Friesisches Forum erinnert an ostfriesische Auswanderung
Aurich – Das Friesische Forum hat sich mit der Flüchtlingssituation befasst. In diesem Zusammenhang erinnert der Verein an die eigene Geschichte der Friesen: „Die Bilder von den Flüchtlingstrecks auf der „Balkanroute“ erinnern stark an Fotos von Flüchtlingsfluten gegen Ende des 2. Weltkriegs und wecken manche Erinnerung bei der älteren Generation. Damals konnten vier Millionen Menschen im weitgehend zerbombten Westdeutschland untergebracht und versorgt werden, eine stattliche Zahl auch in Ostfriesland und Friesland“, so Paul Kluge (Leer), stellvertretender Vorsitzender des Friesischen Forums.
Andererseits seien im 19. und auch noch im 20. Jahrhundert zahlreiche Friesen vor der herrschenden Armut geflohen. Sie hätten vor allem in den USA ein besseres Leben erhofft und oft auch gefunden, seien als Armuts- und Wirtschaftsflüchtlinge willkommen gewesen.
Das Friesische Forum erinnert angesichts der zurzeit ankommenden Flüchtlinge an beide Erfahrungen. Es bittet die Bewohnerinnen und Bewohner Ostfrieslands und Frieslands, den heute Ankommenden offen und hilfsbereit zu begegnen und die alte Sitte, Fremde mit einem Koppke Tee willkommen zu heißen, auch im übertragenen Sinne lebendig zu erhalten.
„Saalkirchen im Wangerland“ heißt ein neues Buch von Axel Bürgener und Klaus Siewert. Es ist die erste zusammenfassende Dokumentation zum Thema. In dem Band werden bedeutende historische Sakralbauten des Wangerlandes beschrieben und im Bild gezeigt.
Kirche in Wiarden, dem Wohnort der beiden Autoren. Foto: Axel Bürgener
Die zwölf Kirchen im nördlichen Jeverland – Hohenkirchen, Middoge, Minsen, Oldorf, Pakens, St. Joost, Tettens, Waddewarden, Westrum, Wiarden, Wiefels und Wüppels – haben neben ihrer geografischen Nähe und kirchengeschichtlichen Gebundenheit an die Gaukirche in Hohenkirchen weitere Gemeinsamkeiten, durch die sie sich in ihrer Gesamtheit von Sakralbauten anderer Regionen unterscheiden: sie liegen auf sturmflutsicheren Wurten, sind aus Granitquadern erbaut, die Glockentürme sind in der Regel nicht in den Kirchbau integriert, sondern stehen wegen des nachgiebigen Grundes der Wurten abseits. Schließlich sind sie ihrer baulichen Struktur nach allesamt Saalkirchen, Kirchbauten, deren Innenräume nicht durch freistehende Säulen oder andere stützende Konstruktionen gegliedert sind.
Die Texte sind von Klaus Siewert verfasst, aus verschiedenen Quellen bezogen und um neues Wissen ergänzt worden. Jede der Kirchen wird nach einem einheitlichen Beschreibungsmuster vorgestellt, das neben den historischen Kerndaten auch Aktuelles und Anekdotisches bietet. Die Fotos sind in den Jahren 2014/2015 von Axel Bürgener gemacht worden. Zum Abschnitt „Döntjes un Vertellsels“ haben Leser des Jeverschen Wochenblatts mit alten Geschichten beigetragen.
Axel Bürgerner und Klaus Siewert: „Saalkirchen im Wangerland“, ADW Verlag, www.adw-verlag.de , 120 Seiten, 29,90 Euro. ISBN: 978-3-939211-97-6
Wir haben ja nicht nur unsere Heimatstadt Leer gemeinsam, der Singer-Songwriter Enno Bunger aus Hamburg und ich. Ich mag seine Lieder und schätze seine Texte, aber das hier ist etwas ganz Besonderes, so aktuell und engagiert wie es in diesen aufregenden Zeiten nur geht. Es geht darum, dass wir uns mitschuldig machen, wenn wir uns nicht gegen die rechten Hetzer und Fremdenfeinde wehren, die zurzeit in Deutschland Stimmung gegen Flüchtlinge und alle Ausländer machen. Enno schreibt: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal so politisch werde, wie ich es heute bin. Aber ich kann nicht anders. Obwohl ich kein Hemdenträger bin, ist mir der Kragen geplatzt. Ich habe mich im Oktober 2014 gefragt,…
… warum es kaum neue Lieder gibt gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen Rassismus in Deutschland, denn Deutschland hat ein Rassismusproblem. Als dann im Dezember 2014 PEGIDA hochkam, habe ich mich gewundert, dass so viele Leute so still sind, dass so viele Leute nicht gegen Fremdenfeindlichkeit protestieren, dass wir die Menschen, die leiden und in Angst leben müssen, alleine lassen. Wer etwas verändern will, muss bei sich selbst anfangen. Darum habe ich dieses Lied geschrieben und habe mich auseinandergesetzt, mit dem NSU-Prozess, mit Oury Jalloh, mit Fällen rechter und rassistischer Gewalt in Deutschland. Nie war ich beim Schreiben eines Songs so bewegt, so traurig, so wütend. Dieses Lied ist das Ergebnis, eine Kritik an dem Land, in dem wir leben, an unserer Gesellschaft, und vor allem auch an mich selbst. Wir sind mitverantwortlich für das, was da passiert. Zum 25. Tag der Deutschen Einheit wünsche ich mir, dass Deutschland sich erst dann feiert, wenn es sein Rassismusproblem in den Griff bekommen hat. Und: ich will nicht nur nörgeln. Es gab in den letzten Wochen eine schöne große Welle der Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge. Das bringt Hoffnung und Wärme ins Kaltland. Von dieser Wärme brauchen wir allerdings noch viel mehr, um durch diesen Winter zu kommen. Es liegt also an uns – packen wir es an.
„Wir können was dafür, wenn wir nichts dagegen tun.“
Schortens ist mit 20.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Frieslands. Soweit bekannt, hat es hier in den vergangenen Jahrzehnten noch keine Informationsveranstaltung über die NS-Zeit der Stadt gegeben. Die Premiere findet Dienstag, 6. Oktober 2015, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus Schortens statt. Veranstalter sind die Initiative „Upjever Lieb Ich“ aus Schortens und das Zeitgeschichtszentrum Gröschler-Haus Jever. Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende für die Forschungsarbeit des Gröschler-Hauses gebeten.
Besuch des Chefs der Luftwaffe Hermann Göring am 27. Februar 1940 auf dem Flugplatz Upjever; links Oberstleutnant Carl-Alfred Schumacher. Bereits 1930 in die NSDAP eingetreten, war Schumacher 1940 Kommodore des Jagdgeschwaders und wurde 1943 zum Generalmajor ernannt. In der Nachkriegszeit saß er für verschiedene Parteien im Niedersächsischen Landtag. Archiv H. Peters
Die Veranstaltung bietet keine abgeschlossenen Ergebnisse, sondern sieht sich als Initialzündung für die weitere Aufarbeitung der von den Schortensern offenbar besonders lange ausgeblendeten eigenen NS-Periode. Zeitzeugen und Beiträge aus dem Publikum sind ausdrücklich willkommen. Es mischen sich projizierte Dokumente, Fotos und Filmausschnitte mit Wortbeiträgen.
„Schortens“ meint für die Veranstaltung die heutige politische Gemeinde Schortens und damit auch den Ortsteil Sillenstede. Hier hatten die ersten Nationalsozialisten im Amt Jever (heute „Nordkreis“ genannt) zur Unterstützung des Hitler-Putsches von 1923 ein Waffenlager eingerichtet. Im Jahr darauf wählte Sillenstede zu 41,8 Prozent die NSDAP. In der SPD- und KPD-Hochburg Schortens/Heidmühle waren es aber ebenfalls zu diesem frühen Zeitpunkt bereits 27,6 Prozent. Hier kam es vor 1933 recht häufig zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen den Nazis und ihren Gegnern.
Aufmarsch von NS-Verbänden 1936 auf der Schooster Straße, im Hintergrund ist die St. Stephanus-Kirche zu erkennen. Archiv Rudi Rabe
Der Historiker Hartmut Peters wirft u.a. Schlaglichter auf den Weg der Nazis zur Macht 1933, auf das in Auschwitz ermordete jüdische Ehepaar Max und Paula Solmitz aus der Jeverschen Straße, den Bau des Flugplatzes Upjever als Teil der Kriegsvorbereitungen, die NS-Verstrickungen des bereits 1930 in die NSDAP eingetretenen Generalmajors Carl-Alfred Schumacher sowie die Befreiung durch die Soldaten des polnischen Generals Stanislaw Maczek im Mai 1945. Der Historiker Holger Frerichs beleuchtet den Aspekt Terror gegen die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen anhand eines öffentlichen Gestapomordes in Schortens.
Fünf Jahre nach dem Krieg fiel die Mordmaschinerie der Nationalsozialisten auf Schortens zurück, als 1.500 jüdische Displaced Persons aus der Britischen Zone in den Kasernen von Upjever einquartiert wurden. Helmut Wilbers („Upjever Lieb Ich“) skizziert die Geschichte dieses Camps und stellt Einzelschicksale dar. Hier warteten 1950/51 meist aus dem aufgelösten KZ Bergen-Belsen stammende, schwer traumatisierte Holocaust-Überlebende auf ihre Auswanderung. Günter Buchold besuchte als Orthopädie-Meister einige Male das Camp zur Unterstützung von Versehrten und berichtet als Zeitzeuge darüber.
Prof. Dr. Antje Sander (Kulturverbund Schloss-Museum Jever) erläutert das jüngst von ihr initiierte Konzept der „Erinnerungsorte in Friesland“ und stellt dar, welche Rolle der Flugplatz und der „Erinnerungsort Jewish DP Camp Upjever“ darin zukünftig einnehmen kann. Weitere Informationen befinden sich auf http://www.erinnerungsorte-friesland.de
Unzerstörte Synagoge hält Erinnerung an jüdisches Leben fest
Religiöse Toleranz hat über Jahrhunderte das Dorf Neustadtgödens im Landkreis Friesland geprägt, fünf Glaubensrichtungen waren hier zeitgleich aktiv. Die Spuren des aktiven jüdischen Lebens in der Region zeichnet jetzt eine Ausstellung im Gebäude der ehemaligen Synagoge nach.
Die ehemalige Synagoge in Neustadtgödens ist jetzt ein Erinnerungsort. Foto: Landkreis Friesland
Es ist eine der wenigen Synagogen, die die Pogromnacht von 1938 überstanden. Als Erinnerungsort erlaubt die ehemalige Synagoge in Neustadtgödens im Landkreis Friesland wichtige Einblicke in ein reiches und aktives jüdisches Gemeindeleben in der Region seit dem 17. Jahrhundert. Die Ausstellung ist ein Kulturprojekt des Zweckverbandes Schlossmuseum Jever als Mieter, der Gemeinde Sande und des Landkreises Friesland.
Obwohl sie an einem in Nordwestdeutschland einzigartigen Ort religöser Toleranz entstand, verdankt die Nachwelt den Erhalt des Synagogenbaus letztlich einem bedrückenden Umstand: Repressalien hatten die seit Ende des 17. Jahrhunderts in Neustadtgödens beheimatete jüdische Gemeinde im Februar 1938 bewogen, das Gebäude zu verkaufen. So wurde es im November des gleichen Jahres als einer von wenigen Synagogenbauten in Deutschland nicht Ziel antisemitischer Angriffe und Zerstörung. Heute sind die Projektpartner dankbar, dieses Gebäude als Erinnerungsort dem wachen Gedenken und Erforschen jüdischen Lebens in der Region öffnen zu können. Das Erdgeschoss ist als Informationsstätte eingerichtet und soll zu einem Baustein der Erinnerung an jüdisches Leben und Kultur in Friesland werden.
Die politische Situation in der kleinen Herrlichkeit Gödens ließ ab dem 16. Jahrhundert für lange Zeit ein tolerantes Klima entstehen. In kaum einem anderen Ort ist auf so dichtem Raum das Miteinander der verschiedensten Konfessionen und Religionen erlebbar, für Nordwestdeutschland ist dies einzigartig. Davon zeugen noch heute die erhaltenen Gotteshäuser – die mennonitische, reformierte, lutherische und katholische Kirche sowie die Synagoge. Mitte des 19. Jahrhunderts war jeder vierte Einwohner jüdischen Glaubens, die stark gewachsene Gemeinde entschied sich deshalb zu einem Synagogen-Neubau, der 1852/53 entstand.
Durch den Ausbau Wilhelmshavens und die Umstrukturierungen in der Landwirtschaft in dieser Region verlor die jüdische Gemeinde ab 1900 immer mehr Mitglieder. Als dann ab 1933 die Repressalien gegen die Gemeinde deutlich stärker wurden und von Seiten der nationalsozialistischen lokalen Behörden der Synagoge „Baufälligkeit“ attestiert wurde, fand dort schließlich im August 1936 ein Abschiedsgottesdienst statt. Sie wurde schließlich im Frühjahr 1938 an einen Privatmann verkauft. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass der Synagogenbau während der Pogromnacht im November 1938 unversehrt blieb. 1986 konnte das Gebäude umfangreich renoviert und restauriert werden.
Heute befindet es sich in Privatbesitz, doch wird das Erdgeschoss ab dem 9. Juli 2015 der Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen durch Neustadtgödens wieder zugänglich sein. Im Mittelpunkt der Präsentation soll dabei die Geschichte der jüdischen Gemeinde und ihrer Synagoge vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Deportation und Ermordung der letzten jüdischen Einwohner von Neustadtgödens 1941/42 stehen. Sie ergänzt so optimal andere Bausteine im Konzept der Erinnerungsorte für den Landkreis Friesland wie etwa das im Aufbau befindliche Gröschlerhaus in Jever, das ebenfalls an jüdische Mitbürger erinnert.
Das Projekt ist eng mit der jüdischen Gemeinde in Oldenburg abgestimmt, gleichzeitig bauen die Projektpartner eine Kooperation mit den weiterführenden Schulen im Landkreis Friesland und darüber hinaus auf. Außerdem ist die Synagoge eng in das kulturtouristische Konzept der Gemeinde Sande und des Landkreises Friesland eingebunden und wird sich auch an Gemeinschaftsprojekten der Oldenburgischen und Ostfriesischen Landschaft zu diesem Themenkomplex beteiligen können.
Das hier ist mal eine richtig gute Erklärung, was es mit Ostfriesland, Friesland, West- und Nordfriesland eigentlich auf sich hat. Und warum wir Friesen ein Volk von 1,2 Millionen sind. Gefunden auf der Seite der Ostfriesischen Botschaft / Böskupp van Ostfreesland. Zum Weiterlesen einfach draufklicken:
Das Gröschler-Haus – Zentrum für Jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region – in Jever hat jetzt eine eigene Internet-Seite. Sie versteht sich als Informationsplattform über die Aktivitäten des Hauses, aber auch anderer zeitgeschichtlicher Anbieter der Region. Unter den Rubriken Archiv und Veranstaltungen finden sich Fotos, PDF-Dokumente, Video- und Audiodateien über die Zeitgeschichte. Zum Beispiel sind die Zeitzeugenberichte ehemaliger jüdische Bewohner Jevers, die 1984 Jever besuchten, im Audio-Archiv abrufbar oder der polnische Militärfim „Droga do Wilhelmshaven“ kann in deutscher Übersetzung angeschaut werden. Die gegenwärtig im GröschlerHaus präsentierte Ausstellung „Zur Geschichte der Juden Jevers“ kann jetzt auch im Netz studiert werden. Es handelt sich nach Angaben des Leiters der Einrichtung, Hartmut Peters, noch um eine Grundaustattung, die laufend erweitert werden soll.
Von der Synagoge in Jever, die in der Pogromnacht zerstört wurde, blieb ein Gedenkstein, eingemauert in ein kleines Denkmal auf dem jüdische Friedhof im Ortsteil Schenum. Foto: Helmut Burlager
Vor 70 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Seit 1996 ist dieser Tag ein offizieller Gedenktag der Bundesrepublik Deutschland (Holocaust-Gedenktag). In Jever sind zwei Veranstaltungen zur Erinnerung an den Jahrestag der Befreiung geplant.
Das Gröschler-Haus, die Bibliothek des Mariengymnasiums, die Kino-Freunde Friesland, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Oldenburg und der Jeverländische Altertums- und Heimatverein laden dazu ein.
Am Dienstag, 27. Januar, um 19.30 Uhr wird Hartmut Peters in der Aula des Mariengymnasiums den bebilderten Vortrag „Die Ermordung der Juden aus Jever“ halten. Anschließend werden die Teilnehmer zum Gedenken am Mahnmal für die Ermordeten Juden in der Fräulein-Marien-Straße gehen.
Am Donnerstag, 29. Januar, wird in der „Film-Palette“ Jever um 19.30 Uhr der Spielfilm „Im Labyrinth des Schweigens“ gezeigt. Zur Einführung spricht Volker Landig über „Die deutsche Justiz und die Verfolgung von NS-Verbrechern“.
Der Leiter des Gröschler-Hauses – Zentrum für die Zeitgeschichte der Region – in Jever, Hartmut Peters, hat vorgeschlagen, den Bismarckplatz in Wilhelmshaven umzubennen, statt dort wie geplant ein Bismarck-Denkmal aufzustellen. Peters war Teilnehmer einer Diskussion über den Denkmalstreit, die am Dienstagabend vom NDR aufgezeichnet wurde und heute (Donnerstag, 15. Januar 2015) ab 19 Uhr auf NDR 1 Niedersachsen gesendet wird.
Auf dem Podium waren außerdem Werner Bohlen-Janßen (Ratsherr, CDU), Reiner Beckershaus (Club zu Wilhelmshaven) und Ursula Aljets (Arbeitskreis Banter Geschichte). Zu Wort kamen auch der ehemalige Oberbürgermeister Eberhard Menzel, der frühere Landtagsabgeordnete Wilfrid Adam und der Initiator der Denkmalssetzung, Drehorgelspieler August Desenz.
Es ging um die Bewertung von Bismarcks politischem Erbe, den Sinn eines solchen Denkmals und die Art und Weise, wie es durchgesetzt wurde. Natürlich wurde sehr kontrovers diskutiert. Hartmut Peters schlug vor, den Bismarck-Platz in „Platz der Revolution von 1918“ umzubennen und eine Informationsstätte über die Novemberrevolution 1918 und ihre Bedeutung für die erste deutsche Demokratie (Weimarer Republik) zu errichten. Der Aufstand der Arbeiter und Matrosen in der Kriegsmarinestadt sei eine der Initialzündungen zur Demokratie gewesen. Kein obrigkeitsstaatliches Memento, sondern ein Zeichen der republikanischen Tradition würde einer Stadt mit sonst überwiegend negativ besetzter Geschichte guttun und den Beitrag der Region Wilhelmshaven-Friesland zur Demokratiegeschichte verdeutlichen, so Peters.
Am Montag nach Heilige Drei Könige begeht Jever Jahr für Jahr ein besonderes Fest, so auch heute: Püttbier. Eigentlich immer eine ausgelassene Feier, stand es vor hundert Jahren unter schlechten Vorzeichen. Seit wenigen Monaten tobte der Weltkrieg. Mancher, der sonst mitgefeiert hätte, kämpfte stattdessen an der Front. So auch Walter Hildebrand. Er schrieb seinen Püttgenossen aus Anlass des Püttbiers 1915 einen anrührenden Brief, zugleich ein Dokument des Leids der Soldaten in jenem ersten Kriegswinter des 1. Weltkriegs, hier nachzulesen: „So Gott will werde ich nächstes Jahr wieder mitfeiern können“