausstellung zu zeigen. Der langjährig in dem Verein engagierten Künstlerin Ursula Kray wird diese Ehre nun zuteil. Anlass ist ihr 75. Geburtstag, den die aus Düsseldorf stammende Jeveranerin im Oktober feiert. Vom 24. Juli an zeigt sie in den Räumen des Künstlerforums am Moorweg etwa 30 Bilder aus verschiedenen Schaffensperioden.

Zur Malerei ist Ursula Kray schon als Kind gekommen, ihr angeborenes Talent wurde nach Kräften gefördert von einer „tollen Kunstlehrerin“, wie sie sagt, und untermauert durch das Lesen jeder nur greifbaren Fachliteratur. Doch der Wunschtraum, Kunst zu studieren, ließ sich in der Nachkriegszeit nicht realisieren, so lernte sie was Handfestes, wurde kaufmännische Angestellte und später Chefsekretärin in großen Unternehmen der Getränkebranche. Beruf und Familie ließen ihr keine Zeit, weiter zu malen und zu zeichnen. Erst 1987, als die Kinder erwachsen waren, fing sie wieder damit an, wurde Mitglied der Gruppe Collage in Bad Neuenahr.

1992 kam sie zum Friesischen Brauhaus, und einer der ersten Wege in Jever führte sie zum Künstlerforum, wo sie sich seither engagiert – selbst ihren Wohnsitz nahm sie nur einen Steinwurf vom Lokschuppen entfernt. Konsequent ging sie nun ihre Ausbildung an, von Kursen in Porträt- und Aktzeichnen bei Andreas Reiberg und Doris Garduhn über Lehrgänge an der Europäischen Kunstakademie Trier, einem Meisterkurs bei Helge Leiberg im Kloster Irsee bis zu den alljährlichen sommerlichen Kunstakademien in Bad Reichenhall, Kolbermoor und im Allgäu, die sie bis heute regelmäßig besucht.

Die Akademieaufenthalte verschafften ihr eine Möglichkeit, die sie in ihrer kleinen Wohnung und auch in den Räumen des Künstlerforums so nicht besaß: das große Format auszuprobieren. Heute malt sie fast nur noch in Acryl auf voluminösen Leinwänden, lässt Farbe und Form großflächig wirken. Begrenzt sind die Rahmengrößen nur von der Kofferraumkapazität ihres Autos, wie sie augenzwinkernd verrät.

Ihre Leidenschaft sind Akte –  Frauen und Männer – und Menschen in Bewegung, sei es beim Sport, sei es beim Tanz, oft an der Grenze zwischen Figürlichem und Abstraktion. Solche Arbeiten wird sie auch in der Ausstellung in der Galerie im Lokschuppen zeigen. Daneben Beispiele aus anderen Schaffensperioden seit etwa 1995, schließlich ist ihr Werk von bemerkenswerter Vielseitigkeit, angefangen einst mit Pastellkreidezeichnungen, bis sie die Radierung für sich entdeckte und dann die Arbeit mit Acryl, die ihr so liegt.

So ist ein Lebenstraum am Ende doch noch in Erfüllung gegangen. Über die Jahre hat sie aufgeholt, was ihr als junge Frau verwehrt blieb. „Alles, was ich mir angeeignet habe, habe ich an den Sommerakademien gelernt. Die möchte ich in keinem Jahr missen“, sagt Ursula Kray. Der Lohn ist die Anerkennung des Publikums. Nicht nur zu den Ausstellungen des Künstlerforums in Jever, Schortens und Zerbst gehören ihre Arbeiten immer dazu, sondern auch zur Harle-Kunstausstellung in Wittmund, den Ausstellungen der Künstlervereinigung Nordbrücke in Wiesmoor und Opladen. Nun also die lang ersehnte Einzelausstellung in Jever. Eröffnet wird sie am Sonntag, 24. Juli, um 15 Uhr. Zu sehen ist sie mittwochs, sonnabends und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Die Einführung hält der Journalist Christoph Hinz.

Kunsthaus Leer zeigt zwei wichtige ostfriesische Künstler

Begegnungen: Bernhard Grotzeck und Hinricus Bicker-Riepe

Ausstellung bis zum 20. September im Kunsthaus Leer

Leer. Der Maler Bernhard Grotzeck wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden, der Graphiker Hinricus Bicker-Riepe würde seinen 90. Geburtstag begehen. Das Kunsthaus Leer gratuliert mit einer Ausstellung, die faszinierende Einblicke gewährt in die individuellen Bildwelten und Arbeitsweisen.

Bernhard Grotzeck, Vor der Trauung, 1993.

Rund 50 Werke aus unterschiedlichen Schaffensphasen der beiden bedeutenden ostfriesischen Künstler sind in der neuen Schau im Kunsthaus Leer zu sehen. Bernhard Grotzeck (1915- 2008) wurde in Insterburg geboren und kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Ostfriesland. Bevor er beim Finanzamt Emden tätig wurde, wohin er 1959 übersiedelte, lebte er als freischaffender Künstler in Norden.

Anfangs malte er Landschaften, Stillleben und Porträts. Ab den 1960er-Jahren traten humorvolle, bisweilen satirische Bilder hinzu, in denen er menschliche Verhaltenshaltensweisen sowie überkommene gesellschaftliche Moral- und Wertvorstellungen thematisierte.

Hinricus Bicker-Riepe, Mann im Sturm, Holzschnitt, um 1975.

Der gebürtige Ostfriese Hinricus Bicker-Riepe (1925-1997) war ausgebildeter Dekorationsmaler und arbeitete seit 1955 als Zeichner am Institut für Marschen- und Wurtenforschung in Wilhelmshaven. Daneben übte er den Beruf des freien Graphikers aus. Er spezialisierte sich auf den Holz- und Linolschnitt im expressionistischen Stil der Brücke-Künstler. 1984 zog er nach Westerende-Kirchloog, wo er weiterhin biblische wie regionale Texte illustrierte oder die heimische Landschaft mit den dort lebenden Menschen zu harmonisch ausgewogenen Bildwerken gestaltete.
Den klar komponierten, auf wenige Farben reduzierten oder in schwarz-weiß gehaltenen, aus Linien und Flächen gearbeiteten Schnitten Hinricus Bicker-Riepes stehen die malerisch angelegten, teils stark farbigen, von einem skurrilen Figurenpersonal bevölkerten Gemälde Bernhard Grotzecks gegenüber. Es eint die Künstler ihr Phantasiereichtum sowie eine tiefe Verbundenheit mit Ostfriesland.

Kunsthaus Leer
Turnerweg 5
26789 Leer

Öffnungszeiten
Di.–Do. sowie sonntags:
14–17 Uhr
Telefon: 0491 926-1531
www.kunsthaus-leer.de

„Wad willen wij“ – Kunst zum Thema Watt

Titelblatt der Einladung zu der deutsch-niederländischen Kunstausstellung in Bad Nieuweschans.
Titelblatt der Einladung zu der deutsch-niederländischen Kunstausstellung in Bad Nieuweschans.

„Wad willen wij – meer oder weniger“ – unter diesem wortspielerischen niederländisch-deutschen Titel stellen vom 24. April bis zum 28. Juni Künstler aus Deutschland und den Niederlanden gemeinsam im Kulturzentrum „De oude Remise“ in Oudezijl bei Bad Nieuweschans (Neuschanz) nahe der holländischen Grenze bei Bunde aus. Zu den beteiligten Künstlerinnen aus den Vereinigungen BBK Ostfriesland und Waddenkunstkring aus den Niederlanden gehört auch Brigitte Schmitz aus Schortens, die ihr Atelier auf dem Gelände des TCN in Roffhausen hat. Die Künstler zeigen Arbeiten über das Wattenmeer. Es  ist die zweite Ausstellung zu dem Thema, die erste fand vor einem Jahr in der Galerie des BBK Ostfriesland in der Berufsakademie Ostfriesland BAO in Leer statt. Die Vernissage ist am kommenden Freitag um 17 Uhr. Geöffnet ist die Ausstellung dann donnerstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr.


©  Helmut Burlager 2015

Tag 293 | Kunst

Die "Norddeutsche Landschaft" von Heiner Altmeppen, Kunstfreunden im Nordwesten vielleicht bekannt von Besuchen in der Kunsthalle Emden, ziert jetzt ein Haus in Wilhelmshaven. Foto: Wilhelmshaven Touristik
Die „Norddeutsche Landschaft“ von Heiner Altmeppen, Kunstfreunden im Nordwesten vielleicht bekannt von Besuchen in der Kunsthalle Emden, ziert jetzt ein Haus in Wilhelmshaven. Foto: Wilhelmshaven Touristik

Die „Norddeutsche Landschaft“ ist ein fotorealistisches Gemälde, das im Nordwesten viele kennen, denn es gehört zu den wichtigen Exponaten der Emder Kunsthalle. Neuerdings können auch die Wilhelmshavener das Bild betrachten, allerdings um ein Mehrfaches größer als in der benachbarten Hafenstadt, hundert Quadratmeter groß genauer gesagt.

Buko Königshoff. Foto: Wilhelmshaven Touristik
Buko Königshoff. Foto: Wilhelmshaven Touristik

Denn der Künstler Buko Königshoff (kleines Foto) hat das Altmeppen-Gemälde in mehrwöchiger Arbeit auf eine Hausfassade in der Bismarckstraße reproduziert. Es ist nicht das erste Großkunstwerk in der Jadestadt. Im vergangenen Jahr ist bereits eine Hauswand in der Luisenstraße mit einer überdimensionalen Reproduktion von Franz Radziwills Werft-Bild verziert worden.

Initiiert worden ist die Kunst am Bau von der Wilhelmshaven Touristik und Freizeit GmbH unter ihrem Geschäftsführer Michael Diers, der auch der „Erfinder“ des Wilhelmshavener Street-Art-Festivals ist. Gesponsert wurde das Werk in der Bismarckstraße 143 am Haus von Bernd Frerichs von dem örtlichen Malerei- und Gerüstbauunternehmen Nietiedt.

Tag 159 | Street Art

Heute mal ein kleiner Terminhinweis. Das nächste Street Art Festival in Wilhelmshaven steht bevor. Der Veranstalter , die Wilhelmshaven Touristik und Freizeit GmbH, an deren Spitze inzwischen ja der „Erfinder“ des Festivals, Michael Diers, steht, will in dieser Woche das detaillierte Programm bekanntgeben. „Street Art“ gibt es an der Jade am 2. und 3. August 2014. Es ist schon das vierte Festival dieser Art in Wilhelmhaven.

Street Art Festival 2011 in Wilhelmshaven. Mittlerweile ist die vierte Auflage der Großveranstaltung in Planung. Foto: Helmut Burlager
Street Art Festival 2011 in Wilhelmshaven. Mittlerweile ist die vierte Auflage der Großveranstaltung in Planung. Foto: Helmut Burlager

Tag 9 | Jan Temme

Spiel 69, Temme 1969, Mischtechnik
Spiel 69, Temme 1969, Mischtechnik

Lehrer können nichts ausrichten? Dass ich gerne Bilder an die Wand hänge und Ausstellungen besuche, schreibe ich jenen Frauen und Männern zu, die mich an der Friesenschule (das unvergessene Ehepaar Bonow) und am Teletta-Groß-Gymnasium (der ebenso unvergessene Jan Temme) unterrichtet haben. Und auch dem Leeraner Bildhauer Karl-Ludwig Böke, dessen abstrakten, erotisch angehauchten Steinskulpturen wir staunend betrachteten und berührten, oder dem Maler und Kunsterzieher Siegfried Kunstreich, allesamt seinerzeit in Leer (Ostfriesland) aktiv.  Nicht dass auch nur einer von ihnen es geschafft hätte, mir selbst irgendein künstlerisches Talent zu entlocken. Aber die Liebe zum Betrachten und Entdecken von Bildern haben sie in uns Schülern der sechziger und siebziger Jahre zu wecken verstanden. Auch weil sie selbst sich mit moderner Kunst beschäftigten und Dinge machten, die so ganz „anders“ waren. Im Kunsthaus in Leer läuft nun eine Ausstellung mit Arbeiten von Jan Temme, der 1923 in Veldhausen nahe der niederländischen Grenze geborene Maler und Zeichner Jan Temme wäre nämlich im vergangenen Jahr 90 Jahre alt geworden. Bis zum 2. März 2014 sind sind seine Aquarelle, Gemälde und Zeichnungen noch im Turnerweg 5 zu sehen.

Jan Temme hatte in Nordhorn das Malerhandwerk erlernt und für die Städtischen Bühnen als Bühnenbildner gearbeitet, bevor er von 1951 bis 1953 an der Akademie der Bildenden Künste in Münchenstudierte. Im Anschluss betrieb er wiederum in Nordhorn ein Atelier für angewandte Kunst und schloss ein weiteres Studium zum Gewerbelehrer in Wilhelmshaven ab. Diesen Beruf übte er ab 1959 in Wittmund sowie in Leer aus, ehe er 1970 Kunsterzieher in Leer, später in Brinkum wurde. Temme trat dem Bund Bildender Künstler Ostfriesland bei und hatte dessen Vorsitz von 1971 bis 1981 inne. 1986 verzog der Künstler nach Hannover, wo er nach langer Krankheit 2005 starb. Sein zwischen Realismus und Surrealismus anzusiedelndes künstlerisches Werk entfaltete sich vollends erst in Ostfriesland, nachdem Temme 1960 nach Leer übergesiedelt war. Hier entstanden seit den späten 1960er Jahren gesellschaftskritische Gemälde, Interieurs, detailreiche Zeichnungen, sehnsuchtsvolle Fensterbilder und Landschaften. In den 1980er Jahren experimentierte der Künstler mit der Aquarellmalerei

„Kein Bild von mir ist ohne Dangast möglich“

Zum 30. Todestag des Malers Franz Radziwill

Vortrag im Rahmen der aktuellen Ausstellung „In der Nähe des Paradieses – Der Maler entdeckt die Natur“

Der Maler Franz Radziwill in Dangast. Foto (c): Franz-Radziwill-Archiv
Der Maler Franz Radziwill in Dangast. Foto (c): Hergen Deuter

Dangast – Am Sonntag, 25. August, spricht Prof. Gerd Presler im Franz-Radziwill-Haus über das Lebenswerk des Malers (1895-1983). Der promovierte Theologe und Kunsthistoriker hat Franz Radziwill gut gekannt. Als Zeitzeuge und hervorragender Kenner des Werkes berichtet er mit eindringlichem Bildmaterial von neuen Forschungsergebnissen und bisher nicht bekannten Zusammenhängen.

Am 12. August jährt sich der 30. Todestag Franz Radziwills. Als der junge Künstler 1923 nach Dangast zog, besaß das kleine Fischerdorf am Jadebusen bereits eine künstlerisch reiche Geschichte. Die Maler der Dresdner „Brücke“ hatten hier zwischen 1907 und 1912 ihre vielleicht besten Bilder gemalt: Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Max Pechstein. Ein reiches Erbe, das Franz Radziwill als „Repräsentant einer neuen Generation der Schaffenden“ dort weiterführte – selbständig und doch in der prägenden Kontinuität des Ortes. Das „Erlebnis Dangast“ inspirierte ihn zu großartigen Gemälden. Heute wissen wir: Was sich im anbrechenden 20. Jahrhundert in Dangast ereignete, gehört zu den unerhörten Kühnheiten künstlerischen Gestaltens.

Gerd Presler hat mehrfach über die Expressionisten und Willy Hinck publiziert. Er war bekannt mit dem Oldenburger Arzt und Radziwill-Sammler Georg Düser. Im Jahr 1993 veröffentlichte er das Werkverzeichnis über die Druckgrafik Franz Radziwiills, von dem 2010 die zweite Auflage erschien.

Ort/Zeit: Franz Radziwill Haus, 25.08.2013, 11:30 Uhr | Kosten: Erwachsene 3,00 € zzgl. Eintritt 3,50 (Schüler/Studenten 1,50 zzgl. 2,00 €)

Programmzettel zur Ausstellung  „In der Nähe des Paradieses“


Gerd Presler (geb. am 27. November 1937 in Hannover), ist Theologe und Kunsthistoriker. Er war Professor an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

Gerd Presler studierte Germanistik, Philosophie, evangelische Theologie, Pädagogik und Kunstgeschichte an den Universitäten Münster/W., Berlin, Kopenhagen und Heidelberg. Im Rahmen seiner theologischen Forschungsarbeit veröffentlichte er zahlreiche Bücher und Beiträge in Fachzeitschriften, so beispielsweise über Martin Luther King jr. und Soeren Kierkegaard.

Der Schwerpunkt seines wissenschaftlichen Wirkens liegt in der Bildenden Kunst. Zu seinen maßgeblichen Publikationen gehören Bücher über die Künstlergruppe Die Brücke, Art Brut sowie über die Neue Sachlichkeit. Darüber hinaus erarbeitete er Werkverzeichnisse der Skizzenbücher von Ernst Ludwig Kirchner, Edvard Munch, Asger Jorn, Max Beckmann, Willi Baumeister, Walter Stöhrer und Ludwig Meidner. Bis heute ist er mit zahlreichen Aufsätzen an den Ausstellungskatalogen der Franz-Radziwill-Gesellschaft in Dangast beteiligt.

www.presler.de


In Dangast: Franz Radziwill – In der Nähe des Paradieses

Der Maler entdeckt die Natur – Ausstellung vom 24.3.2013 – 12.1.2014

Dangast/Friesland – Nach dem 25-jährigen Jubiläum des Franz Radziwill Hauses 2012 steht das zentrale Motiv des Malers im Fokus der Betrachtung: Landschaft und Meer, Flora und Fauna.  An diesem Wochenende wird in Dangast die neue Ausstellung „In der Nähe des Paradieses“ eröffnet. Sie ist bis Anfang 2014 zu sehen.

Deich von Schillig, 1939, Sammlung Würth (Foto I. Barschang)
Deich von Schillig, 1939, Sammlung Würth (Foto I. Barschang)

Betrachtet man das Gesamtwerk von Franz Radziwill, so sind es vorrangig Motive aus der Natur, die der Maler in rund fünf Jahrzehnten geschaffen hat. Bis hin zum späten Werk spielt Landschaft die zentrale Rolle. Um dem Thema insgesamt gerecht zu werden, ist die Ausstellung als zweijähriges Projekt konzipiert. In zwei Jahren zeigt das Franz Radziwill Haus  Landschaft in vielen Formen: zunächst als friedlichen Raum, in dem Reetdachhäuser eingebettet sind und Bauern und Fischer ihrer Arbeit nachgehen. Und als Raum, in dem dicke Pilze wachsen oder Spatzen pfeifen. Einst auf der untersten Stufe der Rangskala der Künste positioniert, ist das Thema Landschaft mithin hochaktuell, es avancierte von der Staffage zum Idyll und zeigt sich immer öfter als Abbild von Zerstörung – die Bandbreite reicht mithin sehr weit.

1895 geboren, fand Franz Radziwill schnell seinen Lebensmittelpunkt, als er sich 1923 in Dangast niederließ. Mit dem Umzug von Stadt zu Land erhält die unmittelbar erlebte Landschaft den ersten Rang in seinem Oeuvre. Im Zentrum seines Interesses stand der nahe Kontakt zur rauen Natur und die sinnliche Erfahrung augenblicksgebundener Atmosphäre. Die Motive sind erlebte Beschreibungen seiner Umgebung. Dangast war damals ein Bauern- und Fischerdorf inmitten einer Landschaft von beachtlicher Vielfalt – vor der Haustür das Wattenmeer und nicht weit entfernt die Nordsee.

Das Plakatmotiv: In der Nähe des Paradieses, 1951, Privatbesitz -Sammlung Würth (Foto I. Barschang)
Das Plakatmotiv: In der Nähe des Paradieses, 1951, Privatbesitz -Sammlung Würth (Foto I. Barschang)

Zwar brachten Reisen und Studienaufenthalte sowie eine Professur an der Düsseldorfer Akademie den Maler auch an andere Orte, doch eigentlich ist die norddeutsche Landschaft das Fundament seines Schaffens. Und deshalb wurde bei der Auswahl der Leihgaben der Fokus auf Motive aus dem Nordwesten gesetzt – von der Ostsee bis zur holländischen Küste.

Das Frühwerk des norddeutschen Malers kennzeichnet noch eine expressive Farbpalette und ein schwungvoller Pinselduktus, was gegenüber dem Ölgemälde „Ostseelandschaft bei Hohwacht“, 1922, zum Ausdruck kommt. Das Gemälde belegt das frühe Interesse an der Natur, in dem sich Mann und Frau bewegen. Üppiges Grün dominiert die Szenerie.

Angesichts der faszinierenden Naturschauspiele, die er in seiner Wahlheimat am Jadebusen erlebte, distanzierte sich Radziwill von der expressionistischen Ausdrucksform und bemühte sich um eine weit mehr naturalistische Wiedergabe des Sichtbaren, wenngleich er seine kräftige Palette nicht ablegte. Mit einer altmeisterlichen Lasurtechnik strebte Radziwill eine stärkere Naturnähe an und studierte dazu die altdeutsche und die niederländische Kunst des 16. bis 18. Jahrhunderts. Gleichzeitig unternimmt er regelmäßig Reisen nach Holland, insbesondere zum nördlichen Küstenort Schoorl. Die hohen Dünen faszinierten ihn derartig, dass er sie gleich in mehreren Varianten auf die Leinwand brachte, eine davon befindet sich in der Ausstellung: „Blick von den Dünen bei Schoorl“. Das Werk aus dem Jahr 1926 wurde jüngst restauratorisch überarbeitet und besticht jetzt durch eine krasse Farbigkeit.

Durch ein Studium der Romantik in Dresden wurden Radziwills Bildräume größer und die Himmel farbiger. Die Inspiration durch die Malerei der Romantiker findet ihren sichtbaren Niederschlag zum Beispiel im Gemälde „Blick auf Dangast“, 1927 oder „Brandungsmauer mit Netzflickern“, 1933. Der Naturraum wird hier nicht als reine Idylle idealisiert, sondern stellt vielmehr den Daseinsraum des Menschen dar, als Fundament und Lebensgrundlage.

Im Gegensatz zu den sehr großformatigen Panoramen entstanden schon seit den 20er Jahren zahlreiche kleine Naturstudien, die einzelnen Entdeckungen gewidmet sind: Gräser mit Schneeglöckchen, ein dicker Steinpilz, ein Vogelnest, das Bild einer Maus – ebenso ein Spatz.

Selbstverständlich sind wieder Bilder dabei, die seit vielen Jahrzehnten nicht öffentlich ausgestellt wurden, darunter „Das kleine Bienenhaus“, 1948 und „Das Stillleben mit Bastkorb“, 1958.

In den späten 50er Jahren wandelte sich das Paradies Franz Radziwills. Kaum hat sich die Natur von den Einschlägen des Krieges erholt, folgt eine neue Bedrohung von Flora und Fauna. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wuchsen Utopien der Modernisten im Ort und der Tourismus brach in das Kleinod ein. Sich jetzt in idyllische Bildwelten friesischer Natur zurückzuziehen, war Radziwills Sache keineswegs – doch sollen Sie genügend Gründe und Neugier behalten, um 2014 zum zweiten Teil der Ausstellung zu kommen.

Die Ausstellung 2014 wird den späten Werken aus der Nachkriegszeit bis 1971 gewidmet sein. Parallel dazu wird im Schlossmuseum Jever eine Dokumentation zum persönlichen Engagement des Malers für seine Wahlheimat stattfinden. Über das künstlerische Schaffen hinaus hat sich Franz Radziwill seit den späten 50er Jahren auch aktiv als Umweltschützer für die Region am Jadebusen eingesetzt, um die ursprüngliche Landschaft und gleichsam Dangast als pittoresken Künstlerort zu erhalten.

Blick in den Dangaster Groden. 1936. Franz Radizwill Haus
Blick in den Dangaster Groden. 1936. Franz Radizwill Haus

Zur Eröffnung der Ausstellung an diesem Sonntag, 24. März 2013, sprechen Ivo Kügel, 1. Vorsitzender der Franz Radiziwill Gesellschaft, Varels Bürgermeister Gerd-Christian Wagner, Frieslands stellvertretender Landrat Gustav Zielke, Konstanze Radziwill, 2. Vorsitzende der Radziwill Gesellschaft, und Kuratorin Birgit Denizel.

Zur Eröffnung des zweiten Teils – am 30. März 2014 – an den Standorten Franz Radziwill Haus in Dangast und Schlossmuseum inJever erscheint ein umfangreicher und reich illustrierter Katalog, in dem die friedvollen Frühwerke den zivilisationskritischen Spätwerken gegenüber treffend gestellt werden.

„IN DER NÄHE DES PARADIESES – Der Maler entdeckt die Natur“
Zeitraum: 24. März 2013 bis 12. Januar 2014
Adresse: Franz Radziwill Haus, Sielstraße 3, 26316 Dangast/Varel, Tel. 04451 – 2777, www.radziwill.de
Öffnungszeiten: Mi – Fr 15-18 Uhr / Sa, So und Feiertag 11-18 Uhr

Quelle: Pressemitteilung des Franz Radziwill Hauses

Christa Marxfeld stellt im Lokschuppen aus

Wilhelmshavener Künstlerin zeigt Collagen

Von Alexander Langkals

Christa Marxfeld. Foto (c): Helmut Burlager

Jever – Fotos, Kopien, Annoncen, Plakate, Zeitungen Zeichnungen, Bilder: geschnitten, gerissen und neu arrangiert – die Collage, die sich bildlicher und textlicher Aussagen bedient, sie aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen löst und zu neuen Aussagen zusammenfügt, blickt auf eine erfolgreiche Geschichte in verschiedenen Kunststilen seit dem Kubismus zurück.

In dem eigenen, über Jahrzehnte entstandenen Werk von Christa Marxfeld-Paluszak nimmt die Collage einen großen Platz ein. Unter dem Ausstellungstitel: Collage – Phasen in Jahren stellt die Wilhelmshavenerin vom 11. November bis 9. Dezember 2012 in der Galerie im Lokschuppen des Künstlerforums Jever, Moorweg 2,  aus.  Eröffnet wird die Ausstellung am 11. November um 15 Uhr.

Meist in Phasen über die Jahre verteilt, hat Christa Marxfeld sich immer wieder mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandergesetzt und nicht davor zurückgeschreckt, auch eigene Bilder für Collagen zu „opfern“. Von Haus aus mit einem großen sozialen Gefühl gesegnet, engagiert sie sich nicht zuletzt durch die Gründung des Vereins ChaKa 2008 für benachteiligte und misshandelte Kinder und Jugendliche, wobei sie auch dort vorgefundene Missstände in ihrer Kunst thematisiert.

In der Ausstellung  in der Galerie im Lokschuppen zeigt die Künstlerin einen Querschnitt ihrer Collagen, deren Aussagen sich für sie nicht im Bereich der Bildenden Kunst erschöpfen, sondern stets einem höheren Sinn von Aufklärung und Bewusstbarmachung dienen.

In einer der jüngsten Collagen, Kunst trifft Kunst – bedingungslos, treffen bekannte Gestalten aus der Kunstgeschichte auf unbekannte Personen. Gemeinsam sind diese Vertreter unterschiedlicher Zeitepochen in eine irreale Umgebung eingebunden, in der selbst Versatzstücke der Wilhelmshavener Südzentrale zu entdecken sind.

In ein großes unbekanntes Gesicht blickt der Betrachter in Einer ist oft zu zweit von 1992. Die dunkle Tönung des Blattes verweist auf den nach innen gekehrten Blick eines sich mit dem eigenen Ego befassenden Menschen. Klein und ohne Details spiegeln sich in seinem Antlitz zwei Personen, die miteinander im Dialog stehen. Die übermalten Textfragmente aus Zeitungen verweisen zudem auf eine Selbstreflexion, in der häufig die Einschätzung eines Außenstehenden miteinbezogen wird.

Wenn nicht mit dir, dann mit Geschenkpapier stammt aus einer Reihe von 1993, die einen entschiedenen formalen Schritt in die Abstraktion gegangen ist. Hier formuliert die Künstlerin eine zunehmende gesellschaftliche Sprachlosigkeit, die durch ein mediales Überangebot hervorgerufen ist. Die häufige Substanzlosigkeit neugefundener „Ersatz“-Inhalte wird durch die Verwendung von aufgeklebtem, gebrauchtem Geschenkpapier ausgedrückt. In der Ausstellung kann sich der Besucher von der großen inhaltlichen wie künstlerischen Sprachmächtigkeit der Collagen von Christa Marxfeld-Paluszak überzeugen.

Fakten:

Künstlerin: Christa Marxfeld-Paluszak

Ausstellungstitel: Collage – Phasen in Jahren

Ausstellungsort: Galerie im Lokschuppen, Kulturzentrum am Bahnhof, Moorweg 2, Jever

Ausstellungsdaten: 11. November bis 9. Dezember 2012

Ausstellungseröffnung: 11. November, 15.00 Uhr

Einführung: Alexander Langkals M.A., Landshut/Wilhelmshaven

ACC 1 – der Friesenblog-Kutter, heute mal in Acryl

Heute hat der Friesenblog ein schönes Geschenk bekommen. Meine treue Followerin, Facebook-Freundin, Kommentatorin und Retweeterin, die Microbloggerin Debora Hennigs aus Schortens, hat den Krabbenkutter ACC 1 aus Westeraccumersiel-Dornumersiel, der das Logo des Friesenblogs von Anfang an ziert, in Acryl (60×60) gemalt, abfotografiert und die Erlaubnis gegeben, das Bild im Blog zu veröffentlichen. Sogar die Möwe auf dem Dalben ist mit drauf. Was für eine schöne Idee, seht selbst:

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© Debora Hennigs / Friesenblog